u n d d e r In s e l K ab a e n a , e in em G r a b e n b ru c h e ab, u n d d e r n ö rd lic h e is t z u r g ro ß e n
R um b ia -E b e n e a b g e s u n k e n .
Am anderen Morgen stießen wir bereits nach 3 stündigem Marsche am Langkawälu-
Fluß (auch Lankuwäla) aul das Biwak des uns entgegengesandten Beamten, Herrn Wieland.
In der Annahme, wir würden längere Zeit hier bleiben, hatte er große Vorbereitungen
getrofien und ein stattliches 5 Zimmerhaus mit Vorgalerie, Küche und Soldatenwohnungen
errichtet und im Flusse sogar für ein luxuriöses Schwimmbad Sorge getragen. Es war eine
Wonne, in diesem kristallklaren Wasser auf Kiesgrund sich wieder einmal grünlich reinigen
zu können.
Da von Herrn Wieland zahlreiche Träger aus Mengkoka mitgebracht waren, so
konnten wir einen Teil unserer Maronene entlassen. Der Beamte erzählte mir, daß er im
vorigen Jahre den vergeblichen Versuch gemacht hätte, vom Norden her ins Maronene-Land
vorzudringen* er habe aber, von 300 Bewaffneten verfolgt, den Rückweg antreten müssen.
Infolgedessen sei er jetzt von Mengkoka durch Andölo, östlich vom Grenzgebirge, nach
Rumbia gegangen, um einer ähnlichen Ueberraschung vorzubeugen.
Leider konnten wir in diesem gemütlichen, für eine Sommerwohnung geeigneten
Biwak nur ein paar Tage weilen, da sonst unsere Lebensmittel nicht ausgereicht hätten. Auf
den Streifzügen in der Umgebung machten meine Frau und ich die unliebsame Entdeckung,
daß wir von mehr als 1000 Menschen umringt waren. Der ganze Palmenwald wimmelte
von Männern, doch sah ich nirgendwo Waffen. Ich bat die Leute, mir Lanzen, Haumesser
und Schilde zu verkaufen, und sie versprachen mir solche zu holen, antworteten aber auf
meine Frage, woher sie denn kämen: Aus Poldang und weit entferntliegenden Orten Rumbias.
Trotzdem vergingen nur wenige Stunden, und das Gewünschte war zur Stelle geschafft, ein
Zeichen, daß man in der Nähe Waffen versteckt hielt. Trotz der Verstärkung unserer Truppe
durch den „Civiel-Gezaghebber“ mit seinen 19 Polizeisoldaten hätten wir gegen die Ueber-
macht nichts ausrichten können. Ich ging von einem Lagerfeuer zum anderen und ließ
von meinem Dolmetscher einige freundliche Worte an die Leute richten. Die einen bereiteten
ihre Mahlzeiten aus Sago, mit einem Gemüse aus dem inneren Teil des Stammendes
(tinira) von der Gebang- oder Arengpalme (oröma). Als Gewürz wurden die säuerlichen,
hellgrünen und glänzenden Blätter einer Hüko (hüka mengkokanes.) genannten Pflanze,
wahrscheinlich einer Gnetacee, benutzt und das ganze Gericht dann in Bambusrohren gekocht.
Einige hatten auch Büffelfleisch und verarbeiteten es zu einem schmackhaften Ragout, das
auch wir später des öfteren gegessen haben. Andere Leute beschäftigten sich mit der Gewinnung
der Gebang-Bastfaser oder verfertigten Sandalen (kolina läno =Palmenrinde ) ausGebangrinde.
Diese, wie auch andere aus Büffelhaut hergestellte Fußbekleidungen (pankäru) dienen zum
Schutz gegen Dornen beim Rottansammeln im Walde. Als ich die Leute fragte, warum sie
sich denn eigentlich in so grösser Zahl hier versammelt hätten, erhielt ich die Antwort:
„Steuer zu zahlen 1“
Da Herr Wieland 6 Pferde mitgebracht hatte, so litten wir auf dem Wege durch
die Rumbia-Ebene nicht mehr so sehr unter der glühenden Hitze in dem übermannshohen
Alang-alang-Grase. Die tiefer liegenden Teile dieser Ebene gewähren durch ihre Fächerpalmen-
Haine einen malerischen Anblick. Beim Verschwinden des Lehmbodens oberhalb 40 m
Meereshöhe beginnen Sandflächen mit stellenweise nur dürftiger Grasnarbe. Mit dem Anstieg
wird der Boden immer trockener und geht in eine Art H e i d e l a n d s c h a f t über,
die teilweise mit xerophilen Pflanzen besetzt ist, wie Scleria, Scirpus, Tuirena u. a. Seggen,
einem in Büscheln wachsenden Eriocaulon, vor allem aber mit niedrigen Casuarinen-Bäumen
(Casuarina sumatrana, Jungh.), einer westmalayischen Art mit dünnen Blättern, die im Habitus
der Tamariske und in etwas unseren jungen Lärchen ähnelt, aber nichts mit der von Lombok
erwähnten Strand- und Bergcasuarine (s. S. 16) zu tun hat. Ein besonderes Kennzeichen
für dieses Gebiet ist ein EWca-ähnlicher Myrtaceen-Strauch oder vielmehr kleiner Baum
(Baeckera), der beim Zerreiben einen aromatischen, Thymian-ähnlichen Duft verbreitet und
sonst nur in größeren Höhen auf den Bergen vorkommt. Auffallend sind ferner ein großblättriger,
zur Familie der Rubiaceen gehörender Sarcocephalus-B&um und eine Wallnußähnliche
Meliacee (Dysoxylon), welche nur vereinzelt angetroffen wird und gutes Bauholz
liefert, sowie schließlich kleine Sterculiaceen-Bäume (Melochia indica), von denen man
Bastfasern gewinnt. In den zahlreichen rundlichen Bodenvertiefungen, in welchen das Gras
frisch grün aussieht, also mehr Bodenfeuchtigkeit vorhanden ist, lebt der fleischfressende
Sonnentau (Drosera), der auf dem Rindjani Lomboks (s. S. 15 u. 124) erst von 900 m an
aufwärts auftritt, und ein Enzian (Sweertia), der auf Lombok ebenfalls erst von 2100 m an
bis in die kalte Region hinauf gefunden wird (s. S. 126), aber auf Java allerdings noch bis
tief in die gemäßigte Gewächszone hinabsteigt. Selbst eine Lobelie (Scaevola), welche auf
Lombok die Ufer des Segare-Anak (in 1925 m Meereshöhe) mit einem himmelblauen Teppich
bekleidet, findet sich hier ebenfalls. E s i s t a l s o d ie m e r k w ü r d i g e T a t s a c h e f e s t z
u s t e l l e n , d a ß x e r o p h i l e G e b i r g s p f l a n z e n v om G e b i r g e h e r a b in d ie E b e n e
g e s t i e g e n s i n d , w e il s ie h i e r im F l a c h l a n d e in e n ä h n l i c h t r o c k e n e n B o d e n
g e f u n d e n h a b e n .
Dieses S a n d g e b i e t geht-von 70 m an in Kies mit weißen Rollsteinen über, die
nach oben hin immer größer werden und etwa bei 145 m ü. M. aufhören. Gleichzeitig
wird das Terrain mit der zunehmenden Höhenlage wellig, und in den oberen Teilen treten
deutlich wallartige Hügelzüge hervor, die unweit des Ortes Wambaköwu, am Fuße des
Grenzgebirges kuppige Formen, ähnlich wie Sanddünen, annehmen. D ie R um b ia -E b e n e
i s t o h n e F r a g e e in e a l t e M e e r e s b u c h t g e w e s e n , d e r e n S t r a n d h e u t e d ie
K ie s - u n d S a n d a b l a g e r u n g e n m a r k i e r e n . In der Tat Stellen sich diese nach
näherer Untersuchung als e c h t e S t r a n d w ä l l e heraus, die von der Brandung und von
Küstenströmungen gebildet wurden. Sie verlaufen bei Wambaköwu in bogenförmigen
Reihen, meist Nordost-Südwest mit Abweichungen auf Ost-West und Nordwest-Südost. Auf
der einen Seite, welche der Ebene zugewandt ist, fallen sie steil ab, während sie auf der
anderen, die zum Grenzgebirge hin gerichtet ist, langsam in wellige Geröllsandflächen
übergehen. Ihre stark discordante Schichtung und die vorzügliche Abrollung, nicht selten
in schön ellipsoidischen Formen, beweisen diese Entstehungsart. Der höchste Hauptwall
im Randgebiete besteht sogar aus einem groben, durch Ton und Kieselsäure verkitteten
Konglomerat und stellt sozusagen einen f o s s i l e n B l o c k s t r a n d dar. Einschlüsse von
rezenten Korallen zeigen aber, daß wir es mit einer jungen, wahrscheinlich pleistozänen
Bildung zu tun haben, nicht mit Eozän-Konglomeraten, welche an anderen Stellen von
Celebes Vorkommen.
Bei der Durchquerung der Ebene sahen wir Herden von wilden Büffeln, einmal
mehr als 100 Tiere zusammen, sowie Rudel von Hirschen, die auf der weiten Grasfläche
wie in einem Tierpark umhersprangen. Meine Polizeisoldaten ergriff eine wahre Jagdwut,
und sie schossen wie toll dazwischen; in ihrem Eifer ließen sie die Tiere aber nicht näher
als 1000 bi.s 800 m herankommen, sodaß die meisten Schüsse fehlgingen. Von diesem
Geknalle wurden Hirsche wie Büffel derartig wild, daß sie einer tollen Jagd gleich durcheinanderstoben.
Meine Jäger und wir selbst schossen nicht, sondern begnügten uns, das