selbst eine Antiklinale konstruiert. Da die Korallen sich aui bereits vorhandenen unterseeischen
Erhebungen ansiedeln, müssen die Schichten dem Untergrund entsprechend gelagert,
häuiig also geneigt sein. Unter den Korallenbildungen Munas liegen an verschiedenen
Punkten Tertiärkalke, so im Wadia-böro. Der südöstliche Teil der Insel hat anfangs ein
Eiland für sich gebildet, das verlandet wurde, als von N her die riffbildenden Korallen sich
weiter südwärts vorschoben. Die' obere Hälfte des Wadia-bäro macht diesen letzten Vorgang
der Entstehung deutlich. Die Oberflächen der auf der Skizze mit IV und V be-
zeichneten Gesteinsbänke sind flachwellig, die von VI höckerig bis kuppig und die von Vll
zackig mit Graten und Felsklö'zen. Entsprechende dem Hinaufwachsen des. Riffes zur
Wasseroberfläche nämlich paßt sich das Tiergebäude immer mehr den zerstörenden Einwirkungen
der Brandung an, indem es widerstandsfähigere Oberflächenformen bildet.
In der Nähe der Ufer der Buton-Straße liegt eine Reihe flacher, aus Korallenkalk
bestehender Inseln. Eine ganz kleine, an der schmälsten, ca. 300 m beiten Stelle bei Baruta
trägt wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Boot den Namen: Steinschiff „Batu käpal“. Die hier
55 Faden tiefe Meerenge hat besonders perlenreiche Muschelbänke,, auf denen schon mancher
kühne Taucher seinen Tod gefunden hat. Sie bietet wegen ihrer starken Strömung auch
eine große Gefahr für die Schiffe, da das Wasser mit unglaublicher Geschwindigkeit
hindurchjagt. „ j , • V w
In Ra ha an der Nordost-Küste Munas war bei unserer Ankunft gerade niedriger
Wasserstand, sodaß die Landung wegen des breiten, flachen Strandes einige Schwierigkeiten
verursachte Das viele und schwere Gepäck mußte zweimal in kleinere Fahrzeuge umgeladen
und zuletzt ein weites Stück durch das seichte Wasser hindurch getragen «erden
Da Soldaten zur Hilfeleistung herbeikamen, konnten wir aber noch vor Einbruch der Nacht
unsere Zelte nahe dem Biwak aufschlagen. Raha, das seit einiger Zeit von der Regierung
zur Militärstation und zum Hauptort gemacht war, bildete fortab für unsere Muna-Reisen
das Standquartier. , 4 .' , , j _
Bereits am Tage nach unserer Ankunft statteten wir dem Großkomg der Insel, dem
Lakina (laki der König; n a w Nachdruckpartikel) Muna (auch Wuna), der seit der Unterwerfung
des Landes in Raha seinen Wohnsitz hat, einen Besuch in seinem vorläufigen und
wenig königlichen Hause ab. Nachdem wir fast unter Lebensgefahr die Leiter zu diesem
Palaste“ hinaufgeklettert waren, bot uns der König das einzige Vornehme seines Inventars,
einen Sluhl, an. In liebenswürdiger Weise ging er auf alle unsere Wünsche ein und versprach,
Fische und Kleingetier für uns sammeln, selbst das Modell eines Muna-Hauses anfertigen zu
lassen und schenkte mir schließlich noch seinen königlichen Schild, ein Zeichen besonderer Huld,
da heute die Bewohner Munas diese Schutzwaffen nicht mehr benutzen. Als Gegengabe
überreichte ich ihm eine kräftige Taschenuhr nebst Kette mit prächtigen Glas-Amethysten.
Schon tags darauf erschien der Landesfürst mit seinem gesamten Hofstaat, festlich
gekleidet in feierlichem Aufzuge,*) und eine nicht endenwollende Reihe bewegte sich die
Dorfstraße entlang zu unserem Zeltlager. Voran schritten vier Lanzenträger und die Pagen
mit den Reichs-Insignien, einem langen Köpfschwert und schmalem, mit Muscheln und
Haarbüscheln besetzten Schild, einem Überrest aus alter Zeit. Dann folgten die Minister
und hinter dem König die Räte und Reichsgroßen, ein jeder von seinen Leibeigenen begleitet
welche den unförmigen Sirih-Kasten (Singapore-Modell) und eine Lanze trugen.
Mein Mäsila war in seinem Element, er meldete mir mit großem Wortschwall, daß seine
») Siehe auch Rangliste im Kapitel „Staatsverfassung des Reiches Buton“.
königliche Hoheit geruhten, mich aufzusuchen. Langsam und gemessen schritt der Lakina
einher, den Kopf umwickelt mit einem orangefarbenen Tuche und gekleidet in einen
schwarzen portugiesischen Kavaliersrock (Modell aus dem 17. Jahrhundert!) mit rosaroten
Aufschlägen und reichlichem Silberbesatz, sodaß mir unwillkürlich die Erinnerung an
Shakespeare’sche Dramen kam. Schon stand der hohe Herr vor mir, als Mäsila noch
immer redete und seine Worte beschloß: „Er ist da, mein Herr und Gebieter.“
Das Handschütteln war so herzlich, daß es kein Ende nehmen wollte. Als ich
glücklich mit der ganzen Gesellschaft fertig war, setzte ich sie auf die vorhandenen Expeditionskisten
und ließ durch meine Javanen, die in ihren weißen Anzügen wie indische
Kellner aussahen, Tamarinden-Limonade in allen möglichen zoologischen Sammel-Gläsern
reichen. Nachdem mit Hille des Dolmetschers die übliche Frage vom Besucher gestellt
war, ob es mir gut gehe, setzte ich den Leuten den Zweck meines Aufenthaltes auf dieser
Insel auseinander. Erst als ich ihnen präparierte Fische, Schlangen und Vögel zeigte, begriffen
sie unsere Absichten. Als wir aber farbige Bilder von allerlei großen Tieren hervorholten,
war ihr Vergnügen so groß, daß sie versprachen, recht viel für mich sammeln
zu lassen. Zum Schluß stellten wir für den Abend eine kinematographische Aufführung
in Aussicht, von der sie sich natürlich gar keine Vorstellung machen konnten.
Pünktlich wie Kinder, die zum Zirkus wollen* waren die ,Leute abends zu r Stelle.
Es fehlte niemand, und hinter den Sitzen der hohen Herrschaften stand dicht gedrängt das
Volk. Mit Interesse verfolgten wir das Gebahren unserer Zuschauer, die tief in die Betrachtung
der lebenden Bilder versunken waren. Die würdevollen Häupter vermochten ihr
Entzücken nicht zu verbergen, und immer wieder hörte man ein beständiges „illa illala, ä, ä,“
denn sie konnten sich nicht darüber beruhigen, daß die Menschen auf der Leinwand
wirklich lebten.
Auf meine Frage, welches von den Bildern sie noch einmal zu sehen wünschten,
baten sie um die große Stadt in Europa, nämlich die Friedrichstraße in Berlin, bei deren
Anblick ihnen die Wagen ohne Pferde am meisten imponierten. j S Noch stundenlang, so
teilte mir der Dolmetscher mit, sollen sie über die Wunderdinge von Europa gesprochen
haben. Die Aussicht, noch einmal diese Bilder sehen zu dürfen, bewirkte, daß tags darauf
allerlei Tiere herbeigeschleppt wurden.
Unsere z o o l o g i s c h e Au s b e u t e auf Muna war denn auch trotz der Armut des
Landes zufriedenstellend. Merkwürdigerweise ist im Küstengebiet die Vogelwelt reichlich
vertreten, sodaß ich gleich am ersten Tag die Flinte zur Hand nahm. Mit Vergnügen sah
ich auf einem Kapok-Baum unweit des Militärbiwaks einen niedlichen Lori. Schon hing
der schöne Balg vor dem Zelt der Präparatoren, als sich eine Soldatenfrau kreischend auf
ihn stürzte und in ihm die Reste ihres zahmen sprechenden Vogels erkannte. Ich mußte
mein Jagdglück mit einem hohen Schmerzensgeld bezahlen. Dieses sollte aber nicht die
letzte Überraschung sein. Mein chinesischer Koch Long-Ek hatte kurz nach Sonnenuntergang
ein Wildschwein in unmittelbarer Nähe des Zeltes gesehen und konnte es mir
in der Tat in einer bewaldeten Schlucht zeigeff. Ein S c h u ß g ^ und man hörte etwas
davonlaufen. Nach einigen Tagen durchdrang ein pestilenzialischer Geruch die Gegend,
den wir anfangs den Ausdünstungen der Mangroven zuschrieben, bis wir durch Zufall den
Kadaver eines wilden Pferdes entdeckten — meine Jagdbeute.
Auf der Insel gibt es nämlich zahlreiche wilde Pferde, kräftige Ponies. Die Munanesen
sind jedoch sehr schlechte Reiter und verstehen nicht mit ihnen umzugehen. Sie schneiden
den gefangenen Tieren den Rücken auf, damit sie, durch den Schmerz gehindert, ihren