einmaliges Beten am Mittwoch, mittags um 12 Uhr, wobei Allah dreimal stehend und dreimal
sitzend angerufen wird. Auch diese Sasaker essen natürlich kein Schweinefleisch, doch
sind sie noch ihren alten Göttern zugetan, so wie die nur noch an wenigen Punkten Lomboks
lebenden ganz heidnischen Büda-Sasaker.
Während unseres Gespräches mit dem Pamanku kommt ein Brief vom Kontrolleur
aus Selong, in dem uns warm ans Herz gelegt wird, doch den Glauben der Bevölkerung zu
respektieren, um Feindseligkeiten vorzubeugen. Seine Besorgnis geht sogar so weit, daß
er uns verbietet, auf dem Rindjani zu schießen, weil dadurch nach Ansicht der Leute die
Ruhe der Götter gestört würde. Auch dürften wir im Segare-Anak und in den Tümpeln der
Sembälun-Hochebene nicht fischen, da diese Gewässer der Bevölkerung heilig wären.
So aufmerksam gemacht, suchte ich von dem Pamanku zu erfahren, welche Bewandtnis
es mit dem heiligen See habe. Anfangs war kaum ein Wort aus ihm herauszubekommen,
erst als ich ihm sagte, daß ich die heiligen Gebräuche doch kennen müsse, um nicht durch
einen Verstoß die Götter zu beleidigen, sprach er:
„Sieh, Herr, vor dem Gotte Batara sind wir alle gleich. Ein König, wenn er den
Rindjani besteigt, ist auch nicht mehe_wie ein gewöhnlicher Sterblicher und muß dem
Pamanku gehorchen, der allein nur mit dem Gotte reden kann. Ich schreite darum voran
und erflehe vom Batara die Erlaubnis, den See zu besuchen, damit das heilige Wasser
Nutzen bringe. Alle Sasaker aber müssen ein weißes Kopftuch und der Pamanku außerdem
ein weißes Kleid tragen.
Die Schlucht des Putih-Flusses ist das große Tor zum Heiligtum des Gottes, und
darum müssen hier von jedermann Oj)fergaben niedergelegt werden. Wer dann in den
heißen Quellen am See badet, den segnet der Gott, und mit dem Stück weißen Stofles, das
er an dieser Stelle niederlegt, zieht er den alten Menschen aus und ist körperlich und
geistig genesen.
Früher, vor drei Jahren, als der alte Pamanku von Törean noch lebte, der es besser
verstand als ich, mit den Göttern zu reden, verlangte der Gott mehr von den Menschen.
Jeder mußte ganz in Weiß erscheinen und die Kleider dem Gotte opfern; denn ohne das
Abwerfen der Kleider (pantalesän) erhält keiner die Gnade Bataras.
Heute aber verlangt noch der neue Golt Allah von uns Verehrung, und ich bin
auch ein Hadji korean. Aber wenn wir sterben, kommen wir auf den Rindjani zu Batara,
der im Innern des Berges wohnt. Eins der Tore der Felsenburg aber, zu dem ein mit
Tjemara-Tannen bepflanzter, breiter Weg führt, liegt neben dem Baru-Vulkan am Segare-Anak,
und niemandem ist es gestattet, dorthin zu gehen oder einen Baum in der Nähe zu fällen.“
Man kann sich vorstellen, wie gespannt wir auf die bevorstehenden Entdeckungen
im Felsenschlosse des Batara waren.
Mit meinem Versprechen, dem Gotte Batara die nötigen Ehren zu erweisen, verabschiedeten
sich Pamanku und Klian, denen ich noch den Auftrag gab, denselben Abend
die Träger zur Besteigung des Rindjani zu versammeln.
Vor der Rindjani-Besteigung.
Als wir den Rindjani zum ersten Male von Labuan-Tjarik aus sahen, waren wir über
die scheinbar geringe Höhe und seine so wenig an einen Vulkan erinnernde Form sehr
enttäuscht, wir hofften sogar, daß der eigentliche Vulkankegel von einem höheren Punkte
aus im Hintergründe auftauchen würde. Diese Geringschätzung scheint uns der Vulkanriese
übel genommen zu haben, denn er hat sich bis Sadjang nicht photographieren lassen.
Von den umliegenden Hügeln bei Sadjang sah man immer nur ein Stück von ihm.
Schließlich suchten wir einen hohen Baum, und Gründler machte zuerst den Versuch, über
den Wald hinweg den Rindjani zu photographieren*). Doch er war noch nicht oben, als
ein dicker Dorn in seinen Fuß drang. Trotz einer Operation schwoll der Fuß dick an,
und noch nach Wochen, während der ganzen Rindjani-Kletterei, wollte die Wunde nicht heilen-
Der vom Baum aus für mein geologisches Auge interessante Blick auf das R in d j a n i -
G e b i r g e (Taf. III, Fig. 1) ließ mich die unbequeme Stellung auf den dornigen Ästen vergessen.
Der wie ein langer Rücken erscheinende Rindjani ist durch eine scharfe Kerbe, das
Putih-Tal, geteilt, durch die hindurch manTeile der gegenüberliegenden Calderen-Berge erblickt.
Er fällt nach Westen hin mit 24—26°, nach Osten hin mit 15—17° gleichmäßig ab, während
die sanftansteigende Kammhöhe nach Osten hin zur Rindjani-Spitze sich erhöht. Hier verrät
kein Wölkchen, daß wir einen Vulkan vor uns haben, während eine kleine Abplattung die
Lage eines Kraters vermuten läßt.
Die Erosionsrücken beweisen uns das Vorhandensein zweier verschiedener Elemente
im Aufbau des Vulkanberges. Das jugendliche e in f a c h e , gleichmäßige R ip p e n S y s tem
findet an drei Punkten eine Unterbrechung. Am deutlichsten tritt am mittleren Bergkomplex,
der sich unmittelbar an den Ostrand des Einschnittes anschließt, eine d r e if a c h e T e ilu n g
d e r H ü g e lrü c k e n hervor und ein dreifacher Anstieg in Terrassen, die von den Eingeborenen
Pangüngan, Psügulan und die höchste Pläwangän genannt werden.
Diese drei, nur wenig aus dem Vulkanmantel heraustretenden Berge scheinen die
einzigen Reste eines g ro ß e n , ä u ß e r e n K r a te rw a lle s zu sein. Entsprechend dem hohen
Alter dieses Gebirgsstückes fällt der Rindjani-Fuß in einer Anzahl von ausgedehnten
Terrassen ab, die durch eine Reihe von Flußtälern begleitet werden. —
Trotzdem die Regenzeit eigentlich zu Ende sein sollte, regnete es täglich in Strömen,
alle Kleider waren beständig durchfeuchtet, sodaß es uns in Sadjang trotz der Temperaturen
zwischen 18° und 25° C. schon recht unbehaglich vorkam.
Da unser Koch darauf aufmerksam machte, daß das Kokosnußöl für die Dauer
des Rindjani-Aufenthaltes nicht ausreichen würde, ließen wir von Bajan Kokosnüsse holen
und noch in der letzten Nacht vor dem Aufbruch die nötige Quantität ö l bereiten. Die
Abendstille wurde unterbrochen durch das monotone, brummende Geräusch des Kokosnuß-
raspelns. Die so entstandenen Kokosnußflocken wurden mit Wasser ausgelaugt und ausgepreßt.
Eigentümlich ist, daß man das Durchsieben dieser weißen Brühe umgekehrt
vornimmt, wie bei uns. Man stellt nämlich das Sieb in die Flüssigkeit und schöpft das
durchtretende Wasser aus ihm heraus in die Siedepfanne. Das Eindampfen wird so lange
fortgesetzt, bis alles ö l an der Oberfläche erschienen ist, worauf es abgenommen wird.
Auch eine große Anzahl Ricinusfackeln zur Mitnahme auf den Rindjani wurden in
dieser Nacht für uns hergestellt, indem die ölhaltigen, zusammen mit Baumwollflocken gestampften
Ricinus-Kerne (ketängan) auf Bambusstäbchen aufgestrichen wurden.
Schon am Vorabend hatten sich die Träger im Dorfe versammelt. Als der Klian
mich zur Besichtigung holte, hockten sie in langen Reihen auf der Dorfstraße. Mit Hilfe
*) Alle Aufnahmen sind sehr mäßig geworden. Das Mißraten auch dieser Aufnahmen brachte
mir die Erkenntnis, daß meine beiden Goerz-Kameras, die ich früher erfolgreich in Java und Sumatra angewandt
hatte, für diese Gebiete nicht „tropentauglich“ waren. Die von nun an benutzte Zeiß-Kamera
bewährte sich in allen Lagen vortrefflich.