beinigen Ständer (päränet), um daraus lange Lagen zum Färben mit Indigo (tärum) herzurichten.
Hier sehe ich von einem Wickler Garn aut Stäbchen fürs Webschiffchen (duräk)
rollen, dort auf dem Webstuhle (tlnum) die Kette spannen. Ein Mädchen schiebt eifrig ein
bunt beschnitztes Schiffchen zwischen den beiden Fadenlagen hindurch und klopft kräftig
unter lauterfi Geklapper mit einem geglätteten Stabe den Faden an.
So gehe ich von einem Hause zum anderen, und mir folgt die Schar der Dorfkinder.
Noch manche Mutter reicht mir ihr Kind zum Bewundern. Reizend ist ein kleines Mädchen,
welches als einziges Bekleidungsstück ein silbernes Kettchen (gändil) um den Leib trägt, das
durch eine prächtige, S-förmig gebogene Spange, eine Ranke darstellend, geschlossen wird.
Es zeigt, wie alle Kinder, die das erste Lebensjahr noch nicht lange überschritten haben,
nicht die geringste Furcht und drückt sein dunkelhaariges Köpfchen dicht an mich.
Plötzlich stürzt Alles hastig davon, mich mit dem kleinen Mädchen allein lassend,
— ich denke an einen wildgewordenen Büffel und s e h e m e i n e n Gatten um die
nächste Dorfecke biegen|J--'Lachend, aber nur langsam und mit vieler Mühe überzeuge ich
die Sasakfrauen von der Ungefährlichkeit des großen, bärtigen Mannes. Allmählich versammelt
sich das scheugewordene Dorfvolk wieder. Es gelingt uns auch, das volle Vertrauen
der Leute zu gewinnen und photographische Aufnahmen von ihnen zu machenl“
D i e D ö r f e r .
Die S e m b ä l u n -D ö r f e r bestehen wie in Sadjang aus reihenweise geordneten
Häusern (Taf. X, Fig. 2). An Allem sieht man sofort, daß man es hier mit einer wohlhabenden
Bevölkerung zu tun hat. Die Häuser sind verhältnismäßig groß und haben bis
l 3/* m hohe Fundamente aus
Stein mit Erde. Der Steinsockel
(Fig. 8) fällt in einer
Terrasse ab, die als Vorgalerie
dient.: Zum Wohn-
hause steigt man in drei bis
vier hohen Stufen hinauf. Der
Fußboden des ganzen Ge-
bäudesistwiein unserendeutschen
Bauernhäusern mit
einer festgestampften Lehmschicht
bedeckt. Das Dach
reicht ein ganzes Stück über
den erhöhten Fußboden
hinab, sodaß das Innere gegen
das Eindringen der Fallwinde
F ig . 9. E in K iic h e n h a u s in S em b ä lu n . geschützt ist. Die Häuser
zeigen schon eine-höhere Stufe der Baukunst. Die Balken sind vierkantig, ca. 10 cm im
Durchmesser und mit einem Meßstab (lägu Ükuran) genau abgepaßt. Zum Behauen derselben
benutzt man ein eigenartiges Beil. Dieses ist breit, einer Schaufel ähnlich, die jedoch nicht
in der Ebene des Stieles liegt, sondern durch ein Doppelknie seitlich verschoben ist. Die
Pfeiler erhalten Löcher, in die hinein die verbindenden Querbalken gesteckt werden. Zur
Befestigung schlägt man Holzzapfen durch, auf deren Enden die Dachbalken geschoben
sind. Ist das Gerüst fertig, so wird es ausgerichtet und durch Eintreiben von Keilen
mit einem Holzhammer (mântok tâta) zwischen die Balken festgesetzt.
Das Dach besteht lediglich aus Bambusrohr und ist mit Alang-alang-Gras (rfe)
gedeckt. Die Hauswände bestehen wie überall aus einfachem Bambusgeilecht, doch bilden die
zur Befestigung verwandten Rohrfäden zierliche Rosetten. Zimmerleute gibt es bei den
Gebirgs-Sasakern noch nicht, sondern jede Familie baut sich ihr Haus selbst, wobei die
Verwandten der Umgegend helfen. In der Verwandtschaft befindet sich auch meist ein
Künstler, der die kleinen Schnitzereien herstellt.. ;-p'
Außer dem eigentlichen Wohnraum existiert wie in Sadjang ein Seitenkämmerchen,
das als Schlafgemach gedacht ist, aber meist nur zur Aufbewahrung von Vorräten dient.
Die Bettstatt (mäla), die, wie auf Java, eine aus Bambus gefertigte Pritsche darstellt,
befindet sich in der einen Ecke des Zimmers und zwar unmittelbar neben dem Herde.
Da es nämlich in diesen Höhen des Nachts für den Eingeborenen bereits empfindlich kalt
ist, so dient der Herd zugleich als Ofen, in dem ein Feuer unterhalten wird. Deshalb
nennt der Gebirgs-Sasaker auch seine Schlafstätte meist „atas api = überm Feuer“.
Außer der Küche im Wohnhause findet sich auf der Sembälun-Ebene noch ein
besonderes K ü c h e n h a u s , dag- bei den Reichen nie fehlt (Fig. 9). Dieses ist, wie das
Wohnhaus, auf einem Lehmfundament, jedoch niedriger, errichtet und hat gewöhnlich an
seiner Giebelwand eine schmale Vorgalerie, unter der allerlei frische Früchte, besonders die
Zwiebeln, am Dachbalken hängend, aufbewahrt werden.
Der Grund für das Vorhandensein zweier Küchen dürfte in der Größe der Familie
zu suchen sein. Während die ältere Frau ihre Herrschaft im Wohnhause behauptet, kocht
die jüngere meist in dem Küchenhause.
Die K ü c h e n e in r i c h t u n g ist in beiden die gleiches^ind nur im Wohnhause
etwas reichlicher bemessen. Der aus Lehm und Steinen gemauerte vierteilige Herd
F ig . 10. D e r r e ic h lic h e H a u s r a t e in e s S a s a k e r s m S em b ä lu n .
(Taf. XII, Fig. [1), wie er schon von Bajan erwähnt wurde, die “ vielen Wasser- und
Trinkgefäße, Kochtöpfe und Bratpfannen, Gemüsekörbe und Salzbüchsen, die ringsum angebrachten
kleinen Recks mit Körbchen voll Gewürzen und die breiten Gesimse, die
an der Verbindungsstelle von Hauswand und Dach angebracht sind, die ersten Anfänge zur