Sc hmuc k. Der Mannigfaltigkeit der Haartrachten und Kleiderfärbung entsprechen
auch die vielartigen Schmuckgegenstände. Wie sehr diese besonders von den Evastöchtern
Munas geliebt werden, hat mir ein von meinem Koch fortgeworlener schlüsselartiger
Büchsenöffner gezeigt, den ein Mädchen sofort in ihr Ohrläppchen steckte, und, damit er
recht schön in die Höhe stehen sollte, einen Faden mit einem Steinchen daran durch seine
untere Öffnung zog, ein Schmuckstück, mit dem sie den Neid ihrer Mitschwestern erregte.
Ein anderes weibliches Wesen trug mit Stolz die alte Schraube einer weggeworfenen Militär-
Biwaklampe als Ohrzierde, befestigt durch einen aufgeschobenen Holzpflock.
Gewöhnlich schmücken sich Frauen und Männer mit butonesischen Ohrringen aus
Zinn (däli timära) oder mit Hornpflöcken (däli tänduk}, die jedoch hier zu Lande wegen
der Seltenheit der Büffel ziemlich kostbar sind und oft nur einseitig getragen werden.
Die Fingerringe bestehen aus Muscheln, schwarzem Seetang (pänto) oder aus ebenfalls
von Buton eingeführten Zinn-, Messing- und Blechreifen (sinkäru), manchmal auch mit
wertlosen Steinen in bugischen und javanischen Formen besetzt. Einheimische Arbeit
sind Armbänder aus Zuckerrohrfasern (simbi kulina batari) oder Garn, zierlich in Mustern
geflochten (Fig. 84). Einer großen Beliebtheit erfreuen sich hier ferner die in Buton aus
Weißmetall und versilbertem Kupier hergestellten Arm- und Fußringe (simbi) mit ausgestanzten
Ornamenten, meist Facetten-, Blüten-, Ranken-, Strich- und Punkt-Muster (Fig. 83).
Auf schöne Haarkämme (suäwi rämpe) legt man in Muna weniger Wert, vielleicht
weil das geeignete Material dazu, vor allem Büiielhorn, fehlt. Dieses Zierstiick besteht
denn auch meist aus Bambusrohr oder Holz und hat als einzige Verschönerung eingesetzte
Zinnstückchen von Opiumhülsen.
Trotz der Vorliebe der Munanesen für Schmuckgegenstände ist ihr Ku n s t s i n n
außerordentlich gering entwickelt. Die selten gesehenen Ranken in den Hausgiebel-Verzierungen
sind buginesisch und butonesisch. Eine hölzerne Bartpinzette-aus Tiworo hat
ein gefälliges, jedoch von ungeschickter Hand ausgelührtes Rankenmuster, das auf die Kunst
der Maronene von Südost-Celebes hinweist. Die ursprünglichen Motive auf Muna sind nur
einfache Zickzacklinien, Striche, Einkerbungen, bastionsartige viereckige Ausschnitte, Quadrate
und Treppen, überhaupt solche, wie sie etwa durch einfaches Auftürmen von kubischen
Steinen eines Kinder-Baukastens entstehen. Diese Tr eppen-Or nament e , wie ich sie
nennen möchte, entstammen hauptsächlich der Flechtkunst (Fig. 84).
Fl e c h twe r k e . Wie die Kunst auf Muna im allgemeinen, so steht auch die
Flechterei noch auf einer tiefen Stufe. Die Flechtwerke weisen gewöhnlich die einfachste,
im Archipel weit verbreitete Technik auf, so die Tragkörbe aus Rohr (kopaüo) und Bambus
(kalänka), die Tabletteller (rangfti), Sirih-Körbe (büngka, gambi) und Speisenampeln (bantälla).
Daneben findet man eine wiederum von Buton stammende Methode, nämlich die des
Zusammenbindens von Stäben durch Umschlingung der Enden mit Bast oder Palmblattfasern
wie bei Kleiderkörben aus Rohrstäbchen (kalüti) oder Bambuslatten. Eine zweite
besonders auf Celebes vollkommen ausgebildete und wohl von dort stammende Form ist das
Zusammennähen von Lontar- oder Gebang-Palmenblättern, sowie Von Areng- oder Sago-
Hüllblättern, z. B. bei Speisedeckeln (tutübi), den Sirih- und Zeugkörben.
Als Bindematerial verwendet“ man kein Garn wie auf Celebes, sondern dünne Fäden
aus Bambusschale und Rohr, sowie die abgesplissene Oberseite von Gebang-Blättern und
für größere Stücke Bindfäden und Taue aus der schwarzen Faser der Areng-Palme (rabüta),
aus Hanfnesselstengeln (ru-rame), Ananasblättern oder die weniger kräftigen aus dem
Baste der Waru-Linde (bontu).
Tö p f e r e i Von allen Handfertigkeiten hat die Töpferkunst (derabüno nohöa, auch
nohüaq) ihre Ursprünglichkeit bewahrt; die gelegentlich bei de" J üf
geräte sind butonesisches Erzeugnis. Wie aul Lombok ruht die Hers g
gefäße in den Händen der Frau. Der überall als Verwitterungsprodukt auf dem Korallen
■ sich bildende rote Lehm wird mit Korallensand vermischt und vor dem H B H j
durch Kneten plastisch gemacht. Leider bewirkt die Beimengung des Korallensandes infolge
Löschens der eingeschlossenen gebrannten Kalkpartikel eine
des Gefäßes, wenn dieses Regen und Sonnenschein häufig ausgesejzt wirch Wie au¡Lombok
werden nur die Hände und die üblichen Geräte: ein runder Stern (kontu mahäka) als
Ambos, ein eckiger (köntu pöne) zum Glätten, ein Holzspate! (fäfa) zum Schlagen und
einige Bambusstäbchen zum Formen benutzt. H B E
Man verfertigt zwei Sorten Kochtöpfe, einen last kugeligen mit enger Öffnung für
Mais oder Reis (nohöa, nohüaq) und einen zweiten kleineren für Fleisct‘ “ nd
(nohüaq kopöngke, kadäda) mit weiterer Öffnung, sowie mit Henkel und Deckel, ferner eine
weite, bauchige, henkellose Schale (bulüsa),
die besonders bei festlichen Gelegenheiten
Verwendung findet. Sie dient vorwiegend
Zum Waschen und Anrichten der Speisen,
sowie als Schüssel, wird in Süd- und Mittel-
Muna oft aus hartem Holze hergestellt' und
gilt dann wegen der Spärlichkeit dieses
Materials als Kostbarkeit. Die hier fabrizierten
Wasserflaschen (bosünko ttti) haben
die gewöhnliche Form mit Ausguß, seltener
auch 'einen Henkel. Sie sind besonders
reich mit'einfachen Ornamenten verziert,
nämlich Punkten, Löchern und Einkerbungen,
die ein zickzackförmiges Bandornament
geben. Alle anderen Gefäße
haben nur Randornamente, die aus Kerben
Zur Vervollständigung der Angaben über die Küchengegenstände möchte ich noch Trinkbecher
und Eßteller, hier seltener aus Schalen der Kokosnuß, sondern meist-wie die Wasserbehälter
aus Flaschenkürbis (teröka), erwähnen. Die zusammengebogenen, durch einen
Holzstiit befestigten Hüllblätter der Areng-Palme dienen als Schüsseln für Gemüse und
Fleisch geflochtene, wie auf Celebes verfertigte Platten (lämpa) für Reis oder als Speisendeckel.
Als F e u e r z e u g (katikia) findet der Feuerbohrer kaum noch Verwendung, sondern
Stahl und Stein in sehr praktischer Herrichtung. Der Stahl ist in ein flaches Holzbuchschen
eingelassen, das gleichzeitig zur Aufbewahrung von Stein und Zunder, entweder einem
Schwamm (kamäru) oder dem Wurzelstock eines auf der Areng-Palme lebenden Farns
(barüna), dient. Zur Beleuchtung ihrer Wohnungen benutzen die Munanesen Kerzen
(bindähin), in Palmblätter gewickelte Dammarharz-Stangen, die in Holzklötze hineingesteckt
werden, und im Freien Fackeln (kaüla) aus dem maschigen Gewebe des Melonenbaumes.
Wo h n g e b ä u d e . Wie sowohl die Ornamentik im allgemeinen, als auch die Töpferei,
Flechterei und die Weberei zeigen, haben die Munanesen alle besseren und kunstvolleren
Formen von Nachbarstämmen, vor allen den Butonesen und Bugis entlehnt, wahrend das