Strauchbambus bildet große Bestände. Bereits von etwa 450 m an ändert sich der Vegetations
Charakter durch die Abnahme der Feigenbäume, sowie durch Häufigerwerden von
Sträuchern mit lederartigen Blättern im Unterholz. Von 550 m an etwa beginnt mit
den Baumfarnen (Alsophila contaminans Wall, und die der vorigen ähnliche Cyathea
(Marattiaceen erst von ca. 650 m) die gemäßigte Gewächszone mit ihrem überall üppigen
Monsunwalde, besonders auf der Süd-Seite des Gebirges. Zahlreiche Kletterpflanzen, eine
Caesalpinie (Bauhinia), eine Rubiacee (Uncaria) und die schöne Winde (Erycibe celebica Hallier)
eine neue Art, niedrige, schlanke Caryota-PAmtn sind die Charakterpilanzen dieser Wälder,
die kletternden Calamus-Arten schicken ihre langen Arme durch das Geäst der Waldriesen, und
mächtige Mistelbüsche von Loranthus umklammern die Kronen, als wollten sie diese erwürgen.
Häufig erblickt man den Sterculiaceen-Baum/Afe/ocAia indica) mit seinem prächtigen Laubdach,
die buntblumigen Seifenbäume, vor allem Erioglossum, dessen hartes Holz die Eingeborenen für
alle möglichen Gerätschaften verwenden, dann e i n e n z u d e n Nesselgewächsen gehörenden Baum
(Villebrunea), Mimosen wie Pithecolobium u. a. Unter den vielen Sträuchern sei eine hohe,
baumartige Rhamnacee erwähnt
mit hellem Laub und
Dornen, sowie mit sternförmigen
rötlichweißen Blüten,
welche auf der Oberseite der
Zweige in Reihen, also einzeilig
angeordnet sind.
Auf der Nord- Seite des
Tadöha in dem kleinen Dorfe
Puubi bei Lankäpa, wo wir
an einem kristallklaren Bache
unser Biwak aufschlugen, sah
ich zum ersten Male eine
F ig . 123. D e r b e s t ic k te » S c hw a lb e n s c hw a n z « e in e r F r a u e n ja c k e d e r M a ro n e n e
größere Zahl F r a u e n , welche keinerlei Scheu zeigten, trotzdem sie noch niemals einen
Weißen gesehen hatten. Den ganzen Tag machten sich die Weiber am Bach zu schaffen,
um uns zu beobachten. Sie zeigten ihre Fischgeräte, die Herstellung ihrer zierlichen
Flechtarbeiten und verkauften mir allerlei für billiges Geld, sodaß auch ich mich erkenntlich
zeigte und mit dem Leutnant zu ihrem großen Vergnügen ihnen den Anblick badender
Europäer verschaffte. , .
Die Maronene-Frauen sind kleine Persönchen mit Vollmondgesichtern, außerordentlich
wohlgenährt mit dicken, runden Backen und Hüften. Sie haben O-Beine, besitzen
meist kaum die Andeutung einer Taille und sehen trotz alledem im allgemeinen zierlich aus.
Ihre kleine, breite und glänzende Stumpfnase verschwindet ganz in dem vollen, gutmütigen
Gesicht. Ich möchte beinahe sagen, daß diese Menschenkinder Eskimo-Frauen ähneln. In
ihren Gesichtszügen liegt entschieden ein europäischer Ausdruck.
Die T r a c h t d e r M a ro n e n e - F r a u e n ist recht geschmackvoll und paßt vorzüglich zu
den runden Gestalten. Den Kopfschmuck, einen Reifen (tali-no-tina) mit zwei seitlichen,
dicken Quasten aus Gebangfasern, habe ich im alten fettigen Zustande zuerst für falsches
Haar gehalten. Hübsch steht ihnen das enganliegende Sweater-artige Jäckchen (jokombo tina,
auch nur: kombo), vorn und hinten mit eigenartigem Schwalbenschwanz-Anhang, der reich
mit Ranken, Zickzack- und Bogenmustern bestickt und mit Sternchen, Quadraten, Zacken
und Streifen aus weißen, roten oder blauen Lappen benäht ist. Die Ränder sind mit bunten
Fäden eingefaßt ( Taf. XXVI, Fig. 1). Der rot- oder weißgestreifte, blaue oder schwarze
Stoff stammt von Buton, denn der Maronene kennt die Weberei nicht. Dieses Zeug bildet
hierzulande Haupt-Einfuhrartikel als Tauschobjekt und wird von allen Leuten, sozusagen
als Kapital, aufgespeichert; In einem Hause von Lantobüa der Landschaft Lankäpa fand
ich 15 Korbkoffer dicht vollgepackt mit solchen Stoffen. Früher sollen auch die Frauen
Baumrinden-Kleider getragen haben, die heute nur die Kleidung der Männer bilden, und
der schwalbenschwanzartige Lappen ihres Jäckchens könnte vielleicht den ehemaligen
Schamschurz andeuten. Europäische Stoffe kommen im Küstengebiete hin und wieder vor
und werden hauptsächlich von Mandaresen importiert.
Die Frauen tragen ihr nicht sehr langes Haar gescheitelt und drehen es im Nacken
zu einem flachen Knoten meist um den genannten Kopfreifen zusammen. Sie sind große
Liebhaber von Schmuck, besonders von Perlenketten,*) teils kleiner europäischer, teils
größerer chinesischer Ware. Diese bestehen aus grünen, roten oder weißen rohen Glasflüssen,
hin und wieder auch aus den Früchten der Gebangpalme und sind an den Enden
meist mit den bimförmigen, zierlichen Grasfrüchten von Coix lacrymae versehen, welche
man im ganzen Archipel zu diesem Zwecke verwendet. Sie werden um Kopf, .Hals und
Hüften geschlungen und fallen zu beiden Seiten der letzteren geschmackvoll, oft in mehreren
größer werdenden Bögen herunter. Die Ketten im Haar endigen seitlich in Perienquasten,
die gelegentlich mit Münzen oder Glöckchen geschmückt sind, und hängen über die Ohren
herab. In diesen stecken dicke Horn- oder Hölzpfiöcke (intble), deren breites. Ende zierliche,
stern- und ringförmige Einlagen von Perlmutter oder Figuren aus eingekiopiten
Messingnägelchen trägt. Den Unterarm schmückt eine große Anzahl Armbänder, weiße
(käle (n) kimo) aus der Schale einer großen Kegelschnecke, schwarze aus der gewöhnlichen
Hornkoralle und gelbe aus Messing (kälen pinoräko), wozu man das Material aus Buton
bezieht aber es selbst mit Ornamenten versieht; schließlich kommen auch solche aus Horn
oder Holz (kälen köu) vor und für Kinder aus dreisträngig geflochtenen Rohrfäden (solöre).
Fingerringe (säse, sinsi) stellt man gewöhnlich aus dem unteren Teil einer Kegelschnecke
(kära) her und gibt diesen wie den Armbändern einfache Verzierungen durch Einkerbungen
und Zickzacklinien. Andere aus Horn ähneln dicken Siegelringen, haben wie die Ohrpflöcke
Perlmuttereinlagen und gelegentlich selbst niedliche, ausgeschnittene Rankenmuster.
Das Lendentuch wird nicht wie anderswo vollständig um den Leib gewickelt,
sondern nur einmal fest umgelegt, der übrigbleibende Stoff in dicken Falten auf der linken
hinteren Körperseite zusammengenommen und das Ganze durch einen Gürtel festgehalten. Der
breitere geflochtene Frauengürtel wird „tolambo“ und der für Mädchen „kabunko tfna“ genannt.
Dieser besteht aus einem schmalen, mit allerlei eingeschnittenen Rankenmustern versehenen
Rottanreifen, wird mehrfach fest um den Leib gelegt und durch Haken oder
durch Knoten befestigt. Es gilt anscheinend für die Frauen als schicklich, daß sie in
Gegenwart der Männer den Faltenwurf ihres Kleides nicht hängen lassen, denn wenn man
sich ihnen nähert, klemmen sie ihn zwischen die Beine, was einen ganz sonderbaren Ein-
. druck macht (Taf. XXVI, Fig. 1).
Die M ä n n e r kleiden sich auf ihren Wanderungen häufig noch mit dem einfachen
Baumrindenschurz, tragen aber im allgemeinen bereits kurze Hosen wie auf Muna, die
Reicheren auch kurze Jacken, sowie Hüfttücher (säwu), und die Fürsten von Rumbia und
Poleang, sowie die Mokole auch lange Röcke nach butonesischem Muster.
*) Allgemeiner verbreitet Ist diese Sitte bei den Maronene von Kabaena, welche späte r behandelt
werden. Siehe deshalb die Abbildungen im Kapitel: „Die Insel Kabaena“.