Diese Kurven lehren durch die große Abweichung der Maxima und Minima, daß
in den beiden Kesselgebieten die Luft über Nacht sich bedeutender abkühlt, über Tag sich
stärker erwärmt, als es unter normalen Verhältnissen der Fall wäre. Es ist dies die natürliche
Folge der Abgeschlossenheit der beiden Örtlichkeiten. Erst spät am Morgen vermag
die Sonne in die Kessel hineinzuscheinen, und schon lange vor Sonnenuntergang erreicht
sie nicht mehr ihren Boden. Über Tag aber muß die Erwärmung durch die Rückstrahlung
der Felswände besonders stark sein, vor allen Dingen bei klarer Luft. Es konnte um die
Mittagszeit eine Solar-Temperatur-Differenz von etwa 50° C. beobachtet werden, eine für
diese Höhe bedeutende Sonnenstrahlung.
Die Temperaturverhältnisse erklären also ohne weiters das Vorhandensein von
Pflanzengenossenschaften, die auf dem Vulkanmantel sonst tiefer liegenden Gebieten angehören.
Für den Segare-Anak-Kessel durfte außerdem der See mit seinen 20° C. erwärmend
auf die Umgebung wirken. Die hier in 75 c'm unter der Oberfläche gemessene Bodentemperatur
betrug im Mittel 14° C., während das Minimum an den Tagen der Beobachtung
10,3° C. war. Außerdem aber ist nicht unwichtig, daß im Sembälun-, wie Segare-Kessel
reichliche Bodenfeuchtigkeit vorhanden ist, die das Fortkommen der Pflanzen erleichtert.
Die Verteilung der Vegetationsregionen auf dem Rindjani ist ebenfalls auf der oben
bezeichneten Skizze eingetragen. Die ausgezogenen Linien geben die Grenzen für die
N-liche, die unterbrochenen für die S-liche Seite des Gebirges an. Die tiefere Lage der
Gewächszone auf dem N-Abhang dürfte nicht auf eine niedrigere Temperatur gegenüber dem
S-lichen zurückzuführen, sondern, wie früher bereits erwähnt, wesentlich die Folge der
geringeren Feuchtigkeit sein. Die im Folgenden zusammengestellten Messungen der Luft
und Bodentemperatur lehren außerdem, daß selbst auf der Rindjani-Spitze soviel Bodenwärme
herrscht, daß, wenn nicht der Boden so trocken wäre, hier noch Pflanzen gedeihen
würden. Die vielen Nebel und die bei klarem Wetter mittags gemessene Luftfeuchtigkeit
von mindestens 47°/o zeigen, daß der relative Wassergehalt der Luft hier im allgemeinen
ein recht hoher ist.
I. Plawangàn-daja 2690 m ü. M. II. Rindjani-Spitze 3775 m1 ü, M.
T em p e r a tu r B o d e nw ä rm e T em p e r a tu r B o d e nw ä rm e
D a tum Z e i t ( in f r e ie r L u ft) ( in 75 cm T ie fe ) D a tum Z e i t ( in f r e i e r L u ft) ( in 75 cm T ie fe )
Mai 5. Minimum 10.2° C. 14.3° C. Mai 17. Minimum 1.9» C. ■ 3.1» C.
„ 7. 10.2° C. 14.5° C. 1 Juni 4. 2.7« C. . 3.4» C.
„ 18. 8.7« C. 14.4» C. 6ha. m. 4.6» C. 3.4» C.
„ 19. 9.5° C. 14.4» C. 8 „ 11.1» C. 3.5» C.
„ 20. 10.2« C. 14.4» C. 10 „ 11.0» C. 3.5» C.
„ 21. h 9.1° C. 14.5° C.
» 22. n 9.0° C. 14.5» C.
„ 23. „ 7.5° C. 14.5» C.
111. Plawangàn-Selong 3165 m ii. M. IV,. Sangkareäng 3065 m ü. M.
T em p e r a t u r B o d e nw ä rm e T em p e r a tu r B o d e nw ä rm e
D a tum Z e i t (in f r e ie r L u ft) ( in 75 cm T ie fe ) D a tum Z e i t ( in f r e ie r L u ft) ( in 75 cm. T ie fe )
Juni 25. Minimum 4.5° C. 4.7» C. i Juni 17. Minimum 8.3» C. 13.0» C.
53/4ha. m. 5.0° C. 5.2» C.
6.10 ,? 5.6° C. 5.9» C.
„ 26. Minimum 5.0° C. 5.2° C.
Was nun die Fl or a L o mb o k s im allgemeinen betrifft* so ist mir bereits bei der
ersten Rindjani-Besteigung eine Übereinstimmung mit Java, vor allem mit dem Vulkan Lawu
aufgefallen. In meinen Arbeitsberichten an den Verein für Geographie aus dem Gelände
war ich bereits im Stande, eine große Zahl javanischer Pflanzen aufzuführen. Als vorläufiges
Resultat der botanischen Untersuchungen konnte ich dann später melden, d aß d ie Pf l anzenwel
t der i n d i s c h e n Fl or e nr egi on a n g e h ö r t , di e Lomb o k - St r a ß e al so pf l anz eng
e o g r a p h i s c h ke i ne Gr e n z e zwi s c h e n d em a s i a t i s c h e n und a u s t r a l i s c h e n
Fl o r e n r e i c h e bi ldet .
Heute, nach der Bearbeitung meiner Pflanzensammlungen, teilt mir Herr Dr. H. Halber
kurz folgendes Resultat seiner Studien mit:
„Während vor allem die Gipfelflora des Rindjani-Gebirges in Charakter und Zusammensetzung
vollständig, mit derjenigen von Java übereinstimmt, finden sich in tieferen Höhenlagen
(300—1650 m)* besonders auf der S-Seite des Rindjani, merkwürdigerweise auch
einige t i m o r e s i s c h e und a u s t r a l i s c h e Typen.
Die prächtige Convolvulacee Stictocardia pulchra (Bl.) Hqllier f. (No. 1890, 2011,
von 350—700 m), welche bisher nur von Timor bekannt war, gehört einer kleinen Lianen-
Gattung an, deren meiste Arten allerdings in Afrika endemisch sind. Nur St. tiliifolia
Hallier f., die vielfach zum Schmuck von Veranden verwendet wird, ist gegenwärtig
tropischer Kosmopolit. Wir haben es hier also offenbar mit einer vom a l twe l t J i c h e n
Ko n t i n e n t her bis nach Timor vorgedrungenen Gattung zu tun, sowie auch die indische
und malayische Convolvulaceen-Gattung Argyreia mit einer Art (A. Guichenotii Choisy)
auf Timor vertreten ist, während die gleichfalls indische und malayische Convolvulaceen-
Gattung Erycibe über Timor, Celebes und Neu-Guinea sogar bis nach Ost-Australien reicht.
Die Convolvulacee Ipomoea plebeja R. Br. (Lombok, No. 1937, von 350 — 500 m)
hat mir bisher nur von Timor, Queensland und Natal Vorgelegen.
Ein echt a u s t r a l i s c h e r T yp u s ist die Liliacee Eustrephus latlfollus R. Br., welche
von Victoria, Neu-Süd-Wales und Queensland über Neu-Guinea bis nach Timor, Sumbawa
und Lombok (No. 1958, 1974, von 350—600 m) vorgedrungen ist.
Am auffälligsten ist es aber, daß auch aus der entwicklungsgeschichtlich schon sehr
hoch stehenden Familie der Bignoniaceen ein australischer Typus noch auf Lombok gefunden
wurde. Pandorea ceramensis Baill. (No. 1747 vom Pussuk-Gebirge, von 1450 bis
1650 m) lag nämlich im Reichsherbar zu Leiden nur erst von Ceram und Ambon vor,
während die übrigen Arten der Gattung in Neu-Guinea, Nord- und Ost-Australien, sowie
Neu-Caledonien heimisch sind.
Dieses letztgenannte Beispiel scheint darauf hinzudeuten, daß auch in j ü n g e r e r
Zei t , n a c h de m Lomb o k b e r e i t s von Bali o d e r J ava g e t r e n n t war , dq c h imme r
noch a u s t r a l i s c h e T yp e n g e r i n g e r e r Hö h e n l a g e n bi s na ch L omb o k Vor dr
ingen" Konnt en, hi er a b e r d ur c h die L omb o k - S t r a ß e am We i t e r w a n d e r n
v e r h i n d e r t wu r d e n .
De r d u r c h a u s j a v a n i s c h e Ch a r a k t e r de r Fl or a ab e r ze i gt , daß di e s e
U n t e r b r e c h u n g de s a l t en Z u s a m me n h a n g e s zwi s c h e n L omb o k und J ava -
Bal i ni cht s e h r we i t z u r ü c k l i e g t . “