Absetzen ein Sagomehl, welches in einem Siebtrichter, ähnlich wie er zum Dämpfen des
Reises benutzt wird, gekocht eine gallertartige Konsistenz annimmt.
Die Bewohner Binongkos haben in Aussehen, Sitten und Gewohnheiten viel von
den Butonesen. Die Haartracht der Frauen erinnert an Muna. Sie schlingen ihr ziemlich
volles schwarzes Haar in einen fest zusammengedrehten, langen wurstartigen Knoten,
der vom Hinterkopfe steif absteht, und wirken dadurch, im Profil gesehen, direkt komisch.
Durch den ausgedehnten Handel mit allen Teilen des Archipels entdeckt man auf
dieser Insel nichts Ursprüngliches mehr. In ihrem Gl auben sind die Binongkonesen ianatische
Muhamedaner; alles, was an den früheren Animismis erinnert, fehlt gänzlich, nur die bösen
Geister fürchten sie noch, die ihnen Unglück auf ihren Meerfahrten bringen können. Da
es für den Muhamedaner von großem Vorteil ist, Hadji-Priester, also in Mekka am Grabe
des Propheten gewesen zu sein, so versteht es der Binongkonese, schon von einer Reise
nach Singapore, bewaffnet mit dem heiligen Wasser und dem Koran, als Mekka-Pilger
zurückzukehren. Infolgedessen wimmelt es hier von angeblichen Hadjis, die ärger sind
als die echten Söhne Muhameds.
Einzig die Gr ä b e r haben ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Sie sind wie im Mendati-
Dorfe auf Wandji große gemauerte Kästen, häufig überdacht, mit Zeuglappen überspannt,
mit Blumen verziert und mit den üblichen islamitischen Grabzeichen besetzt.
Wie bereits hervorgehoben, ist der Pf l anz enwuchs auf diesen Koralleninseln außerordentlich
dürftig, und das Gleiche gilt auch von der Tierwel t . Die wenigen Vögel gehören
denselben Arten an wie auf Buton, während ein großer weißer Kakadu mit rosarotem
Kopfbüschel, wie er auf Buru und Ambon lebt, wahrscheinlich eingeführt ist.
Auch g e o l o g i s c h weisen die Tukang-besi-Eilande auf eine Verbindung mit Buton
hin, da sie sich auf einer unterseeischen Barre, der südöstlichen Fortsetzung von Celebes,
erheben (s. Tiefenkurven auf Karte 1). Wandji, Kambode, Tomio und Binongko werden von
Korallenkalk, der in Bänken abgesondert ist, terrassenartig aufgebaut.
Der Geologe Verbeek*) macht bereits nach einem kurzen Besuche der Insel Wandji
auf den flach SSO-lichen Einfall der Korallenlagen aufmerksam. Unter den 5 Terrassen ist
die zweite weniger scharf ausgeprägt, während die vierte erst etwas weiter nach dem Süden
der Inseln deutlicher hervortritt. Eine kleine Zwischenstufe bemerkt man noch zwischen
der zweiten und dritten; überall aber scheinen die Terrassen einen horizontalen Verlauf zu
nehmen und die geneigten Korallenbänke zu schneiden. Sie liegen an der NW-Ecke von
Wandji etwa in folgenden Höhenlagen: 1. Nur einige Meter ü. M., 2. von 45—80 m, 3. von
120—150 m, 4. von 210—240 m, 5. von 240—310 m.
Auch die ungefähr lS1^ km lange und 240 m hohe Insel Binongko besteht aus
Korallenkalk-Bänken und ebenfalls aus 5 Terrassen, die zu oberst eine Tafel mit kegel- und
gratartigen Aufsätzen bilden, mulden- und brunnenartigen Vertiefungen, meist mit Höhlenbildung
und vollständig frischen Oberflächen-Formen. Sie bestehen aus Korallenlagen mit
kaum merklicher, etwa SSO-licher Neigung. Ähnlichen Verhältnissen begegnet man auf der
ungefähr 340 m hohen Insel Tomio, die von ferne einer flach gewölbten Schildkrötenschale
ähnlich sieht.
*) Molukken-Verslag. Jaarboek v. Mijnwezen in Ned.-Indie. Batavia 1908. blz. 44, Bijlage II Fig. 23.
F ig . 79. D e r E x p e d i t io n s k u t t e r „K o lum b ia “ in d e n b u to n s c h e n G ew ä s s e r n .
II. Die Insel Muna.
(Erste Eindrücke. Land und Leute. Anthropologische Untersuchungen an Munaneseri. Soziale Zustande
aui Muna. Glaube, Sitten und Gebräuche! in der Buton-Straße.)
Erste Eindrücke.
Wenig befriedigt von dem Besuch der Tukang-besi-Eilande fuhren wir zunächst
nach Bau-bau, dem Hauptplatze der Insel Buton. Ober Land und Leute, vor allem über
den augenblicklichen politischen Zustand konnte mir der Kommandant der dortigen Militärstation,
Herr Kapitän van Walrawen, folgendes Wissenswerte mitteilen. . . .
In alle Teile des Buton-Reiches müsse Militär zum Schutz der Expedition mitgenommen
werden. Die Buton-Straße, die Süd-Küste von Buton und Muna seien öfters der
Tummelplatz von raublustigem Gesindel, und nicht selten kämen Überfälle von Handelsfahrzeugen
vor. Auf Muna hingegen wohne, mit Ausnahme vielleicht des Südwestens, ein
friedlicher Menschenschlag, der sieh freue, heute nicht mehr vom butonesisehen Adel bedrückt
zu werden, da seit kurzem die Holländer die Regierung dieses Landes selbst m die
Hand genommen hätten. Allerdings erfordere der hier noch herrschende Kriegszustand
die Begleitung von Soldaten. Besonders lebensgefährlich aber werde ein Besuch der
gänzlich unbekannten Landschaften Rumbia und Poleang auf dem gegenüberliegenden Festlande
von Celebes sein, an deren Ost-Küste er sich zwei Tage aufgehalten habe. Wie das
angrenzende Kendari, so sei noch mehr dieses Gebiet von unabhängigen Kopfjägern bewohnt,
die im September, also gerade zur Zeit unseres vorgesehenen Besuches, ihre.Opferfeste
mit Menschenjagden feiern. . ,
Schon von Makassar aus hatte ich dank des Entgegenkommens des dortigen Gouverneurs
die ungefähr für 4 Monate geplante Untersuchung dieser Inseln und die Durchquerung
des Südost-Zipfels von Celebes vorbereiten können. Ein Brief vom Gouverneur versprach mir
die Unterstützung des Beamten aui Buton, ein weiteres arabisch geschriebenes Schriftstück
sollte mir die Gunst des Sultans sichern, von dem denn auch meine Bitte um einen
tüchtigen Butonesen, der malayisch und auch munanesisch sprach, sofort erfüllt worden war.
Von den beiden mir zur Verfügung gestellten Männern mußte ich allerdings den einen,
der aus Angst, unterwegs getötet zu werden, zitterte und heulte, wieder zurückschicken,