(Iaika sumanga). Wie von dieser Insel bereits geschildert, dienen die Sirihblätter und die
Speisen als Opfer, welche öfter, besonders bei Festen und Krankheiten, dargebracht werden.
Gleich den Butonesen bevölkern auch die Maronene (S. 200— 201) Wälder, große
Bäume, Quellen, Sümpfe und selbst die Luft mit allerlei Ge i s t e r n , guten (djini, auch wali
= die Unsichtbaren) und bösen (tonu-äna). Diese letzteren gelten als die Seelen schlechter
Menschen, welche unstät auf der Erde herumlaufen, um den Leuten Böses anzutun. Wenn
ein Toter im Hause liegt, so spuken sie nicht selten, treiben allerlei Unfug und wollen manchmal
selbst die Wohnung nicht wieder verlassen. Um sie endlich loszuwerden, muß der Besitzer
auf die Kopfjagd gehen, denn erst das Opfer eines Schädels macht dem bösen Treiben ein
Ende. Zur Erhaltung der Gunst dieser Geister errichtet man, wiederum wie auf Buton,
im Dorf einen Opferpfahl (sangia) und legt von Zeit zu Zeit in einem daran angebrachten
Bambusbehälter einige Gaben, wie Sirihpinang, Bananen u. a. nieder; ebenso auf einem
Brettchen vor dem Hause. Als wir in diesem Dorfe unsere Zelte aufgeschlagen hatten,
pflanzte man uns ebenfalls sofort einen Pfahl davor und brachte ein Opfer, um die Bösen
nicht nur von uns, sondern vom Dorfe überhaupt fernzuhalten.
Außer den vielen Geistern verehren die Maronene noch 2 Götter, einen Erdgot t ,
Sangia wita, und einen Hi mme l s g o t t , Sangia langi. Beiden baut man klejne Opferhäuschen
(amäla, auch laika-m-peolia = Haus, um sich loszukaufen) auf Bergspitzen, vor allem solchen
mit hervorragenden, durch ihre Form auffallenden Felsen, an Hauptwegen des Landes und an
einigen Punkten der Küste. Besondere Wirkung verspricht ein Opfer auf dem früher genannten
Amäla-Berge, einem Vorhügel der Tank£no-tank£no-Kette, auf dem sogar ein besonders
geschätzter Priester wohnt. Zu diesem Berge pilgern die Maronene bei schweren
Krankheiten und Epidemien, dort legen sie auch gern für einige Augenblicke eine Kokosnuß
nieder (pesangia), welche dadurch eine heilende Kraft empfängt, und waschen nach der
Rückkehr mit dem wässerigen Inhalte den Kranken. Auch Tuchstücke hängt man auf dem
heiligen Berge auf, um sie hinterher als wirksame Amulette zu tragen. Bei besonderen
Gelegenheiten, so bei Eintritt der Regenzeit, wandern die Bewohner der Dörfer in Begleitung
des Priesters zu den heiligen Stätten und opfern zur Abwehr von Krankheiten.
Fast die gleichen r e l i g i ö s e n A n s c h a u u n g e n haben die T o Mengkoka . Sie
verehren als Oberwesen ebenfalls einen Erd- und Himmelsgott, von denen der letzte
Sangian buhu (buhu = der Wirkliche, Höchste) genannt wird. Dieser lebt auf dem größten
Berge des Landes, dem Mengkoka oder Mendöka (nicht der Mendbke in Rumbia) und ist
von den guten Geistern (onitu wali) umgeben. Andere Onitu, auch die bösen (onitu mosaa)
hausen auf hohen Felsen und in großen Bäumen (kapu), sowie auf Bergrücken (ossu), auf
denen der Wind stark pfeift. Einer von ihnen lebt auf dem Ba lang-tete-Berge in einem
mächtigen Baum, Kolumba genannt, inmitten eines Alang-Grasfeldes. Er erfreut sich .einer
besonderen Beliebtheit und erhält bei allen möglichen Anlässen Opfergaben, sogar Hühner.
Die Bewohner des Küstengebietes kennen außerdem noch einen Meergott, den Sangia puri-
n-dahi („puri“ = tief, „dahi“ = Meer), dem sie vor Antritt einer Seereise zu opfern pflegen.
E h e g e b r ä u c h e : Auf Lombok lernten wir in dem Mädchenraub eine alte Form
der Eheschließung kennen, dann auf Buton und Muna eine andere Art, die der Brautwerbung
durch eine Mittelsperson, sowie eine dem muhamedanischen Ritus bereits angepaßte
Trauungszeremonie. In Rumbia und Poleang haben nun die Ehegebräuche noch ihren ursprünglichen
Charakter bewahrt.
Der Maronene schickt zu dem Mädchen seiner Liebe einen B r a u t w e r b e r (tol£a)
mit einem gefüllten Sirihbeutel. „Adie pinangäo“, „Hier ist Sirihpinang“. „Powbko monpängan“,
„Ich gebe Dir zu essen“. „Kedahbsi ntaéhe iako“, „Nimmst Du davon, so liebst
Du mich l“, so spricht der Gesandte. Ist das Mädchen geneigt, so antwortet sie : „Nhunku
nunukömo“, „Ich will“, worauf der Vermittler den Jüngling von dem Erfolg der Werbung
in Kenntnis setzt.
Diese Si t t e, S i r i h p i n a n g a n z u b i e t e n , ist auf Celebes weit verbreitet, so
bei Bugis, Makassaren, den Alfuren der Minahasa, dann auf Halmahera, Buru, Timorlaut,
wie G. A. Wilken*) berichtet. Nach der Erteilung des Jawortes beginnt für den jungen Mann
eine Zeit der Prüfung und des Minnedienstes, der B r a u t s t a n d (mesampòra), während
welchem er 1—3 Jahre lang im Dienste der Brauteltern zu arbeiten und seine Tauglichkeit
zu beweisen hat. Ihm soll hierdurch Gelegenheit gegeben werden, seine Braut kennen
und schätzen zu lernen, sowie das Vertrauen der Schwiegereltern zu erwerben, welche die
Eheschließung von seiner Tüchtigkeit abhängig machen. Wie andere primitive Völker, so
legen auch die Maronene besonderen Wert darauf, daß in der Brautzeit kein geschlechtlicher
Verkehr der Liebenden vorkommt. Sollten die Brauteltern dennoch Derartiges be-*
merken, so wird die Verlobung in jedem Falle gelöst, und der Mann hat eine Buße (merim-
biti), in Gestalt eines Stückes weißen Zeuges (im Werte von fl. 1.50) zu zahlen. Nur wenn
der junge Mann seine Liebste heimlich entführt (poleisäko), geht er straflos aus, und die
Ehe gilt in diesem Falle für geschlossen. Wünscht das Mädchen eine Abkürzung der
Brautzeit, so kann dieselbe sogar bis auf einige Tage beschränkt werden, falls der Mann
das He i r a t s g u t (ménta langära, akonòmo in Lankäpa, lumangämo in Liano) für die
Brauteltern bereit hält. Dieses besteht aus einem Büffel, der jedoch nicht wie anderswo
das nötige Fleisch für das Fest liefern soll, denn ein solches besteht nicht. Nach Entrichtung
dieses Kaufgutes gilt die Ehe, ohne irgendwelche weitere ^Zeremonie, wie etwa
durch einen Priester, für geschlossen. Das junge Paar bezieht das Haus, welches für gewöhnlich
der Mann während der Verlobungszeit zu bauen hatte, und nur im Gebirge Süd-
Rumbias muß es die ersten 6 Tage in der Wohnung der Brauteltern verbringen.
Diese Verhältnisse ändern sich bereits im n ö r d l i c h e n Rumb i a und in P o l e a n g
und schließen sich hier mehr an diejenigen Mengkokas an. Bei der Brautwerbung (to toléa
der Brautwerber) wird nämlich kein Sirihpinang übersandt, sondern es sind je 10 Pinang-
nüsse, Sirihfrüchte und Gambirwürfel, sowie ein Trinkgefäß, meist eine Porzellantasse, zu
erlegen. Auch gibt man als Kaufgut häufig statt eines Büffels 50 derartige Schalen, welche
hier die Mandaresen viel importieren, sowie 3—4 Stücke weißen Stoff und 4—5 Frauen-
Hüfttücher. Dazu kommen im westlichen Teil des südlichen Berglandes ein Kopftuch, eine
Jacke, ein Kochtopf, Lanze und Schwert, oft sogar noch ein Büffel.
In M e ng k o k a übersendet der Liebende mit der Heiratsanfrage (pesaräpu, auch
mesaräpu) folgende Dinge: Sirih und Zubehör, eine Jacke, Hüfttuch,, eine knöcherne, für
die feinere Flechterei gebräuchliche Ahle und ein Messer. Das zu entrichtende Heiratsgut
setzt sich hier aus Folgendem zusammen: Einem Sklaven oder an dessen Stelle mindestens
einem Büffel, 10 Lagen weißen Stoff und einer Halskette, bei einem Fürsten aus 5 Sklaven
und 50 Stück Zeug. Die Sklaven konnte man sonst von den Radjas kaufen, und jeder
kostete 20 Stück weißes Tuch oder 20 Reichstaler. Da die holländische Regierung aber
das Halten von Sklaven verboten hat, so wird, wie gesagt, heute an deren Stelle ein Büffel
gegeben; nur im Gebirge soll die ursprüngliche Sitte noch bestehen. In IV^engkoka hat der
Verlobte keine Prüfungszeit durchzumachen und damit auch keine Knechtdienste zu leisten;
*). Plechtigheden en Gebruiken by Verlovingen en Huwelijken en z. Haag, 1886, Bd. I, S. 60—69.