S-Abhange des Rindjani. Der Casuarinenwald im Tal geht in dieser Höhe in eine Parklandschaft
mit zahlreichen Buschgruppen über. Die letzten Casuarinen und niedrigen
Krüppelbäume steigen etwa bis 3050—3100 m hinauf, während d ie o b e r e Gr e n z e der
B u s c h f o r m a t i o n e twa auf 3350 m fäl l t , al so 100 m t i ef er al s auf der N-Sei t e.
Rhododendron, Engelhardtia und Eurya sind fast überall die letzten Vertreter der Buschformation
(Fig. 75).
Die in dieser Höhe beginnende Gr a t f o rm at i o n besteht außer aus Moosen und
Flechten vorwiegend aus Büschelgräsern (Festuca, Agrostis- und Poö-Arten). Eine Reihe
Compositen (Anaphalis, Antennaria, Gnaphalium, Conyza), Campanulaceen (Wahlenbergia),
Labiaten (Elsholtzia), Boragineen (Echinospermum), Gentianaceen (Sweertia) und Plantagineen
F ig . 75. B u s c h f o rm a tio n a u f d e r S ü d -W a n d d e s S e g a r e -A n a k in c a . 3150 m ü . M.
(Plantago) klettern hier und da noch 100—200 m den Gipfel hinauf, um Moosen, Flechten,
Farnen (Polypodium) und Schachtelhalmen (Equisetum debile) den Rest der Spitze zu
überlassen.
Auf der N o r d - S e i t e de s Ri n d j a n i verteilen sich demnach die V e g e t a t i o n s r
e g i o n e n folgendermaßen:
I. Null bis 650 m, he i ße V e g e t a t i o n s r e g i o n mit Hochwald.
II. 7 0 0—1450 m, g e m ä ß i g t e Re g i o n mit Laubwald und einzelnen Casuarinen in
seinen oberen Teilen.
III. 1500—2650 m, k ü h l e Re g i o n mit Casuarinen.
1. 1500—2400 m, Casuarinenwald und Rendangtriften.
2. 2450—2650 m, Casuarinenwälder und Buschwildnisse in den Tälern.
IV. 2700 m bis zur Spitze, ka l t e Ve g e t a t i o n s r e g i o n .
1. 2700—3050 m, Buschformation und Rendangtriften, einige Casuarinen und
Niederholz.
2. 3100—3250 m, Buschformation.
3. 3300 m bis zur Spitze, Gratformation mit Gräsern, Moosen und Flechten.
Während die Unterschiede zwischen den Vegetationsregionen auf der N- und SSeite
wesentlich der Luft-, resp. der Bodenfeuchtigkeit zuzuschreiben sind, kommen an
zwei Punkten der N-Seite Verschiebungen der Gewächszonen nach unten hin vor, nämlich
in der Sembälun-Hochebene und im Segare-Anak-Gebiete, wodurch sich die Verhältnisse
denjenigen auf dem S-Abhange nähern.
Auf der S e m b ä l u n -H o c h e b e n e (1150—1250 m) findet sich nämlich außer den
Pflanzen der gemäßigten Gewächszone eine größere Zähl von solchen, die in der heißen
heimisch sind; von den Urticaceen Fleurya und eine Reihe Ficus-Arten, von den Amarantaceen
Amarantus spinosus, Pupcilici, Deeringia, von den Ranunculaceen Clemutis, von den Tiliaceen
Triumfetta, von den Malvaceen Hibiscus tiliaceus, von den Rutaceen Citrus, von den
Scrophulariaceen Toreniu, dann von den Leguminosen zahlreiche Papilionaceen, zumal
Phaseoleen, sowie Convolvulaceen, Acanthaceen *. Asyslasia und Justicia, Gesnerianaceen,
Liliaceen: Gloriosa superba L., Lythraceen, Cannaceen, Commelinaceen, Balsamineen u. a.
In dem noch höher* nämlich oberhalb 1975 m sich ausdehnenden S e g a r e - A n a k -
Ke s s e l kommen neben den Pflanzen der kühlen und kalten Gewächszone ebenfalls einige
vor, die in der gemäßigten und selbst noch in der heißen beheimatet sind, so die Compositen
Siegesbeckia orientalis (1105), Eclipta alba L (1990, 1299), Emilia (1226), Papilionaceen,
wie Desmodium (1195/97) und andere Leguminosen, z. B. Cassia (1198), eine Rubiacee
Oldenlandia (1186), dann Farne, wie Vittaria (1111) und Adiantum. Der gesamte Eindruck
der Vegetation, besonders durch die blumenreichen Wiesen (s. Taf. I) mit Lobelia, Viola,
Hypericum, Gnaphalium,
Polygala,B idens,
Drosera, mit Erdorchideen
und vielen
anderen ist der wie
in den unteren Teilen
der kühlen und den
oberender gemäßigten
Gewächszone.
Diese Vegetationsverhältnisse
in der
Sembälun-Hochebene
und im Segare-Anak-
Kessel sind auf die
abweichenden klimatischen
Verhältnisse
F ig . 76. D ie V e g e ta t io n s r e g io n e n u n d d ie T em p e r a tu r v e r h ä l tn i s s e a u f d em R in d ja n i -G e b i r g e ,
d u r c h K u rv e n d a r g e s t e l l t ( o b e n M a x im um , u n te n M in im um u n d in d e r M it te d a s n o rm a l e J a h r e s m
it te l d e r T em p e r a tu r ; d ie d ic k e n s e n k r e c h t e n L in ie n t e ile n d ie V e g e ta tio n s r e g io n e n a u f d e r
N o r d - S e i t e , d ie u n te r b r o c h e n e n a u f d em S ü d -A b h a n g a b ).
zurückzuführen. Die mittlere Jahrestemperatur müßte in Sembälun ihrer Höhenlage von
1200 m ü. M. entsprechend 19—20° C. betragen und die am Segare-Anak etwa 15° C.,
wenn man die bekannte Temperatur-Abnahme dieser Gegenden von 0,54° C. für je 100 m
zu Grunde legt. Da das Mittel aus den durch die Expedition beobachteten Werten in der
Tat 20,7° C. in Sembälun und 15,8° C. am Segare beträgt, so dürften die Schlußfolgerungen
immerhin eine gewisse Berechtigung haben, wenn auch die Beobachtungsdauer nur eine
12-, resp. 14-tägige war.
Die Temperaturkurven (Fig. 76) geben die Beziehungen zwischen Vegetation und
Temperatur am besten wieder. Die mittlere dicke Linie stellt die allgemeine mittlere Jahrestemperatur
dar, die obere dünne das Maximum, die untere das Minimum aus den Expeditionsbeobachtungen.
Die unterbrochenen Linien geben etwa die Größe der Schwankungen an,
wie sie am äußeren Vulkanmantel, also der Einwirkung der Luftströmungen ungeschützt
ausgesetzten Punkten Vorkommen würden.