Wenn auch die Sadjanger keine Büffel zur Beackerung ihrer Felder besitzen, haben
sie doch tiefer talwärts noch einige nasse Reisfelder, während sie im allgemeinen nur
Trockenreis und Mais bauen können. Die mittleren Temperaturen aus einer sechstägigen
Beobachtung ergaben als Minimum 18,7°, als Maximum 24,9° C., entsprechen also dem
für diese Höhen geltenden Jahresmittel von 22° C. Ricinus gedeiht hier besonders gut,
während Kokospalmen nicht fortkommen. Die kleine kugelige Sojabohne, Kädöle genannt,
wird in großen Mengen angebaut und getrocknet im Vorrat gehalten. Der
Mangabaum, Paü, findet sich angepflanzt und wild, doch sind die Früchte wenig
schmackhaft.
Von anderen Früchten wachsen hier die Kidang-Banane (punti) und außer der großen
Pumpelmus vor allem wohlschmeckende grüne Apfelsinen. Der Kemiri-Baum (Aleurites) ist
zahlreich in der Umgegend, und die harten ölreichen Früchte sind als Gewürz geschätzt.
Zum öffnen klemmen die Leute die Nüsse in eine Schlinge aus Rohrgeflecht, die sie auf einen
Stein aufschlagen. Hier sowohl wie in anderen Bergstrichen ist die Hirse (bätam) eine
beliebte Feldfrucht, und eine gerippte Gurke (pterong) wird gekocht gern gegessen.
Kürbisse gedeihen gut, doch, da die Gemüse in dieser Höhe nicht mehr so reichlich sind,
ißt man außer den Früchten auch die Blätter. Außerdem werden solche zahlreicher
Kräuter und Sträucher verspeist, u. a. auch die jungen Sprosse eines Schmetterlingsblütlers
(Psophocarpus tetraglobus) und eines Kürbisgewächses (Coccinea cordifolia Cogn.).
Medizinische Kräuter scheinen nur wenig bekannt zu sein. Außer den gewöhnlichen
Gewürzen und Rinden werden die Blätter von Melastoma-Arten gegen Diarrhöe,
Chloranthus gegen Rückenschmerzen und Blätter und Rinden einer Apocynee (Rauwolfia)
als Laxiermittel angewandt.
Ein besonderer Gelderwerb der Sadjanger liegt in der Bereitung von Zucker aus
der Areng-Palme, die hier angebaut und wild in großer Menge vorkommt. Der eingedampfte
Palmensaft wird in Kokosschalen oder Bambusrohren gegossen und die so entstandenen
Kugeln (gula bulet) oder Stangen (gula losor) gegen Kokosnüsse u. a.
vertauscht.
Bei den Gebirgs-Sasakern findet man, wie fast überall im Archipel, Küchenreiben
(pärut kaju), zusammengesetzt aus den dornigen Stielen von Rottan-
Palmenblättern. Besonders geschätzt wird aber Blech, das sie gelegentlich von
Händlern aus Ost-Lombok kaufen und zur Herstellung von Reibeisen benutzen.
Ein solches ist nebenstehend abgebildet (Fig. 5) und zeigt zugleich das einzige
Kunstprodukt, das wir in Sadjang fanden, einen geschnitzten Kopf als Handgriff.
Die Sadjanger sind tüchtige J ä g e r . Mit ihren Hunden treiben sie aus den
Schluchten des Rindjani die Hirsche ^ in die Enge und erlegen sie mit ihren
Lanzen. Häufig befestigen sie auch Schlingen zwischen Bäumen, in welche die
Tiere mit ihrem Geweih hineingeraten. Die Unterkiefer hängen sie als Glückbringer
auf und verwenden die Geweihe als Kleiderhaken.
Zum F a n g v o n V ö g e ln bedienen sie sich eines Netzes (tälänkup), das
zwischen zwei Bambusstangen befestigt und von einem im Buschwerk versteckten
Manne gehalten wird. Diese Fangart muß mindestens ebenso langweilig
sein, wie das Fischen, denn der Vogel kann nur durch das Zusammen-
Fig. 5. Eine klappen des Netzes erbeutet werden.
a^s^sadjang. Zum Fang von Wildhähnen gebrauchen die Sasaker, wie dies die Malayen
auch tun, eine Reihe kranzförmig in den Boden gesteckter Schlingen (kanti) und benutzen einen
festgebundenen, gezähmten Wildhahn zum Anlocken.
Während unseres Aufenthaltes in Sadjang wurden die Vorbereitungen zum Rindjani-
Aufstieg getroffen. Da der Aufenthalt ein längerer sein und gründlich zoologisch und botanisch
gesammelt werden sollte, mußten wir ein großes Gepäck, vor allen Dingen unsere
Zelte mitnehmen. Deshalb schickte ich eine Reihe Kulis voraus, um den vorhandenen
Pfad an den schwierigen Stellen durch Ausheben von Stufen in Tal wänden für Träger
gangbar zu machen und an drei Stellen Hütten zu bauen.
Da unser späterer Abstieg in nordöstlicher Richtung, zur Sembälun-Hochebene, erfolgen
sollte, sandte ich Gründler mit dem entbehrlichen Gepäck dorthin, um es im Pasanggrahan
von Sembälun, zusammen mit den bereits gesammelten Pflanzen und Tieren, aufzubewahren.
Schon vorher hatte ich einen Eilbrief an den holländischen Kontrolleur in Selong
geschickt mit der Bitte, mir nach Sembälun einen vertrauenswürdigen inländischen Beamten
und einen Dolmetscher zur Unterstützung zu senden. Da diese bereits dort eingetroffen
waren, ließ ich sie durch Gründler beauftragen, von Sembälun zum Rindjani einen Weg
zu schaffen. Der uns zur Verfügung gestellte Mann, Läl;u A d am , war der Stellvertreter
des Distriktshauptes von Pringabaja, der den erhaltenen Auftrag sofort mit 120 Mann in
Angriff nahm. Der Dolmetscher, ein inländischer Aufseher aus Selong, mußte für die
trockene Aufbewahrung der Pflanzen, Tiere und für die Bewachung des Gepäcks sorgen.
Die Religion der Sasaker.
Am Tage vor unserem Abmarsch von Sadjang erschien der Klian, das Dorfhaupt
mit dem D o r f p r i e s t e r (Pamanku) und erklärte, daß wir n i c h t a l l e i n auf den Rindjani
dürften, da auf dem Berge ihr Gott B a t a r a wohne. Um den Gott nicht zu erzürnen,
müsse der Priester des Batara, der Pamanku, unserer Karawane vorangehen.
Die durch diese Unterredung gebotene Gelegenheit, etwas über den alten G ö t t e r g
l a u b e n d e r S a s a k e r zu erfahren, nutzte ich aus.
Im großen und ganzen sind die Sasaker M u h am e d a n e r , nehmen es mit ihrem
Glauben aber ebenso leicht wie die Javanen, welche das Beten den Priestern überlassen
und sich nur dadurch zum Islam bekennen, daß sie kein Schweinefleisch essen und sich
im übrigen tüchtig von den muhamedanischen Hadjipriestern aussaugen lassen.
Die größere Zahl der muhamedanischen Sasaker gehört zur W a k tu lim a , so genannt
nach ihrer „fünffachen Zeiteinteilung“, die aus ihrem fünfmaligen rituellen Gebet
morgens um • 5 Uhr, nachmittags um 2, 4, 6 und 7^2 Uhr hervorgeht. Zur Waktu
lima gehören nicht alle, z. B. nicht die Bewohner des Gebirges auf der Nordseite des
Rindjani, der meisten Dörfer der Distrikte Tandjung, Bajan und des nördlichen Teiles von
Pringabaja, sowie des Distriktes Djonggat im südlichen Berglande Lomboks. Diese
rechnen sich zur W a k tu t e l ü (tölu = drei) und sind eigentlich nur dem Namen nach
Muhamedaner, da man Gebethäuser bei ihnen nicht findet, wenn man von der alten verfallenen
Moschee in Sembälun-Bumbung absieht.
Auch eigene muhamedanische Priester besitzen die T e l u - S a s a k e r durchweg nicht;
wenn ein Reicher glaubt, zu irgend einer Zeremonie eines solchen zu benötigen,
leiht er sich ihn von den Lima-Sasakern. Jedenfalls liegt in der Idee der Waktu telu ein