Zu alledem wurde uns ein ganzer Berg Kafleekuchen vorgesetzt. Ölgebackenes,
bestehend entweder aus Reismehl mit Zucker und Wasser (tjutjür; jav. kütjur) oder aus
mehr oder weniger grobem Reisgries mit geraspelter Kokosnuß (tjutjür tenfeh).
Dieser Mannigfaltigkeit an feineren Eßwaren entspricht auch die K ü c h e n e in r ic h tu n g ,
die für einen Eingeborenen-Haushalt reichlich zu nennen ist und im Gegensatz zu den Bewohnern
Bajans und Sadjangs eine hohe Stufe der Vervollkommnung erreicht hat. Natürlich
gibt es auch hier Unterschiede bei Armen und Reichen. Im allgemeinen erinnert die Küche
an die javanische, doch fehlen noch manche Dinge, die ein balinesischer Feinschmecker
nicht entbehren möchte.
Das K ü c h e n h a u s (bälen paün) hat zwei Abteilungen, die eigentliche Küche (sangkok
oder ömpet paün) und die Vorratskammer (dälam paün). im Kochraum sieht man neben
einem gemauerten zweilöcherigen, oft halbmondförmigen Herde tönerne
Feuerstöfchen (djalfek), in denen gelegentlich auch, wie in Java, auf
Holzkohle gekocht wird. # .
Was sich in einer solchen Küche alles befindet, zeigte mir
die Besichtigung der Häuslichkeit der alten Distriktshauptswitwe. Ihre
Reichhaltigkeit steht kaum hinter europäischen Einrichtungen in Indien
zurück.
Im javanischen Messingkessel (patekoän) brodelte das Wasser
zum Dämpfen des im aufgesetzten Trichter (pfemökan) aus Bambusgeflecht
befindlichen Klebreises; zwischen beiden war zur Dichtung ein
aus Blättern geflochtener Ring (lalenkfe) angebracht (Taf. XIII, Fig. 20).
Daneben wurde in einem gewöhnlichen Tontopfe (parük, rawä) Reis
unter Umrühren mit einem Holzspatel (pangaür) gekocht. Auf einem
Untersatze (lekär) steht eine importierte eiserne Bratpfanne (pan-
göröngan) mit kleingeschnittenem Hühnerfleisch. Eine Frau, sitzend
auf einem Holzbänkchen (untaü), bemüht sich mit einem Fächer (antfep)
das Feuer anzufachen. Neben ihr liegen auf einem Fleischhackblock
(talenän) die beliebten kleingeschnittenen Stückchen Magen und
Leber für scharf gewürzte Zuspeisen, auf einem Brettchen (landesäng
bawäng) die bei den Eingeborenen so geschätzten Zwiebeln, und in
einem Steinmörser (lisung bätu) die bekannte rote Paste von in frischem
F ig . 56. E in e S p e is e n am p e l ,
z u m S c h u tz g e g e n A m e is e n
u n t e r d e r D e c k e a u fg e h ä n g t.
Zustande zerriebenen Gewürzen. Auf einer besonderen Topfbank (sentäng djalfek) stehen
allerhand Gefäße, z. B. eine- Kuchenbackpfanne (keketfeh), Eßteller aus Kurbisschalen,
große (papäl) und kleine (pankon), sowie tönerne Trinkgefäße von javanischer Art (tjferetan).
In der Wand stecken allerlei Löffel, darunter ein Schaumlöffel (panapäs). Große und kleine
Tongefäße, (bong, lap) lehnen in der einen Ecke, Besen (panjapfen), Reisschwinge (ngirü)
in der anderen neben einigen Mörsern aus Holz und Büffelhaut (lisung genäng) zur
Herstellung von Mehl und Gries, sowie eine dreibeinige, bockartige Kokosnußraspel
(keru) und junge Bambusrohren (palemän ämpel) zum Klebreiskochen. Sogar ein Flussig-
keitstrichter (plesök) aus einem Kürbishals fehlt nicht. Kürbisflaschen dagegen, Bambusrohren
zum Wassertragen und andere primitive Dinge, wie der Gebirgs-Sasaker sie benutz ,
konnten nicht bemerkt werden. ~ I
Die S p e is e k am m e r war reich gefüllt. An der einen Wand war ein tischartiges
Reck (sempära) angebracht, auf dem sich in sackartigen Deckelkörben (nönjfeng) und anderen iS runden und eckigen, mit oder ohne Deckel (kerb, rompök) — Reis und Klebreis befand, in
flachen, geflochtenen Schalen (kraröh) Mais, in großen Tragkörben (kebän) Knollenfrüchte,
in weitmaschigen tiefen Körben (bäka batükan) Baumwolle, in kleineren Kemiri-Nüsse, Curry
und die gewöhnlichen Gewürze, dann in Bambusbüchsen Salz und Sonstiges. Noch viele
andere Dinge lagen herum: große hölzerne Servierbretter (tabäh), buginesische importierte
Speisenträger (antjäk) aus Messing, Holzplatten (sampäk) für Zuspeisen und verschiedenartige
geflochtene Speisendeckel (temböla) (Fig. 10).
Von der Decke hingen Ampeln (oköng) herab (Fig. 56), in denen zum Schutz gegen
Ameisen süße Speisen auf einem hineingestellten Kokosteller aufbewahrt wurden. An den
Wänden waren Haken (pängeit) aus Bambuszacken angebracht, an denen Bananentrosse,
Bündel roter und weißer Zwiebeln, Schoten von grünem und spanischem Pfeffer, verschiedene
Gurken, Säckchen (mtk£, balässe) mit Tabak und Gambir, Pakete aus Pinang-Rinde
(klünkung sangst) mit Kalk u. a. aufgehängt waren.
Ganz ähnlich, wie bei uns die Städter Suppenkräuter in Kistchen, so ziehL man
hier in mit Erde gefüllten Körben verschiedene Gewürze; meist wird spanischer Pfeffer
darin zu Setzlingen angetrieben.
Diese Treibkörbe werden für
gewöhnlich in niedrige Fruchtbäume
gehängt.
Zum ersten Male begegnete
mir hier ein berufsmäßiger Z im m
e rm a n n (merangih). Inmitten
des großen Dorfes liegt eine
S c hm ie d e (pöndok prap£n).
Der Ofen (prap£n) ist ein ausgehöhlter,
ca. I1/* m hoher Lehmkegel,
durch dessen Fuß von
außen her eine Bambusrohre
gelegt ist, die mit einem Blasebalg
(kemp^s), d. i. einem zugenähten
Ziegenfell, in Verbindung
F ig . 57. S c h m ie d e in P r in g a b a j a .
steht. Auf dem beigegebenen
Bilde (Fig. 57) sieht man die Leute bei der rArbeit. Ein Mann zieht den Blasebalg
wie eine Harmonika, und der Schmied (pände) glüht in einem Holzkohlenfeuer sein
Eisen, das er auf einem Steinblock oder Eisenklotz bearbeitet. Der vorn sichtbare große
Holztrog (tekör) ist mit Wasser gefüllt und dient zum Abkühlen des Eisens.
Streifzüge im südöstlichen Küstengebiet.
Unter der Führung unseres Tuan Abdurrachmann ging das Gepäck auf 22 Packpferden
nach Selong voraus, während wir mit drei Wagen, die ebenfalls hoch bepackt waren,
folgten. Der Weg führte über zahlreiche Bergflüsse von Apitaik über Lenek nach Rempung
durch einen Wald, der durch seine Wildschweine berüchtigt und nachts fast unpassierbar
ist. Nicht selten soll es hier Vorkommen, daß Menschen angefallen und arg zugerichtet
werden. Zur Zeit liegt ein Mann in dem neugebauten Hospitale von Selong, dem man einen