photographische Apparate und Platten, zoologische Utensilien, Papier und wasserdichtes
Packmaterial für Pflanzen, Chemikalien und Werkzeuge, zusammen also 33 Träger-Lasten.
Um den für diese Leute nötigen Reis zu schleppen, gehören allein 23 Mann. Da diese
und weiter die Präparatoren, Jäger, Diener und wir selbst natürlich auch noch Reis benötigten,
so erforderte die ganze Karawane etwa 120 Träger. Der tägliche Reisverbrauch
betrug infolgedessen 96 kg (158 Katti), und im ganzen mußten für den 16-tägigen Marsch
1536 kg (35 Pikol 20 Katti oder 3072 Pfund) mitgenommen werden. In dem Maße nun,
in welchem sich durch die Aufzehrung des Reises das Gepäck täglich verminderte, nämlich
um 5—6 Traglasten, konnte es wieder durch zoologische, botanische, ethnographische und
geologische Sammlungen ergänzt werden.
Auf den Inseln, auf denen wenig Reis gebaut wird, derselbe also teuer ist, genügt
die gewöhnliche billige Sorte von Rangoon und Saigon, doch darf der bevorzugte gute
Java-Reis nicht mit jenem vermischt werden wegen der Ungleichartigkeit beim Kochen.
Sein Transport geschieht gewöhnlich in doppelten Säcken aus Palmstroh von dem üblichen
70 Katti-Gewicht, sodaß zwei Mann sie tragen können. Für meine Expedition verwandte
ich jedoch meist Petroleumbleche, die für billiges Geld überall in den Handelsplätzen des
Archipels zu haben sind und nach Anbinden von vier Bambusbeinen und Rohrhenkeln
einen praktischen Tragkasten (mit Deckel) abgeben. Diese Transportbleche, jedes etwa
gefüllt mit 8—9 kg Last, können bequem von den Kulis an einer Stange, eine vorn und
eine hinten, auf der Achsel getragen werden. Größere Blechbehälter für Maschinenöl, die
man von den Dampfern erwerben kann, dienen für leichtere Sachen, vor allem Kleidungsstücke,
Verbandstoffe etc., und machen dann je 2 zusammen ebenfalls eine Traglast aus.
Diese Transportart wird schon lange beim niederländisch-indischen Militär auf Patrouillengängen
angewandt.
Sie kam jedoch hier weniger in Betracht, da die Bewohner Rumbias, die Maronene,
die mein ausschließliches Trägermaterial bildeten, ihre Lasten mittelst Stirnriemens auf dem
Rücken zu tragen pflegen. Ich mußte deshalb je 2 Petroleumbleche zu einem einzigen
Pack zusammenschnüren lassen, wodurch dieselben freilich sehr litten, konnte aber aus
demselben Grunde nunmehr zum Teil auch meine Kisten (58X30X30 cm) benutzen.
Dieselben waren mit Zinkeinsätzen versehen und wurden nach Verbrauch ihres Inhalts als
Formol- oder Alkoholbehälter für die gesammelten Zoologica verwendet. Die Maronene,
auffallend kleine, stämmige aber zierlich gebaute Männer, besitzen große Kraft und
Ausdauer, sodaß ein Mann eine Zweiträgerlast tragen konnte, z. B. einen 70er Sack Reis,
Küchenkiste oder Zeltsack. Von Zeit zu Zeit wurde er von einem anderen abgelöst.
Meist nur mit einer kurzen Hose oder einem Baumrindenschurz bekleidet, schleppten
sie ihre Lasten geduldig und unermüdlich vom Morgen bis zum Abend selbst durch sehr
schwieriges Gelände gegen den ausbedungenen Lohn von 25 cents holl, und freies Essen.
Sie sind ein äußerst sympathischer Volksschlag mit schönen und offenen Kindergesichtern.
Da ihnen ihr Glaube die Kopfjagd gebietet, so verstehen sie überhaupt nicht, daß dies
anders oder gar unerlaubt sein könnte. Sie dürfen als sehr intelligent, ich möchte sogar
behaupten, als hochbegabt bezeichnet werden. In allen schwierigen Lagen haben sie sich
immer schnell zu helfen gewußt. Ihr rasches Auffassungsvermögen und ihren Wissensdurst
mußte man oft bewundern, und stets bemühten sie sich, ihre Arbeit sorgfältig und zur
Zufriedenheit auszuführen.
Ein ganz kleines Kerlchen war von mir zum Träger des photographischen Apparates
ausersehen worden mit dem Befehl, stets dicht hinter mir zu bleiben, was er mit rührendem
Eifer, selbst in gefährlichen und peinlichen Situationen, ausführte. Da er ein offenkundiges
Interesse für den photographischen Apparat zeigte, gab ich ihm durch den Dolmetscher
eine Erklärung desselben und ließ ihn danach das Bild auf der Mattscheibe und ein anderes
auf dem Papier sehen, das von ihm mit freudestrahlenden Augen betrachtet wurde. Wollte
ich photographieren, so brauchte ich nur zu sagen: „Unkahio po'ijaha nunüa“, „öffne den
Bilderkasten“, und er holte nicht nur den Stativapparat heraus, sondern stellte ihn auch
gleich gebrauchsfertig auf, obwohl er es nur ein einziges Mal vorher gesehen hatte.
Die Bewohner Rumbias, vor allem ihr Fürst, der Paüno Rumbia, waren von meinem
Plan, das Land zu durchqueren, wenig erbaut. Um sie über die Absichten der Expedition
aufzuklären und dadurch einem tätlichen Widerstand der Bevölkerung vorzubeugen, war
vom Sultan ein Bonto-gena bereits zwei Monate vor unserer Ankunft dorthin geschickt.
Dieser Mann hatte aber als echter Butonese das in ihn gesetzte Vertrauen zu seinem Vorteil
ausgenutzt, nämlich im Namen des Sultans Geldstrafen verhängt und deren Ertrag in seine
Tasche gesteckt. Glücklicherweise erfuhr der mich begleitende Leutnant frühzeitig genug
von diesen Übergriffen und verhaftete ihn, sodaß er als Gefangener den ganzen Marsch
durch das Land mitmachen mußte. Zur Beruhigung wurde den Maronene erklärt, daß in
Zukunft kein Sultansgesandter mehr das Recht habe, Strafgelder zu erheben, und daß von
jetzt ab „die Kompagnie“, wie die- holländische Regierung von den Eingeborenen genannt
wird, den Schutz von Land und Leuten übernehme. Steuern brauchten sie fernerhin weder
dem König, dem Paüno Rumbia, noch anderen Fürsten (Mokole) zu zahlen, sondern nur
noch dem Gouvernement, das einen Teil derselben auch ihren Herrschern stets und ständig
abgeben würde. Jeder Maronene aber, der eine Kopfsteuer von fl. 2 entrichtete, solle einen
Freibrief erhalten, den Paß, der ihn aller weiteren Verpflichtungen enthöbe. Wie ein Lauffeuer
verbreitete sich diese Kunde durch das Land und hatte eine ungeahnte, wohl einzig
dastehende Wirkung: W o h in w ir ü b e ra l|§ i‘s p ä t e r k am e n , e i l t e n u n s d ie L e u te
e n t g e g e n , um S t e u e r z u z a h l e n und ein solch wichtiges Schriftstück, wie den Freibrief,
zu bekommen, welchen sie dann hoch befriedigt in einem um den Hals gehängten
Bambusröhrchen vorsichtig verschwinden ließen.
Diese Ausnutzung der Verhältnisse ist wieder ein Beispiel von der geschickten
holländischen Kolonialpolitik. — Zwar hatte mir der Gouverneur die Versicherung gegeben,
daß eine Steuererhebung in Rumbia während das Durchgangs der Expedition nicht stattfinden
solle, da man erfahrungsgemäß beim ersten Male im Volke auf hartnäckigen Widerstand,
häufig mit Blutvergießen, stößt. Unter diesem merkwürdigen Umstand einer freiwilligen
Steuerzahlung jedoch trug ich kein Bedenken, dem Leutnant die Annahme zuzugestehen.
Wie dieser mir später mitteilte, konnte er fast fl. 3000.— an die Landeskasse
in Buton abführen. Eins hatte nur der Herr Leutnant den Maronene mitzuteilen vergessen,
daß er nämlich jedes Jahr wiederkommen würde, um die Steuern zu holen. Wie ein
späterer Bericht in der Java-Zeitung ausgeführt hat, soll die Erhebung im Frühjahr 1910 beim
Versuch des Militärs, von Norden der Landschaft Poteang her das Maronene-Land zu besuchen,
an der feindlichen Gesinnung der Bevölkerung gescheitert sein.
Mit militärischer Pünktlichkeit traten wir um 6 Uhr morgens den ersten M a r s c h
in s I n n e r e an. Als Hauptrichtung für die Durchquerung bestimmte ich NNW und als
festen Punkt den kegelförmigen, weit sichtbaren Mendöke-Berg, den auch die Seekarte
verzeichnet. In einer Einsattlung zwischen diesem und der östlich von ihm liegenden
Kuppe des Ossu Sohua wollte ich das Grenzgebirge zwischen Rumbia und den östlichen
Landschaften Andolo und Membulu überschreiten. An diesem ersten Marschtage stiegen