wohner zur Waktu-telu (s. S. 11), doch kümmern sie sich um ihre muhamedanische Religion
herzlich wenig.
Die Buda-Sasaker in den südwestlichen Bergen sind zum Teil ihren heidnischen
Göttern noch treu geblieben. Da meine Zeit nicht mehr ausreicht, um diese Volksstämme
zu besuchen, habe ich Gründler damit betraut, dessen Bericht später folgt.
Sowohl im südlichen, wie im früher besuchten nördlichen Lombok fällt die Reinlichkeit
der Dörfer besonders angenehm auf, doch läßt sie schon in dem Gebiete von
Selong und Praja nach und nimmt mit der Annäherung an das westliche Lombok immer
mehr ab. Diesen Umstand möchte ich hauptsächlich dem Einfluß der Balier zuschreiben,
deren Anzahl mit der Annäherung an die West-Küste Lomboks immer größer wird. Diese
pflegen alle Abfälle ihrer Küche vor das Haus zu werfen, um ihren geliebten, zahlreichen
Schweinen ein Eldorado zu verschaffen. Die frei herumlaufenden Tiere sorgen denn
auch gründlich dafür, die Umgebung der Häuser in stinkende Düngerhaufen und Jauchepfützen
zu verwandeln.
Trotzdem in den gemischten Dörfern die Sasaker von den Baliern getrennt in abgeschlossenen
Vierteln wohnen, strotzt es auch hier bereits überall von S c h m u t z . Besonders
gilt dies von den großen Ansiedlungen in der Gegend von Narmada. Die Häuser
stehen meist nur U/2 bis 3 m auseinander und sind gewöhnlich noch durch Hühnerställe
verbunden. Sie sind klein und verwahrlost, was den Eindruck der Unsauberkeit erhöht.
Auch hier stehen sie in Reihen, nur daß ihre Vorderseiten einander zugewandt sind und
die Verbindungswege auf den Rückseiten der Häuser laufen. Der Raum zwischen den
Vorderfronten dient als Stapelplatz für Holz und Feldfrüchte. Zwischen allerlei Gerätschaften
liegen hier Haufen von Abfällen. Von Haus zu Haus sind Fäden gezogen, an denen Fisch
und Fleisch zum Trocknen hängt, und unter den Dächern sind große Bündel von Zwiebeln,
Gewürz, Tabak und Gurken befestigt. Aufgespannte Büffel- und Kuhhäute vervollständigen
die Duftfülle, die schwer auf Lunge und Magen drückt.
Man ist überrascht, unmittelbar neben diesem schmutzigen Dorfe schloßartige Anlagen
zu finden. N a rm a d a , das Lustschloß der ehemaligen b a l i s e h e n F ü r s t e n von
Karang Asem, welche 1740 Lombok unterworfen
hatten und nun als Könige beherrschten, liegt hier
in einer kleinen Seitenschlucht des Remenfcng-
Flusses. Hinter hohen Mauern verbirgt sich ein
idyllisches Stückchen Land. Eine Allee von schattigen
Feigenbäumen führt zwischen großen steinernen
Wasserbecken hindurch zum Vorhof mit
den Gesindehäusern. Eine besondere Mauer umschließt
drei Gebäude, deren mittleres, das Wohnhaus,
aus einem großen Eßsaal mit Vor- und
Hintergalerie, sowie zwei Seitengemächern besteht.
Auf der einen Seite liegt die Küche und auf der
anderen eine niedliche kleine Villa, unsere Wohnung für die Zeit unseres Aufenthaltes. Von
ihrer Mittelgalerie aus überschauen wir einen prächtigen, in Terrassen abfallenden Park
mit hübschen Wasserkünsten. Uns gegenüber erhebt sich in sechs Stufen der Tempelberg
mit einer größeren Halle und drei Tempelchen. Tief unten in der Schlucht leuchtet
der Spiegel eines ausgemauerten Teiches, in den ein liegender Elefant Wasser speit (Fig. 68).
Jenseits, am anderen Ufer, stehen drei mächtige Steinbilder, einen König mit seinen Wächtern
darstellend, und unweit davon erhebt sich eine interessante Sonnenuhr auf einem hohen
Steinfundament. Ein großes Schwimmbassin mit fließendem Wasser liegt im Schatten alter
Bäume, und Sturzbäder für die Dienerschaft brechen aus einer Mauerwand hervor. Die
überall angebrachten Steinfiguren aus dem Helden- und Göttermythus der Balier in Nischen,
an Toreingängen, Teichen und auf Treppenpfeilern vervollständigen das Bild eines königlichen
Gartens.
Hohe Treppen führen zu den auf Felsen ruhenden Steingebäuden empor, die trotz
ihrer Einfachheit inmitten der lichterfüllten Tropenlandschaft einen märchenhaften Eindruck
machen. Türen, Fenster und Galerien sind mit Schnitzwerk reich verziert, und die verschlungenen
Ranken- und zierlichen Blumenmuster in Gold auf purpurnem Grunde üben
eine eigenartige Wirkung aus. Auch die Reliefbilder stellen Szenen aus der Göttergeschichte
dar. Über einer Türe lauert ein Tiger, und feurige Zungenpfeile schießen aus seinem weit
geöffneten Rachen hervor. Gemälde in Rot, Blau und Schwarz, scharf kontrastierend mit
dem schneeweißen Grunde, stellen Kämpfe von Riesen dar: Auf einem Elefanten tronend,
fordert ein stolzer Krieger seinen Gegner zum Streite.
Noch vor 15 Jahren regierte hier der alte balische Fürst Ratu Agung Ged6 Ngurah
Karang Asem, König von Lombok, mit unumschränkter Gewalt. Seine hinduistischen
Untertanen verehrten ihn gleich einem Gott, da er nach ihrem Glauben von den Göttern
abstammte. Die ausübende Macht lag in den Händen balinesischer Reichsgroßen, der eingeborene
sasaksche Adel spielte gar keine Rolle. Die Pungawas, die balinesischen Oberhäupter
der Landschaften, übermittelten die Befehle des Königs den sasakschen Beamten.
Bei der Rechtspflege, bei Herrendiensten und Steuererhebung verfuhren die Balier
mit großer Willkür und die Bewohner Lomboks litten stark unter dem Drucke der Fremdherrschaft.
Mehrfach, aber stets vergeblich, hat das Volk versucht, das ständig drückender
werdende Joch abzuwerfen. Immer härter trafen die Strafen den Sasaker. Man nahm ihm
seine Ernte, seine Büffel, Gärten, sein Land und führte seine Familie oder auch ihn
selbst in Sklaverei. Fortwährend mußten die Leute an Wegen bauen, Häuser und Lustschlösser
für ihre balinesischen Herren errichten, sodaß ihnen wenig Zeit für ihre eigene
Arbeit übrig blieb. Ohne sich um Einspruch zu kümmern, schleppten die Balier die schönen
Sasak-Mädchen fort. Beschwerden beim König blieben unberücksichtigt und Todesstrafen
wurden verhängt ohne vorherige Untersuchung, oft nur um einen unbequemen Mann loszuwerden.
Bereits im Anfang der 90er Jahre erwog die Niederländisch-Indische Regierung, die
schon im Jahre 1843 einen Kontrakt mit dem Fürsten von Lombok geschlossen hatte, ob
es an der Zeit sei, diesem großen Elende ein Ende zu machen, als in Praja wiederum
ein Aufstand ausbrach. Die Balier hatten ihn jedoch schnell niedergeworfen und die
Drangsalierung des Sasaker-Volkes war noch größer als vorher. Die Leute wurden wie
Hühner hingeschlachtet.
In dieser Not wandten sich die Sasaker Ost-Lomboks an den General-Gouverneur
in Batavia. Dieser versuchte, durch Gesandte und Briefe auf den Fürsten einzuwirken, der
jedoch alle friedlichen Vermittlungen stolz zurückwies. Ein Lombok-Feldzug*) war die
unausbleibliche Folge dieses Verhaltens und am 6. Juli 1894 wurde bei Ampenan die
Kolonial-Armee gelandet. Die Holländer hatten schwere Kämpfe zu bestehen und erlitten
besonders bei Tjakra-Negara große Verluste. Schließlich wurde der Feind niedergeworfen
*) W. Cool: De Lombok Expeditie, den Haag 18%.