Diese Hauptfeier der Kopfjäger dauert mehrere Tage, Büffel werden erlegt, bezw.
geschlachtet, im westlichen Gebiete, z. B. Terodöna auch Schweine, überall wird stark gegessen
und viel Palmwein getrunken, gelegentlich selbst Arrak und im Norden vermutlich
auch Meth. Als Opfer für alle Seelen der binnen Jahresfrist Verstorbenen tut man einen
Umtrunk aus dem erbeuteten Schädeldach und bringt dieses hinterher auf dem Grabe, und
zwar am Giebel des darüber errichteten Häuschens, an.
Bei solchen Gelegenheiten fehlen niemals T ä n z e u n d Spi el e. Besonderer Beliebtheit
erfreuen sich die Ringtänze, bei denen die beteiligten Männer unbekleidet und die Frauen
mit Röckchen aus Palmblattstreifen, ähnlich wie im Kraton des
Kulturstaates Buton die Prostituierten (padjogi, Tänzerin), auftreten.
In der Landschaft Mengkoka sah ich die Tänze gelegentlich eines
Festes (lulo) beim Großhäuptling von Koläka, in welchem Orte
die Zivilisation bereits manche Veränderung der alten Sitten bewirkt
hat, und wo bei dieser Gelegenheit schöne, buginesische Gewänder
getragen werden. Die Tanzenden reichen sich die Hände und bewegen
sich langsam im Kreise, wobei sie taktmäßig vorwärts hüpfen,
indem sie den rechten Fuß schnell und fest aufsetzen und den
anderen nachziehen. Die zu einem schleppenden, choralartigen
Gesang (susua) nötige Musik wird mit Trommeln und bei Fürsten
außerdem mit Gongs ausgeführt. Die Maronene begleiten diesen
Gesang noch außerdem auf geigenartigen Instrumenten (s. Fig. 133a, b)
mit Saiten aus Messingdraht; Flöten (suli) hingegen dienen nur als
Kinderspielzeug, ebenso stimmgabelartige Lärmgeräte (ore-ore) aus
Bambus. Auf diesem erzeugt man durch Anschlägen auf dem
Handballen Töne, die sich durch Zuhalten von Löchern variieren
lassen.
Die G e s ä n g e (mekäda, Maronene) bei solchen Tänzen sind
vorwiegend religiösen Inhaltes oder liefern eine Darstellung aus dem
Heldenmythus, welchen ich später gelegentlich der Beschreibung
eines Maronene-Festes auf Kabaena mitteilen werde. — Auf der eben
bemerkten Feier beim Großhäuptling in Koläka lernte ich einen allgemein
üblichen, aber wenig inhaltreichen Gesang kennen. Das
Eigentümliche desselben besteht in der Wiederholung jeder Zeile
in zwei Mengkoka-Sprachen, der lebenden und einer früheren, jetzt
nur mehr bei Kulthandlungen gebrauchten. Infolgedessen ist die
genaue Übersetzung für mich als Nichtlinguisten schwer, ich bitte daher,
dieses bei dem nachfolgenden Gesang berücksichtigen zu wollen:
F ig . 133. S a i t e n in s t r u m e n te
d . M a ro n e n e a ) M a n d o lin e ,
b e zw . G e ig e (k a b o s i ) a u s
H o lz , b ) V io lin e ( ö r e h ) m i t
R e s o n a n z k a s t e n a u s h a l b
i e r t e r K o k u s n u ß m i t F e l l-
U b e rz u g .
Aso wula haküto
Lame suiké.
Kupe wowalke l
Wonüa1 meräwa,
Lipu2 pamba táhi
Mondbsi3 tadéa
Mongóno4 polulóa
Tekongóab Makole6
Schon einen Monat lang
Beobachtete ich den Vogelflug.
Heute ward mir gute Zeit verkündet 1
Im Dorf am Meeresstrande,
Im Orte nahe der See
War alles auf den Beinen
Und tanzte im Kreise
Beim Fest im Hause des Königs.
Terumbu1 Anakia8 Der Fürst hat versammelt das Volk
Palililha tobúa wossé Der freien Dörfer und der Gemeinden.
Tande tangón guto Die Menge woget,
Tande tahu-bongu Alle eilen
Lau-lau-m-béika9 Zur Halle empor.
Inaku10 meuwétin Auch ich erklimme die Stufen,
Sina-m12 -bé'ikango13, Wie die ändern steige ich hinauf,
Mende meuwétiu, Gehe sogleich nach oben,
La mukondo-kondoxb. Überschaue auf einmal die Menge.
Mosiloxñ silo-mata. Ich blicke rechts und blicke links.
Iéto kiningo, Alles sehe ich ganz klar,
Pinende hakongu. Besonders die Menschenmenge.
Mobuleáko17 mekondo18 Ich wende mich nach hinten,
Mewowdhe19 mekikP°/ Mein Auge schweift ringsumher;
Iéto kiningo, Ich sehe greifbar deutlich,
Pinende hakóngu, Besonders die Menschen.
Tjinde-lau andingo, Seidene Tücher überall,
Saúlu rambdngangu. Gebatikte Kleider überall.
To tinga21 rorongóé'2 2, Meine Ohren lauschen,
Biri28 podéai24. Sie schwelgen in Tönen.
Kuóngo mokátuko! Alle möchte ich rufen!
La lau wuliwiko Sofort sandte ich
Umbále25 lipúndo26 Zurück in die Gemeinde,
Idwo nudndo27 Mitten in mein Dorf.
Arúku28 mondási29, Alle stellen sich auf,
Koa30 mondorio31. Alle bilden eine Kette.
Bera siamboundo32„ Als die Familien geordnet,
Humawu38 -n-bahorondo84. Sippenweis bewegt sich der Reigen.
An me r k u n g : 1, 2, 26 und 27 Dorf; 3 und 4 sich befinden; 5 und 7 versammeln; 6 und 8 Fürst;
9, 11, 13 und 14 hinaufsteigen; 10 und 12 ich (12 seltene Form); 15, 16, 18 und 20 sehen;' 17, 19 und 25
zurück; 21 und 23 Ohr; 22 und 24 hören; 28 und 30 alle; 29 und 31 sich in Reihen gegenüberstellen (wie
Grabbeigaben zu beiden Seiten der Leiche vor der Beisetzung); 32 und 34 nach Familien ordnen, 33 auseinandergehen
(in ursprünglicher Bedeutung).
Unter den Klängen der Musik führen auch Zwe i k äm pf e r in Kopfjägertracht allerlei
Scheingefechte mit den verschiedenen Waffen auf, tanzen umeinander, machen plötzliche
Seitensprünge oder Ausfälle, rennen alle Augenblicke mit den Schilden zusammen und
schlagen mit ihren Schwertern Hiebe gegen einander. Die ringsherum hockende Menge zollt
den Fechtern, welche, durch Palmweingenuß angeregt, manchmal in eine wahre Wut geraten,
reichen Beifall. Stundenlang dauern diese Kriegsspiele, bei denen alle Männer der Reihe
nach ihre Kräfte erproben (s. Taf. XXVIII, Fig. 2).
Seitdem in Koläka ein Beamter wohnt, ist im Küstengebiete der Landschaft Mengkoka
die Kopfjagd seit Jahren nicht mehr vorgekommen, doch soll sie in den gebirgigeren Teilen