ihnen ureigene Erbgut der Väter lauter Erzeugnisse sind, wie sie einem primitiven Volke
zukommen. Dieser niedrige Kulturzustand zeigt sich auch in ihren Wohnhäusern (lämbu).
Noch heute liebt der Munanese das Herumziehen im Lande. Da seine Felder nicht
ertragsreich sind, muß er sich nach einigen Jahren, vielleicht schon früher, neue Ackergründe
suchen. Dieses halbnomadische Leben hat denn auch nicht den Wunsch in ihm
erweckt, seine Wohnstätte nach und nach zu verschönern und auszubauen, sondern ihm
genügte ein Gartenhäuschen, das ja doch nach einiger Zeit wieder aufgegeben werden
mußte. Nur in fruchtbareren Gebieten, z. B. Lombai an der Süd-Küste, kommen größere
und dauernde Ansiedelungen zustande. Aus dem Hijttchen wird das Wohnhaus, indem
man einfach ein Stockwerk aufbaut— den Werdegang
zeigt Fig. 85. Die alten Pfeiler werden
verstärkt und das Stumpldach mit seinem Winkel
von ca. 90° durch ein Spitzdach mit einem
Winkel von 60—70° ersetzt. Die Bewohner
haben dabei die Annehmlichkeit, im alten Hause
so lange weiterwohnen zu können, bis das neue
fertig ist, worauf erst das ursprüngliche Dach
eingerissen wird. Soll später die Wohnung noch
weiter vergrößert werden, so verlängert man
eine Seite durch Anbau oder fügt der Giebelwand
eine Vorgalerie an, die aber meist nur bei
Dorfhäuptern zu finden ist. Trotzdem sind die
Dimensionen eines Muna-Hauses gegenüber
demjenigen anderer Völker doch noch als ziemlich
klein zu bezeichnen. Häufig ist die Grundfläche
nicht größer als 2—4 m im Quadrat.
Am niedrigsten sind diese Pfahlbauten im
Küstengebiet, nämlich 1 — 1 */a m, am höchsten
im hügeligen Terrain, wo sie an Abhängen
liegen, sodaß die Pfeiler zum Ausgleich der
Höhenunterschiede oft bis 3 m lang sein müssen
und die Hütten Taubenschlägen ähneln. Im
F ig . 86. U n te r b a u e in e s p r im i t iv e n P f a b ltia u s e s , g a b e la r t ig e sÜd- lind Vor allem im südwestlichen Muna
T r ä g e r , f e s tg e b u n d e n e B a lk e n u n d L a t t e n in E in k e r b u n g e n , . . . , , ___ t D, m , Q . ; i „
x. b . d e r L e i te r , e in g e la s s e n . sieht man die spitzesten Dächer, deren beiten
dann gleichzeitig konkav eingebogen sind,
während die höhere Giebelwand (ogilöi) aus zwei übereinander greifenden Teilen zusammengesetzt
wird.
Als Ma t e r i a l zum Hausbau findet der Bambus nur wenig Verwendung, da er hier
sehr spärlich wächst; man gebraucht gern möglichst gerade, dünne Baumstämme. Die
Wände bestehen aus dem gleichen Grund selten aus Bambusgeflecht, sondern meist aus Baumrinde,
zusammengelegten oder genähten Blättern der Gebang- und ineinander geflochtenen
der Nipa-Palme, sowie selbst der Kokos- und Areng-Palme. Auch Lianen und andere
dünne Bäumchen, einzeln durch Querlatten gezogen, geben eine feste, aber luftdurchlässige
Wand. Bei den Vornehmen gelangen daneben auch Holzplänken zur Verwendung, die
meist nur zu 1—2 Stück aus möglichst markreichen Bäumen, die sich leichter spalten
lassen, ausgeschlagen sind. Das harte Djatti-Holz wird wegen seiner Dauerhaftigkeit sehr
geschätzt und daher besonders zu Balken und Pfeilern benutzt. Es ist erstaunlich, mit
welcher Geschicklichkeit die Leute ohne Säge, nur mit ihren einlachen Haumessern dicke
Bäume fällen, sowie Pfeiler und Planken aus ihnen herauspräparieren, ln ganz armseligen
Gebieten Mittel-Munas sieht man auch Häuser mit Wänden aus Gras (Alang-alang), das
überall als Dachbedeekung dient.
Die Ba u a r t des Hauses trägt vor allen Dingen einen durchaus primitiven Charakter.
Das Gerüst besteht aus rohen öder schlechtbehauenen Plählen, die in den Boden gegraben
werden, und zwar aus kürzeren Trägern mit Gabel (katümbulan) (Fig. 86) für die horizontalen
Balken und langen Stützpfeilern (tisalälo) zum Halten des Daches, fest durch Taue miteinander
verschnürt. Durch Anbringen von Kreuzhölzern (übe) wird es ausgerichtet und
stabil gemacht, während die Anwendung von Löchern, in welche man die Balken schiebt
und durch Keile fest macht, nicht bekannt ist. Hölzpflocke werden sehr selten und auch
dann nur gebraucht, um zwei Balken, die keinen großen Zug auszuhalten haben, zu vereinigen.
Diese Sitte dürfte jedoch butonesisch sein, wie die Herstellung der Hauswände
(karondómi) aus sehr unförmigen Brettern (tòra), die gewöhnlich wie bei Butonesen und
Bugis in die Rillen eines Rahmens (kawäla), oben und unten, eingelassen werden, sodaß
eine Art Füllung entsteht, wie sie ähnlich noch bei alten Schwarzwälder Bauernhäusern zu
beobachten ist. Das Spitzdach mit seinem Bodenraum (pamböla) dient vornehmlich als
Speicher und Schlafstelle für ältere Familienmitglieder. Die Tiir (pònto) ist eine einfache,
durch Taue gehaltene Klappe, nur bei den im Buton-Stil gebauten Häusern der Reichen
stellt sie eine drehbare Holzplanke dar mit einem dreieckigen Balken als Schwelle (pasäki)
und einer ausgeschweiften oberen Füllung (bükastri). Da bei den meisten Volksstämmen
die Fenster fehlen, sei auf ihr Vorhandensein auf Muna hingewiesen, eine wahrscheinlich
auch von Buton stammende Verbesserung. Die Holzbauten besitzen sogar drei verschiedene
Sorten davon, kleine schmale oder dreieckige (kalönga), große (fonito), sowie noch Giebel-
löcher (danila). ~
Einfach sind wieder die Hausleitern, die teils nur aus Baumstämmen mit ein-
gehauenen Stufen, teils aus Holmen mit angebundenen, selten eingelassenen Sprossen
(Fig. 86) bestehen. Nur zu den Wohnungen der Fürsten führt eine schwere Holztreppe
(polänku) hinauf.
Das I n n e r e besteht bei den Gartenhäusern nur aus einem Raum, bei den größeren
Wohngebäüden im allgemeinen aus zwei, dem Arbeitsraum (galàmpa oder wämba), dem
oberen oder hinteren Schlafraum (kalodòa), zugleich Küche (sü6, äbu). Ist bei Reichen
öder Adeligen keine Vorgalerie vorhanden, so sieht man wohl noch ein drittes Zimmer.
Die größten Häuser fielen mir im Dorfe Maböiu in Ost-Muna auf mit ungefähr 5X12 oder
6X10 m."'Häufig liegt die Küche in einem seitlichen Anbau und stellt eine Verlängerung
des Daches, Seltener ein Abdach an der Giebelseite dar. Immer aber werden die bestehenden
Verhältnisse bei Umbau des alten Hauses möglichst gut ausgenutzt. Dieses kommt recht
deutlich auf dem Bilde (Taf. XVIII, Fig. 2) zum Ausdruck, wo man infolge der Vergrößerung
mehrere in der Nähe stehende Kokospalmen mit hineingebaut hat.
Die Häuser der Könige in den Hauptorten Mabòlu, Lòhia und Muna sind kräftige
plumpe Holzbauten im Buton-Stil mit drei Räumen, durch niedrige Zwischenwände getrennt.
Das vordere Empfangszimmer (kantüdo) ist zugleich Schlalraum der Männer, das mittlere
(wünta) dient als Frauenschlafgemach, das mit der seitlich angebrachten Küche (tàmbi) in
Verbindung steht. Im dritten hinteren Eßraum (sembäle tòma) befindet sich in einer Ecke,
durch Vorhänge abgeteilt, das Schlafzimmer des Ehepaares (kalodöah