Die Kunst hat auch sehr schöne Öllampen geschaffen, Standleuchter und Hängelichter
mit 1—4 Dochtträgern (s. Fig. 100, No. 1—4). Ein Ölbehälter stellt den hinduistischen
Garuda-Vogel dar: Das bezahnte Maul trägt den Docht, und ein Flügel dient als Verzierung.
Große becherartige Spucknäpfe (s. Fig. 100, No. 8) mit und ohne Handgriff haben dieselbe
Form wie auf Java, ebenso kugelige und platte Dosen für Kalk und Gambir, Schalen und
Kästen für Pinang und Tabak, sowie kelchartige Behälter für Sirihblätter (s. Fig. 104,
No. 4—8, 10). Zur Bereitung von Opium wird eine besondere Bratpfanne benutzt (pamotbka)
(Fig. 104, No. 9), die der schon erwähnten großen (kawäli) gleicht, und zur Nachfüllung
seiner Lampe dient dem Opiumraucher ein niedliches Ölkännchen (tjere-tjere mina) (s. Fig. 100,
No. 5). Auch die Waffen, Haumesser (tepinä'i) und Lanze (pandänga), liebt der Butonese
mit Messingeinlagen zu verzieren. Die Prunklanzen (gäla) tragen oft Rankenmuster, sind
durchbrochen und an den Schaftenden mit Ornamenten versehen. Sogar kleine Kanonen
(lila, lela) hat man früher aus Messing verfertigt und sie selbst mit einer Nagaschlange geschmückt;
nur die großen Geschütze im Kraton bestehen aus Eisen.
So habe ich durch meine Haussuchungen in Lamanga und den anderen in der Umgegend
von Bau-bau liegenden Dörfern während der Abwesenheit meines Gatten eine ansehnliche
Sammlung Messinggefäße zusammenschleppen können.
Zu gleicher Zeit lernte ich in den verschiedenen Dörfern, vor allem in Boljo, die
in "mancher Beziehung interessante F l e c h t k u n s t (ngentuäno) der Butonesen kennen.
Als Material werden neben den sonst viel gebrauchten Pandanusblättern und gespaltenen
Rottanstengeln (von Calamus-Arten) vorwiegend die jungen Blattsprossen einer
Fächerpalme, Gebang oder Gawang (Corypha Gebanga Bl.) benutzt. Diesen Baum nennen
die Butonesen Mangka, die Maronene wie die Alfuren von Tomini in Mittel-Celebes Lanu,
die Bugis Aka, und
die Händler geben
ihm den makassari-
schen Namen Kuwalla,
mit dem die Muna-
nesen auch dieZucker-
palmen (konaü, bu-
ton.) bezeichnen.
Die Gebangpalme
gedeiht am besten in
flachen, besonders
sumpfigen Gebieten
mit zähem Ton- oder
Lehmboden, z. B. in
F ig . 107. B u n te , r e i c h g em u s t e r t e M a tte n f ü r S c h la f z im m e r -V o r h ä n g e a u s B o l jo , B u to n .
den Flußtälern an der Süd-Küste Butons und Munas, in den flachen Küstenstrichen West-
und Nord-Munas, in der Rumbia-Ebene, in den Strandlandschaften Kabaenas und an vielen
Stellen des Boni-Golfes, wie Mengkoka, Poleang und anderen Gegenden von Südost-Celebes.
Der Gebang-Palmenhain gewährt einen ganz eigenartigen Anblick. Die kräftigen Stämme
erreichen nicht die Höhe der Kokospalmen, sind in unausgewachsenem Zustande meist
mit den Stümpfen der alten vertrockneten Blätter bedeckt, die auch das untere Ende des
Schopfes umgeben, das mit Moosen und Farnbüscheln'bewachsen ist. Die Blätter sind
dunkelgrün und fächerförmig, haben in ausgedehnten Ebenen öfter einen hellgelben Schein
und werden l 3/4—2^4 m lang. Imposant ist die Blüte: wie ein hellfarbiges Tannenbäumchen
ragt sie aus dem 8—12 m hohen, ausgewachsenen Stamm hervor. Mit ihrem Erscheinen
verliert der Baum nach und nach seine Blätter und, wenn die haselnußgroßen runden Früchte,
die einen porzellanartigen Kern besitzen, reif geworden sind, stirbt er ab.
Während der Saft dieser Fächerpalme zur Weinbereitung kaum brauchbar ist, der
aus dem Marke gewonnene Sago nur von armen Leuten gegessen und meist den Schweinen
verfüttert wird, liefern die Blätter, und zwar die ganz jungen Blattsprossen (baléne mangka)
ein selbst für feinere europäische Strohhüte verwendbares, vorzügliches Flechtmaterial. Die
Gewinnung einer guten Bastfaser erfordert sorgfältige Arbeit, mit welcher auch die Seefahrer
sich auf ihren langweiligen Fahrten gern die Zeit verkürzen. Das Blatt wird zuerst
von der Spitze bis zum
Grunde des Stieles in
Streifen auseinander
gerissen, dann von der
Mittelrippe losgetrennt
und der Büschel
schließlich vom Blattgrunde
(böku) abgeschnitten.
Nun zieht
man die irischen Streifen
über ein Bambus-
messerchen zwischen
den Fingern durch, um
dasGewebe zu lockern.
Nach dem Trocknen ist die dünne und feste obere Hälfte (antöne mangka), die noch
einmal über einen Messerrücken gestreift wird, leicht von der dicken, groben und brüchigen
unteren (taéne mangka) zu entfernen. Die erstere, also die glänzende Oberseite des Blattes,
gibt die gute Faser, Pamantu genannt, die andere eine ebenfalls noch brauchbare, aber
schlechtere Art, die nur als Untergrund für Matten oder zu Einsätzen in Körben verwandt
wird. Durch Spalten der parallelnervigen Blätter vermittelst eines Messers werden leicht
verschiedenbreite Streifen hergestellt.
Schon geöffnete Schößlinge geben ein minderwertiges Material, das man unpräpariert
zur Herstellung von Matten, Salöpi (bug. kadjang) für Dach- und Bootsbedeckung oder
als Packmittel, sowie zusammengenäht als Schirm (böru) benutzt. Ganz besonders junge
Sprosse werden sofort nach dem Schneiden gesplissen, gewässert und gekocht. Die Fasern
rollen sich beim Trocknen ein und liefern runde, sehr dauerhafte, Pondóli genannte Fäden
(bug. pàpas), aus denen man allerlei Stoffe (karöro) webt, z. B. für Segel, Säcke u. a.
Auch große und kleine Netze (s. S. 223) werden aus Pondóli oder in Wasser aufgeweichtem
und zu mehreren Fäden zusammengerolltem Pamantu mit Hilfe des einfachen
Weberknotens filiert.
Über die Verwertung der Gebangpalme, die Ausfuhr und Güte der aus ihr hergestellten
Produkte teilt C. A. van Affelen von Saemsfoort*) manches Wissenswerte mit, auf
das hiermit verwiesen sei. Nach jenem Autor hat Buton in dieser Beziehung eine größere
Ausfuhr als sämtliche andere Gebiete von Celebes zusammen, und besonders durch
die schon genannten Gewebe (karöro). Diese werden in Bündeln zu 20 Stück, d. i. ein
*) Tijdschrift v. Ind. Taal-, Land- en Volkenkunde, Batavia. Genootschap. v. K. en Wetensch. Deel
L. Batav. 1908.
G em u s te r te r Z e u g v o r h a n g m i t a u fg e n ä h te n , F ig . 108. Z w e i h ä u f ig e O r n am e n te
a u s g e s c h n it te n e n , b u n t e n L a p p e n . a u f B u to n -M a tte n .