mergel des Tankdno-Berges, sowie von Limbo und Wakahaü gehören, jedoch scheint
deren Bildung noch bis ins untere Pliozän hineinzureichen. Ein genaueres Alter kann hier,
wie immer bei solchen tertiären Ablagerungen, erst nach eingehender Untersuchung des
Fossilien-Inhaltes festgestellt werden. Die Muschelbreccie von Nunu mit ihren Pflanzenabdrücken
und Kohlepartikeln, sowie zahlreichen Mollusken, welche leider nur als Steinkerne
erhalten und infolgedessen nur ungenau bestimmbar sind, dürfte wahrscheinlich
schon zum Alt-Miozän zu stellen sein.
H. Bücking*) meint von dem nahe der Meeresküste gelegenen, von den Sarasins
erwähnten Kalkstein der Ost-Küste- von Süd-Celebes, wie auch eines Teiles der Inseln
Buton und Muna, daß dieser bei näherer Untersuchung vielleicht Jungneogen oder Pleistozän
sein könnte. Meine Untersuchungen bestätigen die bereits von Bücking ausgesprochene
Vermutung, daß auf den Inseln Buton und Muna eozäne, miozäne und junge Korallenkalkbildungen
Vorkommen.
Scßlenvßrehrung, Geisterglaube und Ehegebräuche.
Bei der Durchquerung Süd-Butons fand ich an verschiedenen Orten, zuerst in Lipumangaü,
dann Wakahaü und Limbo, sowie in anderen Dörfern des Distriktes Lapbro und |j|>nanbulu
(auch Todongbulu) höchst interessante Grabdenkmäler. Diese bestehen aus prächtigen,
bis zu 2 m hohen, oft aus einem Stamm verfertigten Holzpfeilern (maiäsa, maifesa, mainjäsa),
welche oben in kleine Häuschen auslaufen, auf denen sich in einigen Orten noch ein ebenfalls
aus dem Vollen geschnitztes kleines Segelboot befindet. Sie werden nach dem Glauben
der Butonesen von den Seelen der Verstorbenen bewohnt, die man ganz besonders .verehrt.
Mein sehnlichster Wunsch war natürlich, ein derartiges ethnologisch kostbares Stück
zu erwerben. Obwohl der mich begleitende Kommandant von Buton mir versicherte,
mehrfach ohne Erfolg den gleichen Versuch gemacht zu haben, wollte ich dennoch mein
Glück probieren und begann guten Mutes die Verhandlungen. Hierbei fing der Besitzer
nicht selten an zu weinen und weigerte sich, in dem festen Glauben, daß er mit dem Grabpfeiler
auch die Seele des Verstorbenen verkaufen würde. Aber der Wunsch ist der Vater
des Gedankens und macht erfinderisch, „Sieh,“ sagte ich dann zu dem Manne, „das
Grabmal ist schon zu alt und zu schlecht, das Haus hat Risse im Dach, das Schiff ist leck,
der Mast zerbrochen, und Deines Vaters Seele hat in ihm eine schlechte Wohnung. Du bist
doch ein guter Sohn und mußt ihm ein neues Haus errichten. Von mir wirst Du das
Geld dazu erhalten, und das wertlose'alte überläßt Du dafür mir.“ Mit großen Augen sah
er mich an und meinte nachdenklich, daß ich wohl recht haben könnte. Schon glaubte
ich ihn überredet zu haben, als er fast erschrocken mit tonloser Stimme erwiderte: „Ja aber,
Herr, wie soll ich es denn anfangen, daß die Seele den alten Pfeiler verläßt und g den
neuen hineingeht?“ „Das ist doch ganz einfach,“ belehrte ich ihn, „bedenke, als Dem Vater starb,
wohnte seine Seele anfangs noch im Hause und erst als beim großen Totenfeste einige
Tage später der Pfeiler auf dem Grab errichtet war, schlüpfte sie in ihr neues Heim. Du
wirst jetzt von mir das Geld für ein zweites Totenfest bekommen und errichtest an demselben
das neue Grabzeichen. Wenn dann der Weihrauch und die Düfte des Totenmahles
aufsteigen, wird die Seele aufmerksam werden und sich der früheren Feier erinnern; wenn
*) Beiträge zur Geologie von Celebes. (Sammlungen des Geolog. Reichs - Museums m Leiden,
Serie I Bd. VII Heit 1, Leiden 1902, S. 189., desgl. S. 170.
Du dann aber das alte, morsche Holzstück vom Grabe entfernt hast
und an seine Stelle den prächtigen Neubau gesetzt, so weiß Dein
Vater sofort, daß er seinen Wohnsitz verändern muß. Dich, seinen
guten Sohn, aber wird die erfreute Seele segnen und alle bösen
Geister, welche Dir Krankheiten ins Haus tragen, fernhalten.“ Diese
Worte machten tiefen Eindruck auf das kindliche Gemüt des Butonesen
und hatten zur Folge, daß ich Grabpfeiler von Wakahaü und Limbo
bekam, die heute eine Zierde des Frankfurter Völkermuseums bilden
(Fig. 95, 96). Später brachte mir Gründler noch von Kombeli, wo
er eine ähnliche List anwandte, einen weiteren prächtigen Holzpfeiler
(Taf. XXI, Fig. 2).
Auf jedem Grabe befinden sieh zwei D e n k m ä l e r , ein Seelenhauspfeiler
am Kopfende und ein kleiner schmuckloser viereckiger
Pfahl mit Einkerbungen und einigen Ausschnitten am Fußende
(s. Fig. 95). Sie sind nicht in allen Teilen des Landes von gleicher
Art und .Schönheit. Bei reichen Leuten in L im b o zeigen sie
meist ein geschnitztes Häuschen mit nur einem einzigen Stockwerk.
Häufig sind sie noch mit allerlei Punkt-, Schuppen-, Rosetten-,
Band-, Spargel-, Blatt- und Rankenmustern geschmückt, sowie mit
Nachahmungen von Geflechten, welche die einzelnen Streifen des
Flechtmaterials deutlich erkennen lassen. Auch Blumen, vor allem
die heilige Lotos oder Nymphaeen werden erhaben ausgeschnitten.
Das Dach ruht hier auf vierkantigen Säulen, wodurch das Haus wie
ein Tempelchen aussieht, das auf einem sarkophagartigen Unterbau
mit Füßen steht (Fig. 96). In den Nischen der Wände sitzen
menschliche Figuren (meist im Flachrelief) aus verschiedenen
Lebensaltern: ein sitzendes Kind mit aus-
gestreckten, erhobenen Armen, ein Mann im Brustbild,
H g . 95. G r a b p f e il e r f ü r e in e n
M a n n a u s W a k a h a ü ; e in e in f
a c h e r ( lin k s ) f ü r F u ß - u n d e in
r e ic h g e s c h n i t z t e r (m it S e e le n -
h ä u s c h e n u n d T o te n s c h if f ) fü r
d a s K o p fe n d e ( re c h t s ).
¡ein hockender Greis und Ähnliches, Oft bestehen die Grabmäler auch
nur aus einfachen Pfählen, an welchen durch dachartige Abschrägung und
Einkerbungen das Haus nur angedeutet ist. Im nördlichen Teile des Gebietes
dagegen, besonders in K om b h li u n d K o n g k e o n g k d a hat dieses
oft mehrere Etagen und viele Fenster, aus denen menschliche Köpfe heraus- -
schauen. Unten im Pfahlrost Stehen Pferde mit Reitern, Ziegen, männliche
und weibliche Personen, teils aufrecht, teils sitzend und selbst in Arbeits-
Stellung, sowie Dinge, welche die Seele etwa gebrauchen könnte. An einigen'
Orten, z. B. in der Gegend von Limbo sind die Grabpfeiler der M ä n n e r
massiv vier- oder rechteckig, während.-liejenigen der F r a u e n nur aus einer
mehr oder weniger dicken Planke bestehen (Fig. 96). Auch in W a k a h a ü
unterscheiden sie sich nach Geschlechtern, denn die der Männer führen
ein Boot auf dem Hausdach (Fig. 95 rechts). In Kombhli haben beide
Pfeiler des Grabes ein großes Schiff (Täh XXI, Fig. 2), während in Kong-
keongkda lediglich Spitzdächer in Gebrauch sind (1dg. 97). Die Fahrzeuge
haben die Form von butonesischen Seglern mit kastenförmigem Aufbau
am Hinterdeck, einem Mast aus zwei Bäumen und einem dritten als F ig .9 6 . G r a b p i e i i e r
Stütze, auf dessen Spitze der heilige Vogel sitzt, der Schutzgeist des “ r t i ™ aus