Nach Hagen*) besteht bei den Kubu und Martin**) bei den Senoi die Lippenschleimhaut
nur in der mittleren Hälfte und fehlt in den Mundwinkeln, die dadurch wie aufeinander
gepreßt aussehen. Etwas Ähnliches fand ich, wenn auch nicht gerade allgemein, auf Muna.
Die Schleimhaut dehnt sich auf etwa 3/4 der Lippen aus, was besonders deutlich bei den Frauen
von Mittel- und Siid-Muna hervortritt. Die Mundspalte erscheint in den Winkeln zugekniffen
und lippenlos.
Die N a s e kann als breite platte Stumpfnase bezeichnet werden. Bei Frauen tritt
der vordere Nasenstachel zurück, sodaß die meist gerundete Spitze in die Höhe gerichtet
ist und die Löcher weit sichtbar sind. Solche Nasen fielen mir bei den Wäsindöli-Mädchen
aus West-Muna auf. Im östlichen und im nördlichen Teil sah ich außerdem stark ausgebildete
Nasenflügel bei beiden Geschlechtern. In dem einen Falle ist der Flügelrand etwas aufgeklappt,
und das Nasenloch erscheint groß, im anderen ist er seitlich heruntergezogen,
und das Loch klein und länglich. Die Nasenflügel heben sich außerdem oft allseitig kugelig
ab, während sie sonst gleichmäßig in den breiten Rücken übergehen.
Die Nasenwurzel liegt tief, und der Rücken ist kaum erhöht, sodaß das Gesicht wie
eingedrückt aussieht. Sie endet meist mit breiter Basis, doch geht sie bei den Leuten im
nördlichen Gebiete trotz ihrer Plattheit öfters mit niedrigem Kiel in die Stirne über, vielleicht
ein Zeichen einer bereits stattgefundenen Mischung mit Toradja-Blut. Ein Nasenhöcker tritt
nicht hervor, eher ist eine Einsattelung wahrnehmbar. Der Hauptsache nach stimmt die
Nase der Munanesen mit der von F. Sarasin***) beschriebenen Toala-Nase überein.
Die O h rm u s c h e ln sind mittelmäßig, doch beobachtet man ausgesprochen große
Ohren nicht grade häufig und dann nur bei Männern.
Der F u ß ist besonders charakteristisch und mit Merkmalen niedriger Bildung
versehen. Er ist plump stark fächerförmig nach vorn verbreitert und besitzt einen
graden innernen Rand, während die kleine Zehe stark seitlich gekrümmt heraustritt. Die
äußeren 4 Zehen sind öfter nach innen zur größten hin umgebogen und sehen dann einem Greiforgan
ähnlich (s. Fig. 81, a), während letztere bei manchen nach auswärts gebogen ist. Die
Fußbildung gleicht der von den Toalas, wie sie Sarasin (S. 56) beschreibt und abbildet. Die
klaffende Lücke zwischen der großen Zehe und der zweiten tritt hervor, doch scheint sie
nicht beeinflußt zu sein von den hier durchgezogenen Riemen der Sandalen, die auf Muna
und Buton bei größeren Wanderungen auf dem spitzen Korallenkalk und auf Celebes beim
Rottansuchen im Gebirge zum Schutz gegen die Dornen, getragen werden.
Das reichliche H a a r ist bald flachwellig, strähnig und steif, jedoch mit Neigung zur
Bildung halbmondförmiger Haken, wodurch es ein wenig an den Negerkopf erinnert, bald
kurzwellig bis lockig. Da das kymotriche Haar im südlichen Teile der Insel überwiegt,
so darf man vielleicht annehmen, daß dieses das ursprüngliche der Urbewohner war. Eine
Unterscheidung beider Typen nach dem Haar ist hier nicht durchzuführen.
Bei Männern wächst bei Annäherung an das 30. Lebensjahr ein spärlicher harter
Schnurrbart und ein leichter Bocks- oder Kinnbart, der sich bei einzelnen Leuten im östlichen
und südlichen Muna in dürftiger Form an den Backen hinaufzieht. Das Vorkommen
von Kinnbärten im südöstlichen Gebiete ist wohl auf butonesische Beimischung zurückzuführen.
Auf Buton nämlich und mehr noch, wie früher mitgeteilt, auf den Tukang-besi-Inseln sind
lichte Vollbärte zu finden. Ich glaube nicht, daß es bei den Munanesen allgemeine Sitte ist,
*) Die Orang Kubu a. a. 0 ., S. 50.
**) Die Inlandstämme der Halbinsel Malakka, S. 398.
***) A. a. O. S. 62.
sich die Barthaare auszureißen; denn ich hörte nur im Norden Munas davon, wohl aber
wird das Haar öfter mit dem Haumesser geschnitten, resp. abgesägt.
Die Frauen haben wie die Männer bald lang-, bald kurzwelliges Haar, doch ist es
immer sehr reichlich. Nur bei einigen alten Frauen sah ich kahle Kopfstellen, die vielleicht
auf Herpes zurückzuführen sind. Ich halte es jedoch nicht für unwahrscheinlich, daß auch
gelegentlich ein künstlicher Zopf, wie auf Buton, getragen wird. Die Munanesinnen vernachlässigen
ihr Haar nicht, wie das sonst bei den meisten Urvölkern der Fall ist, sondern
verwenden direkt Sorgfalt auf die Herstellung verschiedener Haartrachten (s. S. 153).
A u g e n b r a u e n sind spärlich und oft kaum vorhanden und zum Teil unter den
Augenschirmen verborgen. Die Wimpern sind im allgemeinen kurz.
Die K ö r p e r h a u t ist mit Falten und Furchen bedeckt; besonders im Gesicht und
an den Beinen (s. Taf. XIX, Fig. 1), besitzt also wie bei vielen niedrig stehenden Völkern
großen Mangel an Elastizität. Auch die gänzliche Vernachlässigung der Hautpflege spricht
für eine gewisse Ursprünglichkeit dieses Volkes. Nur bei wenigen Frauen sah ich mit Öl
eingefettete Körper.
Alle diese Merkmale passen auf die Beschreibungen Hagens von den Kubu, Martins
von den Senoi und Sarasins von den Toala.
D ie M u n a -B ew o h n e r b i l d e n jedoch k e in e n e i n h e i t l i c h e n , in s i c h a b g e s
c h lo s s e n e n M e n s c h e n ty p u s , sondern sie enthalten noch ein zweites anthropologisch höher
stehendes Element, das etwa der obenerwähnten Sarasin’schen Toradja-Schicht von Ceiebes
entspricht. D e r M u n a n e s e v om T o r a d j a - T y ß u s zeichnet sich durch seine ziemlich
gerade Körperhaltung, seinen, gegenüber dem beschriebenen, schlankeren Bau und geringerer
Breite’ seines Brustkastens, sowie durch die im allgemeinen höheren Schultern aus. Sein
Schädel ist lang, aber ebenmäßig geformt, gelegentlich auch schmal und zeigt dann eine
auffallende Ähnlichkeit mit Bugis-Köpfen. Das längliche Gesicht ist wohlgestaltet und etwas
zugespitzt, aber trotz der oft hervortretenden Backenknochen nicht eckig zu nennen. Das
Kinn ist ebenmäßig, zeigt nicht die Neigung vorzutreten, eher noch ein wenig zurückzuweichen.
Die S t i r n ist hoch, tritt öfter stark hervor, ist bei einigen Individuen aber auch ein
wenig fliehend. Die zentrale Vorwölbung fehlt, doch liegen über den Augen nicht selten
zwei von der Nasenwurzel ausgehende radiale Wülste, die den Eindruck machen, als seien
die Augenbrauen hochgezogen. Die Schnauzen- und Nasomalarfalte fehlt. Gelegentlich
ist mir eine leichte Mongolenfalte, die dem toaloiden Typus zu fehlen scheint, aufgefallen.
Leute mit langgezogenem Gesicht, schmalen Nasen, hoher und oft besonders scharf hervortretender
Stirn ähneln dem Mengkoka-Typus.
Der M u n d ist normal, schmal und oft schön geschwungen. Die Lippenschleimhaut
reicht bis in die Mundwinkel.
Die N a s e ist schlank und mittelbreit. Ihr Rücken ist grade und meist noch an der
Wurzel ein wenig erhöht, und ihre Flügel sind schmal und setzen häufig scharf ab. Bei
Leuten mit schmalen Gesichtern verlängert sich die Nase und tritt mit deutlichem, oft
starkem Höcker hervor. Gleichzeitig hängt die Spitze ein wenig über, sodaß ein jüdischer
Typus entsteht. Solche Gesichter scheinen außerordentlich scharf geschnitten; ich fand sie
vorwiegend im Küstengebiet und dort, wo zwei verschiedene Stämme sich miteinander
vermischen, wie in Mengkoka. Von diesem Mengkoka-Typus wird später noch die Rede sein.
Die O h r e n scheinen mir oft etwas stärker in die Länge gezogen zu sein, doch
könnte man sie nicht als groß bezeichnen.
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