Ausführung der Idee eines Dachspeichers darstellend, mit allen möglichen Körben und
Säcken voll getrockneter Feldfrüchte, Mais, Erbsen, Bohnen, Hirse u. a., das alles zeugt von der
Wohlhabenheit des Besitzers. Die hauptsächlichsten Gebrauchsgegenstände
sind in Fig. 10 vereinigt. Alle Flechtwerke sind aus Bambus
verfertigt; es kommen runde und viereckige Körbe vor, mit und ohne
Deckel und Füße. Zum Schutz des Bodens ist häufig ein runder oder
viereckiger Rand aus Bambus oder Holz angebracht, oder aber es sind
Kreuzlatten eingeflochten. Eine Art Sieb mit dichtem Geflecht, das zum
Durchsieben von Kokosnußflocken mit Wasser benutzt wird, hat einen
Rand aus Baumrinde. Die plumpen, schweren Holztabletts (sampäk) mit
Fuß sind den buginesischen aus Messing nachgebildet und häufig aus
einem einzigen Stammstück ausgedreht, eine Kunst, die in Ost-Lombok
zu Hause ist. Die Sembäluner beziehen aus der Gegend von Selong
ebenso chinesisches Porzellangeschirr. Die Speisendeckel bestehen meist
aus zusammengenähten Palmenblättern, gelegentlich auch aus Holz und
passen dann direkt auf einen mit Rand versehenen, fußlosen, hölzernen
Zuspeisenteller. Die Tongefäße haben die üblichen Formen ohne Ornamente.
Unter dem überhängenden Dach der Wohn- und Küchenhäuser ist
gewöhnlich das Brennholz aufgestapelt (lägun käju). Doch finden sich
auch besondere Holzschober (pöndok käju).
Die B a r u g a h s (Fig. 12) dienen hier vorwiegend als Arbeitshäuser
und zum Aufenthalte der durchziehenden Hausiererinnen, welche
hier für Stunden ihre Verkaufsläden haben. Sie sind nicht wie in Bajan
(s. S. 6) allseitig offen, sondern bis auf ein Stück der Vorderseite durch
F ig . ii. Wände geschlossen. Das überhängende Seitendach dient zur Aufbewahrung
Em Fsembtiun.r aus ^er gr°ß en Ackergeräte, wie Pflug, dann der langen Garnwickelböcke u. a.
Auf dem Bilde sieht man einige Kampfhähne unter dem Vordache.
Die Wohnungen werden, wie in Bajan, mit Ricinusfackeln beleuchtet, die außer in
die Hauswand oder Holzklötze, gelegentlich in schön geschnitzte Ständer gesteckt werden. Ein
derartiger Fackelhalter (tätä-
rup dila), eine menschliche
Figur darstellend, ist vorstehend
abgebildet (Fig. 11).
Um die Dörfer und an
vielen Stellen innerhalb derselben
sind außer den
üblichen Bananen (puntt)
allerlei Sorten von Apfelsinen
(sämbu), kleine Mandarinen
(sumäga), kinderkopfgroße
Orangen (djarüti), der Melonenbaum
(katülla), Ricinus-
sträucher und Kaffeebäume
angepflanzt. Die gewöhnlichen
Knollenpflanzen: Kla-
dium (uma), Ubi (ui), dann F ig . 12. E in A r b e i ts h a u s in S em b jU u n ,
Zwiebeln, Lauch, Gurken, Tomaten, sowie allerlei Gemüse gedeihen noch in diesen
Höhen. Da auf der Sembälun-Hochebene viele Gewürze nicht mehr wachsen, so kommen
von Zeit zu Zeit Händlerinnen von dem an der Ostküste liegenden Selong. Auch
makassarische Stoffe gelangen auf diese Weise von der Hafenstadt Labuan-Hadji bis
hierher ins Gebirge.
Die Gewürze sind die allgemein bekannten: Pfefferkörner, Nelken, Zimmt, Djadjaram-
Grasfrüchte, das gegen Rheumatismus gebrauchte malayische Mittel Sampa-oraütu und das
als Menstruationspulver angewandte Süßholz (bäbäkan läwang).
Außer rotem Reis baut man Mais und Hirse (djäwa), die mit Wasser und Zucker
gekocht, mit geschmolzenem Palmzucker übergossen, eine beliebte Speise (betäm) liefert.
Auf den Abhängen fällen die Sasaker den Wald, legen ihre Gärten (münik gära) an
und machen die Triften urbar (münik rändang). Nach der Ernte werden auch die Reisfelder
zu Gärten (rawü) umgewandelt und meist mit Tabak, Mais, Bohnen und Erbsen bepflanzt,
sowie mit Kartoffeln, die von den Europäern hier eingeführt sind und gute Erträge liefern.
Die Sasaker der Sembälun-Hochebene stehen durch ihre große Arbeitsamkeit im
Gegensatz zu den anderen Bewohnern Lomboks. Von dem Sembäluner sagt man, daß er, wenn
er jenseits des Gebirges etwas einkaufen will, niemals Geld mitnimmt, sondern nur seine
eigenen Landesprodukte dort verhandelt und immer mit Geld zurückkehrt.
Außer dem Handel mit Feldfrüchten blüht hier das P f e r d e g e s c h ä f t . In diesem
für die Pferdezucht wie geschaffenen Gebiet ist früher der Handel so groß gewesen, daß
sogar ein Export nach Mauritius stattgefunden hat. Für gewöhnlich vertauscht der Gebirgs-
Sasaker seine Pferde gegen Büffel.
Nach seinen Schätzungen kostet ein fünfjähriger Büffel ungefähr 15 Puku, das sind
56,25 Gulden. Ein zehnjähriger Büffel 30 Puku, das sind 112,50 Gulden, während ein junges
kräftiges Pferd 20 bis 30 Puku, das sind 75 bis 112,50 Gulden, wert ist.
An der B e a r b e i t u n g d e s F e ld e s nehmen nicht nur Mann und Frau, sondern
auch Verwandte und Nachbarn teil, auch schon bei der Anlage (müntk) eines Reisfeldes
aus wüstem Grunde. Der Mann pflügt (tengäla) mit seinen Büffeln das nasse Reisfeld und
eggt es (pankorbt), während die Frau die vom Mann herbeigeschafften Setzlinge (ampär)
auspflanzt und das Feld jätet (reäs ampär). Die Reisähren schneidet (matäk) die Frau und
bindet das Korn zu kleinen Bündeln (salbrek) zusammen, während die Männer es zu
größeren Garben (tego tjakalän) verschnüren und zu spitzen Haufen (tämbunan päddi)
auftürmen. Ist das Korn gut ausgetrocknet, so wird es eingeholt (ngülean),
Während Pferde die Setzlinge und den Reis herbeischaffen, ziehen die Büffel
nur den Pflug. Es ist anzunehmen, daß die Sasaker die Kunst der Anlage nasser Reisfelder
und ihrer Bebauung von den Baliern gelernt haben.
Um das Feld gegen die Vogelplage zu schützen, werden wie auf Java allerlei
Dinge, besonders Kränze (klitar) an Stangen aufgehängt, sowie Windklappern (geropü),
nach balinesischer Art aus einem Brett aus Palmenhüllblatt mit angehängten Klöppeln,
eine Vorrichtung, die durch Fäden von Kindern in Bewegung gesetzt wird.
Die Sasaker teilen sich die Tagesarbeit folgendermaßen ein: Erst gegen acht Uhr
beginnen sie wegen der Morgenfrische die Arbeit und machen gegen Mittag eine 1/astündige
Pause. Während sie des Morgens pflügen, verrichten sie des Nachmittags andere Arbeiten,
um den Büffeln, die gegen Hitze empfindlich sind, von Mittag ab Ruhe zu gönnen. Gegen
5l/ä Uhr abends treiben sie dieselben in die steinumwallten Hürden.