7. Upas metonkùno gambi I 7. Upas mosadàna gambi, Sirihpinangträger (oft
bis 30)
8. Bonto (27 Personen) 8. Bonto, Regenten und Volksvertreter
9. Ho Èra, Vertreter der 4 Landschaften 9. Sio-limb6na, Vertreter der 9 Landschaften
10. Mintàra-bitara (Sprecher) 10. Kenepulu, Ober-Zeremonienmeister und Sapati,
Reichskanzler
im Bonto-balàno (Mantri besar) 11. Bonto-ogéna (auch Bonto-gena), Erster Minister
12. Lakina (neuerdings auch Opeta) Muna, Groß- 12. Opùta Buton, früher nur Lakina Buton genannt,
König von Muna Sultan von Buton ■
13. Kapita-lau ( = laut; das Meer, munanes. undàlo) 13. Kapitan-laut, früher Befehlshaber (Kapitän) der
Land- und Seemacht, heute Polizeimeister
14. Bobatu (21 Personen) 14. Bobatu, Regenten und Vertreter des Adels
15. Kafuwàwe megawino gambi 15. Rambanùa mosangóna gambi, Sklaven mit Sirihpinang
für die Bobatu
16. Latunani, Aliferisi, Sergenti 16. Lotunani, Firisi, Sirganti, Leutnant, Offizier und
Unteroffizier (Sergeant)
17. Mankafino Sara I 17. Moséna Sarat, Beisitzer im Reichsrat.
Noch immer herrscht Totenstille. Dann reicht man uns kurz vor dem Beginn des
Gespräches in trüben Wassergläsern, die in kunstvoll verzierten Einsätzen mit Messingdeckel
stehen, Kokosnußmilch, Sirihpinang und Zigaretten. Geräuschlos kommen und gehen die
Diener und stellen zwischen meine Frau und mich einen gewaltigen Spucknapf. Aus alter
Erfahrung weiß ich, daß man ein solches königliches Gefäß reichlich benutzen muß und
das Abschlagen von etwas Angebotenem eine persönliche Beleidigung bedèutet. Deshalb
entzünden wir mit Todesverachtung die mit Tabak gefüllten .Palmenblattrohre. Da sie nur
durch einige Fäden zusammengehalten werden, dringt überall Luft ins Innerg^und man muß
ständig und kräftig ziehen, um sie in Brand zu erhalten. Glücklicherweise verspürLder
Stengel meiner Frau keine Lust sich zu entzünden, aber umsomehr wird der Spucknapf
von mir als Nichtraucher benutzt.
Auf ein Kopfnicken des Sultans bricht der Kenepulu, der Träger aller offiziellen
Reden, die in butonesischer, nicht in der hier viel verstandenen malayischen Sprache geführt ;
werden, das Schweigen. Die Hofetikette verlangt, daß sich der Sultan niemals direkt mit
seinen Gästen unterhält, sondern durch den ersten Dolmetscher, der meine Antwort dem
Kenepulu übermittelt. Dieser berichtet die Worte durch den Sapati, Kanzler und obersten
Verwalter des Staates, der von allem zuerst Kenntnis haben muß, dem Sultan. Sind noch
mehr Reichsfürsten anwesend, so wandern, der Rangordnung entsprechend, die Sätze von
Mund zu Mund, bis sie zuletzt zum Herrscher kommen. Auf diese Weise dauert jede Frage
und Antwort entsetzlich lange.
Mit zitternder Stimme spricht der Sultan wenige Worte, und alles lauscht in ehrfurchtsvoller
Andacht. Mäsila waltet seines Amtes mit Würde; bei jeder Anrede seines
Herrn hebt er zweimal die Hände Uber sein Haupt und beugt den Rücken in tiefster Verehrung.
Es werden nur die üblichen Fragen gestellt,-z. B. ob es mir gut gehe, und auf
meine gleichartige Gegenfrage erhalte ■ ich die Antwort, daß der Herr Sultan sehr vom
Podagra und Asthma gepeinigt werde und von mir ein Heilmittel erhoffe. Ich muß ihn
natürlich an den Militärarzt des Kampements verweisen. Der hohe Herr verspricht, alle
meine Wünsche zu erfüllen, und ich verdanke ihm denn auch eine Sammlung offizieller
Gewänder von sich und seinen Regenten bis hinab zu den kleinen Beamten des Reiches. —
Das Handgeschüttel beim Abschied vollzieht sich in ebenso herzlicher Weise wie bei der
Ankunft; Dolmetscher und einige Reichsräte geben uns das Geleit bis zum Pasanggrahan.
Trotzdem nur wenige Worte gewechselt waren und die Residenz des Sultans einen
sehr dürftigen Eindruck machte, hat dennoch dieser Besuch auf uns einen eigenartigen Reiz
ausgeübt: Der weite, mit bunten Tüchern behangene, in ein magisches Halbdunkel gehüllte
Empfangsraum, die braunen Männer in prächtigen Gewändern, die hübschen, an Tausend-
und-eine-Nacht erinnernden Pagen, die würdigen Fürstlichkeiten , in bunten, mit Silber
besetzten Röcken, mit langhaarigen Perücken und dürftigen Voll- und Kinnbärten, die
gebrechliche Gestalt des greisen Herrschers,;: das feierliche Zeremonien und die gedämpfte
Sprache, überhaupt das Fremdartige des Ganzen erschien wie ein Märchenbild, — und
dieses war es auch in Wirklichkeit, ein Traum nur von der alten Macht und Herrlichkeit
des ehemaligen gewaltigen und gefürchteten Buton-Reiches.
Die V e r f a s s u n g d e s h e u t i g e n S t a a t e s unterscheidet sich wesentlich von derjenigen
anderer Sultanate des Archipetläund ist interessant genug, um etwas näher behandelt
zu werden. Wenn ich ein ziemlich vollständiges Bild von ihr entwerfen kann denn
einiges berichtet bereits A. Ligtvoet*) —, so ist mir dieses nur dank der Unterstützung der
Herren Regierungsbeamten, vor allem des damals auf Raha stationierten Leutnants, Herrn
BoII, möglich.
Die Bevölkerung Butons und Munas besteht aus Adel und Volk. Der hohe A d e l,
La Ödö,**) hat die Macht in Händen und besitzt Ä n größten Teil des Landes, beansprucht
alle wilden Pferde als Eigentum, kann aber nicht arbeiten, sondern nur befehlen; der niedere,
LaÖdö, ist sehr zahlreich und setzt sich aus Leuten zusammen, die noch arbeiten können
und solchen, die nur ihre Hände pflegen und ihre Nägel polieren. Nicht durch stolze Haltung
und feinere Gesichtszüge, sondern nur durch langsames, würdevolles Benehmen und manchmal
durch hellere Hautfarbe unterscheiden sich die Adeligen von der Masse. Zur hohen
Aristokratie zählen die Familien des Sultans und der höchsten Würdenträger, des Sapati,
Kenepulu, der Laki (auch Kalaki) und der Kapitan-laut, und zur niederen die Bobatu, welche
einen Teil der kleinen Regenten des Landes liefern, besonders in jenen Dörfern,'die ganz
oder doch zum Teil aus Adeligen bestehen.
Das V o lk wird eingeteilt in. Freie, Leibeigene und Sklaven; die Freien, Maradika,
leben teilweise in besonderen Dörfern,, müssen sich aber häufig von den La Odös loskaufen,
um von ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Sie bilden unter, sich Parteien, die ein Gegengewicht
zum Adel darstellen. Dem geringen Mann, der diesen Verbänden nicht angehört,
bleibt häufig nichts anderes übrig, als in einen anderen Bezirk zu wandern, um sich den
Unterdrückungen zu entziehen. Ein solcher stellt sich meist gegen Bezahlung einer Entschädigung
unter den Schutz eines mächtigen La Odö. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben,
daß sich bald in dem einen, bald in dem anderen Landesteile die Menschen anhäufen. Seit
die europäische Regierung die Zügel in die Hand genommen, sollen zwar alle Sklaven den
Leibeigenen gleichgestellt, also unverkäuflich sein, doch wird man diese Unsitte erst allmählich
ausrotten können. Die Maradika teilen sich nach ihrem Rang in zwei Klassen:
1. eine obere, Anakolaki („anaq“ == Kind und „kolaki, munanes. „IaIaki“ -== König und
Gefolgschaft eines Königs, auch anankolaki), die niederen Aufsichtsbeamten und Vorkämpfer,
und 2. Iwawo (munanes. Taiwawo). Haben schon die Freien viele Herrendienste zu verrichten,
so sind die Leibeigenen, Maradika-wa'ipanda, ganz und gar von ihrem Besitzer abhängig,
müssen ihnen Häuser bauen und einen Teil ihrer Feldfrüchte abgeben. Die Sklaven, Kapowäwe,
*) Beschrijving en Geschiedenis van Boeton. Bijdragen t. d. Taal-, Land- en Volkenkunde v.
Ned. Indie. Ser. IV Dl. 2. S’Gravenhage 1878. blz. 16—30.
**) Wie im Buginesischen wird die Bezeichnung.„La“ dem Familiennamen vorgesetzt.