Ältesten nehmen das Festmahl hier oben in diesem Taubenschlag-ähnlichen Gebäude ein,
während die Bevölkerung sich auf dem Erdboden gruppiert. Bevor der Schmaus beginnt,
legen die Priester Feldfrüchte auf den großen Opfertisch an der Süd-Seite des Dorfes nieder.
Hiermit soll den Göttern zurückgegeben werden, was sie den Menschen durch die Ernte
geschenkt haben. Unter den Gerichten nimmt das Schwein den ersten Platz ein, und dem
Palmwein wird tüchtig zugesprochen. Es muß den Budas überhaupt nachgesagt werden,
daß sie dem Alkohol sehr ergeben sind.
Nach fünf Tagen beginnt das H u ld ig u n g s f e s t (mendjämpang). Die Budas ziehen
ins Gebirge, diejenigen von Pänäsan nach Lölon-mas und der Buwäni-Quelle und diejenigen
von Tebängo nach Mäturan, um von Batara unter allerlei Gelübden Gesundheit ihres Volkes
und Segen für das kommende Jahr zu erflehen. Bei diesen Opfern weiht der Pamanku
durch ein Sprüchlein einen Topf mit Wasser, trinkt etwas davon und bestreicht sein Gesicht,
welchem Beispiel die übrigen Teilnehmer folgen. Außerdem verbrennt er Weihrauch, um
das Gemüt der Götter günstig zu stimmen.
Neben den eigentlichen Gottheiten opfern die Budas, gleichwie die Telu-Sasaker,
noch einer Reihe von Baum-, Dorf- und den Quälgeistern (Djimpit und Djängkel), welche
Krankheiten, wie Pocken und andere Seuchen, erzeugen und der Feldfrucht Schaden bringen.
Gefürchtet sind die Spukgeister (ponti-änak), die Seelen der im Wochenbett gestorbenen
Frauen und die Werwölfe (säla), die tagsüber in Gestalt von Schweinen, Hunden oder
Menschen herumlaufen, nachts aber ohne Kopf mit heraushängenden Gedärmen erscheinen,
um schlafenden Menschen das Blut auszusaugen und ihnen Krankheit und Tod zu bringen.
Während die einen den Frauen das ihnen selbst zu Lebzeiten nicht gewordene Mutterglück
zu zerstören trachten, versuchen die anderen die Neugeborenen zu töten. Man glaubt, daß
sie mit dem Kinde zur Welt kommen, aber nur von der Mutter gesehen werden können.
Die Himmelsnymphen, Widadäri, gelten als Schutzgeister der Kinder und sind meist den
Menschen gut gesinnt.
Die Tebango-Budas verehren auch noch Flußgeister, und wenn die Reissetzlinge
ausgepflanzt sind und die Felder berieselt werden sollen, findet eine Flußweihe statt, ähnlich
wie sie bei den Baliern üblich ist. Die Bewohner von Pänäsan-lau unterlassen es nie,
nach der Ernte auch der balinesischen Sri (Laksmi), der Göttin des Landbaus und der
Fruchtbarkeit, Opfergaben darzubringen.
Jedenfalls sind die Budas Hindus. Es ist nicht nötig anzunehmen, daß sie ihre
Religion erst von den Baliern erhalten haben, sondern wie auf Java und Lomboks Nachbarinsel
Sumbawa hat wahrscheinlich auch hier in vormuhamedanischer Zeit das Hindutum
bestanden. Batara (sanskritisch bhattära = Herr) Guru und Sakti sind Qiwa und Brahma,
die meist zusammen als eine einzige Gottheit aufgefaßt werden. Da Batara seinen Wohnsitz
auf dem höchsten Berge hat, von dem aus er dem Lande seinen Segen spendet, so
nennen ihn die Balier Gott des Agung, Dewa Agung, nach dem gleichnamigen Vulkan.
Auf Lombok aber schickt der Rindjani mit seinem Segare-Anak-See das Fruchtbarkeit
bringende Wasser; hier opfern deshalb Balier und Sasaker dem Batara Rindjani. Zur Zeit
der Bali-Könige trug alljährlich eine Gesandtschaft Gaben zum Segare-Anak, vor allem
kleine aus Gold gefertigte Schildkröten, die edelste aller Götterspeisen, und warf sie in die
Tiefen des Sees. Auch Enten und weiße Hähne soll man hier ausgesetzt haben.
Die Budas bezeichnen ihre heiligen Plätze mit „sang, sangga oder sanggia“. Diesem,
bei malayischen Völkern weit verbreiteten Namen, liegt, wie bekannt, das altjavanische Wort
„sanghijang“ und das sanskritische „sang“, was Qiwa bedeutet, zu Grunde. Im Sasakschen
kann es jedoch zu Verwechslungen Anlaß geben, da „sang“ oder „sahang“ Pfeffer, „sanga“
900 heißt, und die Bezeichnung für 909 „sanga siwa“, gesprochen nur durch einen nasalen
Laut vom „sangga Qiwa“ zu unterscheiden ist. Jedenfalls dürfte in diesen Worten ebenso
wie „sangkep“, „Bergkuppe“ und „Versammlungsort der Geister auf Bergspitzen“, dann
auch in übertragener Bedeutung „Backe“ eine Ideenverbindung wohl nicht zu suchen sein.
Ueber den Glauben der Budas von Südwest-Lombok berichtet Gründler folgendes:
„In G a n d j a r verehrt man zwei Götter, Djuet und Tika, die unsichtbar in der Nähe des
Dorfes wohnen. Ihnen opfert man auf Bambustafeln (sangga) Reis, Hühner und Eier, um
Krankheiten abzuwenden, Kindersegen zu erlangen, Regen und gute Ernte zu erbitten.
Zuerst versucht man bei dem einen der Götter, dann, wenn das nicht hilft, bei dem anderen
seine Wünsche anzubringen.
Auf alle meine Fragen antwortete der Pamanku nur ängstlich, und es war nicht
möglich, weitere Einzelheiten zu erfahren, z. B. ob man sich die Götter männlich oder
weiblich vorstellt. Als ich ihn aber bat, mir ein Gebet vorzusprechen oder zu singen,
verfiel er in Schreikrämpfe, sodaß er von 6 Mann gehalten werden mußte, die ihm die
Hände banden und ihn so davontrugen. Ich bin mir nicht klar, ob der Mann größere
Furcht vor Djuet und Tika oder vor mir hatte. Es bemächtigte sich der Eingeborenen eine
aufgeregte Stimmung. Noch bis spät in die Nacht drangen die unartikulierten Laute des
rasenden Pamanku durchs Dorf. Am anderen Morgen erklärten Dolmetscher und Träger,
sowie mein Präparator, daß sie aus Angst nicht geschlafen hätten.
In P a n g a n t a p war der Priester etwas gesprächiger, doch war auch aus ihm nicht
viel herauszubringen; der Glaube scheint sich nur auf wenige Sätze zu beschränken. Die
Budas verehren hier 3 Götter. Der erste, der Waldgott L e n d a k , haust als unsichtbarer
Geist über den Bäumen, spendet Kindersegen und Gesundheit. Die zweite Gottheit,
M e n a n g a , ist weiblich und hält sich in der Nähe der Küste auf. Sie ist die Göttin der
Fruchtbarkeit, die den Regen schickt und die Reissaat gedeihen läßt. Als Dritter gilt A d jo n
L a n g i t , der Herrscher des Himmels und des Meeres, der den Winden gebietet und seinen
Wohnsitz auf der äußersten Spitze des Landes, am Kap Langit (Tandjung Sara) hat. An
dieser Stelle werden ihm die Gaben bei besonderen Gelegenheiten, für gewöhnlich aber
nur an beliebigen Orten auf eigens dazu hergerichteten Gestellen (sanggar) dargebracht.
Als besonders wirksam gilt das Opfer, wenn der Bittende in weißen Kleidern erscheint.“
Die Leute von B lo n g a s stammen aus Pangantap, wollen jedoch nach Gründlers
Mitteilung nur eine einzige Gottheit, K om a li, haben, der sie Reis, bisweilen auch Arrac
auf ihren Sanggars anbieten. Auf. seine Fragen nach dem Weiterleben der Seele machten
sie ganz erstaunte Gesichter. Trotzdem.geben sie ihren Toten 200 Keppengs mit in das
Grab, ohne sich über das Warum Rechenschaft abzulegen. Tempel, wie sie bei den Baliern
üblich, hat Gründler in ihren Dörfern nicht gesehen.
Zur D e u tu n g d e r B u d a -G ö t t e r von Südwest-Lombok möchte ich folgendes
hinzufügen: Ob Lendak, der über den Wäldern schwebt, Batara ist, dürfte fraglich bleiben;
jedenfalls besitzen die Sasaker das Wort „lentak“ und „lantak“ für Himmel, Himmelsgewölbe
und „Göttersitz“ (in übertragenem Sinn auch Gaumen). Da „menanga“ oder „menenga“
„sorgen“ bedeutet, so ist diese Göttin die für die keimende Frucht des Feldes Sorgende,
vielleicht also Qiwa oder Sri, die Gemahlin des Vishnu. Der Gott Adjon Langit, der den
Titel Sang führt, scheint auf Brahma hinzudeuten.
Der Name Komali des Gottes der Blongas-Leute wird durch das gleichlautende
Wort „komali“ oder „kemali“, das Götzenbild (gleich dem balinesischen „pedewa“), erklärt.