Das ganze Gebiet von Loloän bis 40U m Meereshöhe der Gegend nördlich
Dasan-bilok, ist eine P a r k l a n d s c h a f t , bestehend aus Akazienwäldern mit Buschgruppen,
abwechselnd mit Wiesen und Alang-alang-Graswildnissen. Überall begegnet man Schweinespuren,
und hin und wieder sieht man einen Wildhahn oder ein Muntjak-Reh (Cervulus)
erschreckt durch unsere Annäherung davoneilen.
Im ganzen Küstensaum bis an die Grenze der Akazienwälder ist reiches Vogelleben,
welches oberhalb 400 m schnell abnimmt. Es sind jedoch dieselben Arten, die man
hinauf bis zum Rindjani findet.
Die erste Nachricht vom Rindjani bringt uns bei Batu Säntek der Putih-Fluß mit
seinem weißen, vom hohen Kalkgehalt herrührenden, aus dem Kratersee „Segare-Anak“
kommenden Wasser. An einer Stelle zeigt das Tal eine Steilwand von fast 60 Metern,
bestehend aus Kiesen und Sanden, einer früheren Phase der Putih-Talbildung angehörig,
unter denen fast in Höhe des Flusses der anstehende Fels, graue Andesit-Lava des Rindjani,
zutage tritt.
Um die Träger zu wechseln, wurde hier Halt gemacht. Ohne sich vor meiner
Frau zu genieren, warfen die Leute ihre Kleidung ab und stiegen ins Wasser.
So schön die Wege in den Akazienwäldern gewesen waren, so schlecht'wurden sie
nun, denn nur Bachläufe bildeten unseren Weg durch den jetzt beginnenden Hochwald.
Die Tage vorher hatte es unaufhörlich geregnet, weshalb wir unsere Pferde verlassen, und
durch den lehmigen Schlamm hinaufwaten mußten.
Es ist pflanzenbiologisch von Wichtigkeit, daß schon oberhalb Dasan-bilok bei
ungefähr 600 m Meereshöhe die Kokospalmen verschwinden und bei ca. 700 m die
nassen Reisfelder aufhören. Auf den Steinen und Bäumen erscheinen bereits Flechten,
doch zeigt der H o c h w a ld trotz seiner Lianen und Baumfarne, sowie seinem Unterholz
nicht jene strotzende Üppigkeit, wie ich sie in den tropischen Regenwäldern Sumatras
gesehen habe. Ein hoher Verbenaceen-Strauch fällt durch seine scharlachroten großen
Blütentrauben, von der jedes Blütchen eine glockenartige Rachenblume bildet, besonders auf.
Der Hochwald (Taf. II, Fig. 2) um 800 m besteht zum großen Teile aus Feigen-, Wolfsmilch
und Pterospermum-Bäumen, ferner Verwandten des Cacaobaumes, wie Styracaceen und
Apocyneen. Hohe Linden (Triumfetta, Elaeocarpus) breiten ihr weites Laubgewölbe aus,
und einige Riesenbäume (Dipterocarpus, Canarium) überragen alles. Das Unterholz wird
von niedrigen Bäumen und Sträuchern, Myrsinaceen, Lorbeergewächsen, Saurauja u. a. gebildet.
Rankende Pandaneen, Cissus- und Ca/amus-Stränge verbinden die Baumkronen zu
einem dichten Laubdach. In den Waldlichtungen sieht man Schneeballgewächse, zierliche
Melastoma- Bäumchen und Sträucher, sowie hohe, buntblumige Kräuter, Clerodendron,
Cannaceen und Zingiberaceen mit wcitleuchtenden Blütentrossen, eine stinkende Ziestart,
Helmkraut, eine Primel und andere. Die verschiedenartigsten Farne bekleiden den Boden
und erfüllen die Felsenlöcher, besonders Polypodiaceen, u. a. der prächtige Schirmfarn (Pteridium)
und der fast überall zu findende Adlerfarn (Pteris). Aus den üppigen Moos- und Lebermoosrasen
ragen die zierlichen Adiantum hervor, und hier und da steht an einer Lichtung
eine Zwergpalme.
In diesen Wäldern wurden einige wichtige Reptilien und Amphibien gesammelt, darunter
eine von J. Roux*) als neu beschriebene Blindschleiche (Typhlops Elberti). Eine
*) Reptilien und Amphibien. Zoolog. Jahrbücher, Bd. 30. Heft 5. 1911. S. 495— 508.
Skink-Eidechse (Mabuia) konnte später durch die ganze östliche Inselkette bis nach Wetar
verfolgt werden.
Von oben bis unten mit braunem Lehm bedeckt, erreichten wir S a d j a n g , 826 m
ü. M. Als wir uns zum Essen rüsten wollten, fehlte die Küche. Ich lud dem Dorfhaupte
die Verantwortlichkeit auf, und gerade hatten wir unser Nachtmahl mit den
Händen aus der Konservenbüchse geholt, da erschien die Küchenkiste. Als aber endlich
der Tee vor uns dampfte, auf den wir uns schon so gefreut, mußten wir entdecken, daß
er trotz der starken Dosis Blätter und guten Filtrierens des Wassers ganz faulig schmeckte.
Die Sadjanger sind nämlich lediglich auf das Wasser angewiesen, das sich bei
Regen in den Pfützen sammelt. Da es in dieser Höhe bereits häufiger regnet, fängt man
das Wasser in Bambusgestellen auf (Fig. 4). Ein im Dorfe vorhandener Senkbrunnen
befriedigt mit seinem wenigen
Wasser dieBedürfnisse des Dorfes
nicht.
Die Eigenart der sasakschen
D o r f a n l a g e fällt hier besonders
in die Augen. Die Wohnhäuser
liegen in annähernd nordsüdlichen
Reihen, unddieVorder-
front ist durchweg nach Osten
gerichtet. Zwischen ihnen laufen,
ebenso angeordnet, ver-,
schiedenartige Hütten, Schlafhäuser
(barüga), Arbeitshäuser
(pöndok), Reisschober (sämbi),
Pferde- und Ziegenställe (kän-
dang bäre und pöndok bädus).
Die größere Zahl der Reisschober,
kleine (sämbi) sowohl,
wie große (lembung) liegen zusammen
am Ende des Dorfes.
Das ganze Dorf ist von einem gemeinsamen Zaun umgeben;; ;im Gegensatz zu
Bajan, wo drei bis vier Häuser je eine Umzäunung besitzen, während man in anderen
Teilen Lomboks, wie später berichtet wird, beide Arten vereinigt findet.
Die Hütten sind noch primitiver und ebenso ärmlich wie die Bevölkerung. Das
Steinfundament fehlt häufig ganz bis auf einen Steinring oder wird durch einen niedrigen
Erdwall ersetzt.
Da Sadjang bereits in der gemäßigten Bergregion liegt, sind seine Hausdächer
zum Schutz gegen die Nachtkälte (ca. 18° C.) stark überhängend. Sie decken auf diese
Weise einen schmalen Gang, der durch Umzäunung in eine Art Vorgalerie umgewandelt
wird, die in der Landschaft Bajan nicht gesehen wurde.
Trotzdem Ziegen, Hunde und Hühner zwischen den Hütten umherlaufen, sieht
doch alles ziemlich reinlich aus, wofür besonders die abgemagerten ewig hungrigen Dorfhunde
zu sorgen scheinen.