zwei, trotzdem die Sohlen gut genagelt waren. Die uns begleitenden braunen Soldaten
hatten sich schnell wund gelaufen und gingen so unsicher in der schweren Fußbekleidung,
daß man in ihrer Nähe nicht marschieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, von den Bajonetten
aufgespießt zu werden.
Die K o r a l l e n r i f f -B e r g e laufen zum Teil den von Wabula beschriebenen, sowie
der Küste parallel und erheben sich oberhalb dieses Ortes anfangs in 4 Terrassen, zu welchen
in der .Nähe von Lipumangaü noch 4 weitere hinzukommen, also vom Seespiegel aus
zusammen siebzehn. Es lassen sich gewissermaßen zwei Phasen in der Bildung unterscheiden:
eine jüngere vom Meeresspiegel bis zum Hügelzuge von Wabula und eine ältere
oberhalb dieses Ortes bis zu den Höhen von Lipumangaü auf einem zweiten, nach Südsüdwest
bis zum Meere hin laufenden hohen Parallelrücken. Dieser trennt zwei große Becken,
welche im Osten zur Bucht von Ländu (auch Lände) und im Westen zu der von Sampu-
läwa (auch Sampoläwa) hinabreichen. Das östliche von beiden, das man von Lipumangaü
aus überblickt, besteht aus zwei, sich in Südsüdwest-Richtung aneinander setzenden und
durch einen niedrigen Querriegel von einander getrennten Kesseln, einem hoch und einem
tiefliegenden, von denen der letzte allmählich zur Landu-Bai abfällt. Von dieser aus steigen
17 schön ausgebildete Stufen bis zu dem, mit Graten und Felstürmen besetzten Kamme
F ig . 94. D e r K o r a lle n r if f z u g v o n L ip u m a n g a ü u n d s e in e k e s s e l fö rm ig e n W a n n e n m i t a to l l a r t ig e n R ü c k e n . G e z . v . V erf.
hinauf. Innerhalb des zentralen Beckens verlaufen sie als isolierte Hügel, begleitet von
ringförmig angeordneten Gräben, deren Tiefe und Breite von unten nach oben allmählich
abnimmt, sodaß die höheren schließlich mit dem Steilabhange des Hauptzuges verschmelzen
(Fig. 94). In jedem der beiden Kessel unterscheidet man deutlich 4 große, steilwandige
Rinnensysteme, deren oben abgeplattete Rücken den Terrassen der beiden von NNO nach
SSW laufenden Hauptrücken entsprechen. Diese letzteren dürften im Untergründe Gesteine
der archäischen Formation (wahrscheinlich auch Tertiär) enthalten, welche -westlich von
Lipumangaü am Sampuläwa-Tale und nördlich von Wabula als Bruchstücke im Korallenkalk,
sowie als Gerolle Vorkommen, vielleicht aber im südlichen Teile auch neogene Bildungen,
welche bereits auf der westlichen Talseite die Hügelzüge zusammensetzen.
Das Gebiet westlich des Sampuläwa-Flusses, ausgenommen die Küstenstriche rings
herum, also der g a n z e m i t t l e r e T e i l v o n S ü d -B u t o n , ist aus t e r t i ä r e n , u n d zw a r
n e o g e n e n K a l k a b l a g e r u n g e n zusammengesetzt. Am Grunde von Tälern und an einer
Stelle als Kuppe schauen unter dünner Tertiärdecke Tiefengesteine, wie D i o r i t e und
P e r i d o t i t e , sowie Glieder der kristallinen Schiefer-Formation hervor. Der Unterschied
mit Südost-Buton fällt schon landschaftlich sofort in die Augen. Die scharfen Formen der
Korallenriffbildungen sind verschwunden und weiche, gleichmäßig gerundete an ihre Stelle
getreten. Neben einigen höheren und längeren Rücken herrschen niedrige Berge, Reihen
runder und länglicher Kuppen, die oft wie Maulwurîshügel oder wie Dünungswellen des
Meeres aussehen. Sie ordnen sich meist in NO-SW- und ONO-WSW-Richtung und umschließen
öfters Sumpfbecken, sowie Grasebenen, die von einem schwarzen, zähen Lehm
bedeckt werden. Von SW nach NO nimmt ihre Höhe ab, und sie gehen in ein flaches
Terrain über.
Trotz der .kuppigen Formen und ziemlich steilen Abhänge dieser Hügel hat doch
das Landschaftsbild etwas eigenartig Weiches und macht den Eindruck, als hätte das Meer
hier modellierend gewirkt: die Spitzen abgeschliffen, die Senken jÿût Schlamm äusgefüllt
und die Unebenheiten des Bodens in sanftere Formen gelegt. Der höhere Bergzug zeigt
auch am ehemaligen Steilufer die Meeresabrasion. Von dieser sind Terrassen herausgearbeitet
worden zu einer Zeit, als an anderer Stelle die Korallen das Land stufenweise
aufbauten. Sie werden vom Mankabüa-Berge* östlich von Limbo aus, gut übersehen, wenn
man über das Lankalöbu-Tal hinweg zum Kabumbüna(= Berg) Kompu bei Wakahaü(s.Taf. XXII,
Fig. 1) schaut. Besonders im Taleinschnitte, an Seitenrücken und vorspringenden Ecken ist
der stufenförmige Abhang am besten ausgeprägt. Jenseits der Tertiärberge in öst- und
nordöstlicher Richtung taucht aus dem Hintergründe die Silhouette des Riffzuges von Lipumangaü
mit ihren scharfen Ecken und einspringenden Winkeln, den festungsartigen Zacken
und Türmen auf.
Innerhalb des Tertiârgébietes befindet sich Korallenkalk nur in der Umgebung von
Limbo in fast ebenem Terrain und bildet zwei flach gelagerte ONO-NO bis WSW-SW
laufende Streifen zwischen Kalksteinrücken. In seinem Bereiche ist es trocken, man findet
keine oberflächlichen Wasseransammlungen; die Bewohner decken ihren Bedarf in gegrabenen
Brunnen, Löchern und Höhlen, denn die Korallen-Decke ist nur dünn, und das Grundwasser
fließt auf dem liegenden, undurchlässigen Kreidemergel. Ganz im Gegensatz hierzu
stehen die tertiären Kalkgebiete mit ihrem hochliegenden Grundwasserspiegel, ihren Sümpfen
und Bächen.
Auf der Spitze der Tertiärhügel findet man aber ebenfalls eine meist dünne Korallen-
kalkdecke^ die jedoch oft an den Abhängen je nach dem Einfall der Schichten später
abgetragen ist. Schon die petrographische Beschaffenheit dieses Gesteins, seine kristalline
Umwandlung, die Auflösung von Molluskenschalen und die Steinkernbildung an manchen
Stellen läßt ihn älter erscheinen als die jungen Korallen von Wabula und Lipumangaü.
Palaeontologisch konnte ich vorläufig jedoch keinen Unterschied auffinden und muß die
Feststellung einer späteren Untersuchung überlassen. Jedenfalls aber folgt diese Bank in
konkordanter Lagerung einem Korallensandstein, also einer küstennahen Ablagerung,
unter welcher Foraminiferenkalke liegen. Im Mankabua-Berg ist die Schichtenfolge vom
Hangenden'zum Liegenden: 1. Korallenkalk, 2. Korallensandstein, 3. Weicher Kalkmergel,
4. Plattiger Kalkstein und 5. Weicher Kalkmergel. Dièse Serie ist auch im Kompu-Berge
vorhanden, nur hat der weiche Kalkstein oben knollige Einlagerungen, die in harte Gesteinsplatten
übergehen. Die Ausbildung dieses Tertiärs ist ganz ähnlich wie das Pliozän und
obere Miozän im Kendeng Mittel-Javas*), nur daß an Stelle der vulkanischen Zwischenlagen
Korallenkalk getreten ist. Eine Grenze zwischen dem älteren, also vielleicht oberpliozänen
oder unterdiluvialen Korallenkalk von Wakahaü und dem jungen, alluvialen und diluvialen
von Lipumangaü konnte ich nicht feststellen; beide scheinen ineinander überzugehen. Ob
*) J. Elbert: Lieber das Alter der Kendeng-Schichten mit Pithecanthropus erectus Dubois. (Neues
Jahrb. f. Min. Geol. Beil. Bd. XXV, S. 648-662.) Stuttgart 1908. — Dubois’ Altersbestimmung der Kendeng-
Schichten. (Central-Blatt f. Min. Geol. No. 17. S. 513-520.) Stuttgart 1909.