blocken zusammengefügt und ganz kunstgerecht angelegt, denn auf der ganzen Innenseite
ist eine gegen 1 m vom oberen Rande entfernte Stufe angebracht, auf welcher die Menschen
in Deckung stehen und gehen können. Drei Tore mit Holztüren und Wachthäuschen
darüber blicken seewärts (s. Taf. XXI, Fig. 1) und eines nach der Landseite. Hier finden
sich außerdem zwei turmartige Ausbaue, Bastionen von ca. 31/z m Durchmesser und einem
Zuführungsgange von 5—6 m Länge (Fig. 93, oben).
Das D o r f hat 7 Reihen Wohnhäuser (kaäna), quer zu den Längsseiten angeordnet,
in der Mitte einen Opferplatz (ömbo) und an den Enden Familiengräber (djin-ämpu), Kultstätten,
die im Zusammenhang im Kapitel „Ahnenverehrung und Geisterglaube“ beschrieben
werden (Taf. XXII, Fig. 2). Die Gebäude haben Wände und Dachschindeln aus Holz; nur
seitliche Anbaue und Ställe sind mit Kokosblättern, seltener
mit Gras bedeckt. Der Pfahlbau setzt sich meist aus zwei
Seiten- und einem Mittelpfeiler in mehreren, gewöhnlich
7 Reihen, zusammen. Seine Konstruktion ist die gleiche
wie in Bau-bau und in den bereits erwähnten Fürstenhäusern
auf Muna und zeigt denselben Grad der Vervollkommnung,
sowie manche Übereinstimmung mit dem
Bugis-Stil. Nur sind hier in Wasuemba die Häuser kleiner,
haben nur einen Vor- und Arbeitsraum (böbo) mit kastenartigem
Dachunterbau (kandäwan) für Vorräte, ein Hauptzimmer
(tambi), das auf der einen Seite als Schlafstätte
(menoköa), auf der anderen als Kochplatz (mit drei Steinen,
häbu) dient, und im Dache einen Speicher (w6a) zur Aufbewahrung
der Feldfrüchte und Geräte. Kulturell bemerkenswert
ist der Hausabort (samblri), der durch eine
Wand vom Vorraum abgetrennt ist und nur aus einem Loch
im Boden besteht ohne Grube darunter. In diesem
Kämmerchen bewahrt man auch die Wasservorräte in
großen, bauchigen Tongefäßen auf. Da nämlich die Bewohner
gezwungen sind, ihr Wasser weither aus Höhlen,
die vor allem im Steilrand am Strand liegen, heranzuschleppen,
so fangen sie auch den Regen in Dachrinnen
(kantjeribi) aus Bambusrohr auf und leiten ihn in genannte
Gefäße (s. Taf. XXII, Fig.-2).
Zur Beleuchtung des Hauses) das mehrere kleine
Fenster (balo-balo) besitzt, dienen Kokosöl-Lampen oder
F ig . 93. P l a n d e r S e e r ä u b e r - F e s tu n g W a b u la
( u n te n ) u n d W a s u em b a ( o b e n ) in O s t-B u to n .
A u fg . v . V e rf.
Kerzen (sulu). Diese letzten werden aus Kampaq-Früchten hergestellt, die Baküno mina oder
Baküno andara, 01-, bezw. Meerfrüchte genannt werden und von einem am Strande häufigen
Laurineen-Baum (Hernandia peltata Meissn., auch H. ovigera I .) stammen.
Die B ew o h n e r sind Fischer und Händler, sie bauen ihre Schiffe selbst und verfertigen
Netze (püka) und Taue (rabüta), meist aus den Bastfasern einer hier angebauten
Hanfnessel (rami), einer Boehmeria-kxi (wahrscheinlich B. nivea, Gaudich). Die Stengel
dieser Pflanze werden mit dem Messer geschabt, bis die harten Teile zum Vorschein
kommen, die Fasern zusammengedreht und sodann auf eine Spule gewickelt. Durch Rollen
auf dem Oberschenkel rollt man mehrere Fäden, die gewöhnlich mit einem Ende irgendwo
festgebunden sind, nacheinander bis zur gewünschten Dicke zusammen.
Auf unserem Weitermarsch folgten wir in den nächsten Tagen einem Fußpfade von
Wasuemba in Westnordwest-Richtung über Wabula, Lipumangaü, Wakahaü, Limbo, Labi^lo
über den Kraton und den Hauptort Boljo nach Bau-bau. Zuerst mußten wir das etwa 280 m
hohe Ufer bis Wabula hinaufsteigen. Dieser Steilrand gibt ein vorzügliches Bild von dem
Bau eines B a rri& re riffe s . Es setzt sich, wie schon oft gefunden wurde, aus 9 Terrassen
zusammen, welche in folgenden Höhen (nur mittels Barometer!) auf einander folgen:
I. Gleichmäßig ausgebildete flache Stufen: 1. um 30 m ü. M.; 2. um 65 m und
3. um 95 m.
II. Steilabfall mit ebenen Flächen: 4. um 110 m eine Steilwand, 5. um 130 m zwei
derselben mit zwei zwischenliegenden, ebenen Böden (Gartendorf Tambena-lipo).
III. Niedrige Kämme der Saumriffe auf mehr oder weniger ebenen Streifen, mit
flacherem Rand: 6. a) Untere Riffreihe etwa 175 m mit 15—22 m höher liegendem
Kamm und b) annähernd ebene Fläche um 180 m.
IV. Kamm mit in die Terrasse eingesenkten Wannen: 7. Riffzug 205—212 m mit
20—25 m tiefen Wannen und einer dahinter liegenden flachen talartigen Rinne
(um 215 m).
V. Hauptrücken mit zackigen Aufbauen und Vertiefungen: 8. Um 225—228 m weite
Kessel und Brunnen; 9. Kamm von Wabula um 258 m mit Graten, Spitzen und
Felsklötzen bis 280 m*.
Auf diesem durch die Natur geschützten, schwer zugänglichen Korallenkalkhügel
liegt das große D o r f W a b u la , wie Wasuemba ebenfalls durch Mauern in eine Festung
umgewandelt. Es hat einen doppelten Ring von Schutzwällen, und zwar verläuft der äußere,
niedrige möglichst über die höchsten Punkte des Riffes und seiner Vorhügel; der innere
umgibt den NO-SW laufenden, hier sanft gerundeten Rücken. Die äußere Mauer hat nach
Südost, der Seeseite hin, ein zum Übersteigen auf Stufen eingerichtetes Tor (¿ah) mit zwei
Bastionen (baloära) rechts und links, die innere 6 Eingänge und 5 Schutztürme, von denen
zwei dicht nebeneinander im südwestlichen Teil und je einer an den anderen drei Seiten
(s. Fig. 93) errichtet sind. Ihre Eingangspforten durchbrechen den oberen Teil der Wälle,
sodaß Leitern zu ihnen hinaufführen. Wie in Wasuemba erheben sich auf ihnen die Wachthäuschen,
von denen man über die Talmulden hinwegsehen kann (s. Taf. XXI, Fig. 1).
Im Versammlungshause des Dorfes ließ ich einen Markt eröffnen, um die t e c h n
i s c h e n E r z e u g n i s s e der Bewohner kennen zu lernen; Ströme von Leuten kamen
und gingen. Unter den zahlreichen erworbenen Gegenständen, von denen die Flechtwerke
später in einem besonderen Kapitel behandelt werden, fallen die Eßgeräte auf. Wie häufig
bei den seefahrenden Nationen des Archipels, so findet sich auch hier viel altes chinesisches
Porzellan, besonders Teller und Schalen (kabülu), sowie Gegenstände, die einer höheren
Kultur entlehnt sind, nämlich Löffel (kasido) aus Kokos- und Nautilusschale. Besonders aus
der letzteren werden außer flachen gewöhnlichen (kasidu nominäa, zum Reisessen) tiefe,
wannenförmige Löffel (k^ngkeh) hergestellt, welche zum Essen von breiig gekochtem Reis
und Mais dienen. Die Suppe wird meist direkt aus Kokosnuß-Schalen (kabülu bangka-
bangka) getrunken.
Von Wabula über Lipumangaü nach Limbo war der Weg über einen Korallenkalkzug
zwischen 300—380 m ü. M. sehr beschwerlich und führte oft wie auf Treppen steile Abhänge
hinauf und hinunter. Unsere Segeltuchschuhe blieben alle Augenblicke in den
schmalen Furchen stecken und wurden von dem spitzen Korallenkalk arg zugerichtet. Hier
in diesen Gebieten, wie auch früher auf Muna, liefen wir in 8—14 Tagen je ein Paar ent