zur Bestreitung der Kosten für das Festessen. Bei dieser Gelegenheit werden dem Mädchen
die Haare hinter den Ohren und auf der Stirn bis auf einige Fransen in der Mitte kurz
geschnitten und ihr ein Halsband (tonko-tonko) umgelegt, das häufig (früher sogar ausschließlich)
aus den glatt geschliffenen, porzellanartigen, harten Kernen der Gebangpalme
besteht. Dieses Zeichen der Heiratsfähigkeit wird bis zur Verehelichung getragen und
dann durch ein Armband über dem Handgelenk ersetzt, einen Schmuck, den im mittleren
Süd-Buton auch das männliche Geschlecht (nach Eintritt der Pubertät) um den Oberarm legt.
Die butonesische Gelbgießerei und Flechtkunst.
Während meiner Reise rundum und quer durch Buton blieb meine Gattin in Bau-bau
zurück, um unsere Sammlungen zu vervollständigen, vor allen Dingen, um alte Messinggeiäße
zu sammeln und die K u n s t d e r G e l b g i e ß e r e i zu studieren. Den Bericht über
ihre Tätigkeit lasse ich hier folgen:
„Auf eigene Faust durchstreifte ich die umliegenden Dörfer, begleitet vom Dolmetscher
Mäsila, der jeden Morgen pünktlich um 8 Uhr vor dem Pasanggrahan bereit stand. Zuerst
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F ig . 100. Ö llam p e n (No . 1 - 3 ) , H ä n g e lic h t (4), Ö lk ä n n c h e n (5), W a s s e r k e s s e l (6, 7) u n d S p u c 'k n a p f (8) a u s M e s s in g .
ging ich zum Markte, um unter der großen Menge der gewöhnlichen Gebrauchsgegenstände
nach guten alten Messingsachen Umschau zu halten, dann kroch ichvin.-die schmutzigen
Hütten der Eingeborenen, die mich mit /neugieriger Freundlichkeit aufnahmen. Ruhig sahen
sie zu, wie ich überall herumstöberte und alles, was mir gefiel, auf einen Haufen zusammentrug.
Wenn aber das Kaufen und Feilschen anfing, wurden sie ungemütlich. Besonders
die alten Frauen wollten ihre Messingsachen nicht hergeben, trotzdem sie nichts davon
benutzten und den ganzen Kram arg verschmutzt und verschunden zwischen allerlei Gerümpel
in den Ecken liegen hatten. Um jedes Stück entspann sich erst ein langer Kampf,
und oft gelang es mir nur mit List und süßen Worten, den Kauf zustande zu bringen.
Beim Abschied forderte ich die Leute immer recht freundlich auf, mir alle Gegenstände,
die sie bei sich und ihren Bekannten noch finden würden, zum Pasanggrahan zu bringen.
Infolgedessen schleppten mir die Männer fast täglich alle möglichen Messtnggefäße heran,
die jedoch anfänglich zu meinem Schrecken blitzblank geputzt und sorgfältig ausgeflickt
waren. Stolz auf diese Leistung erhofften sie von mir eine besondere Anerkennung für
die viele Mühe der Verschönerung, aber diese blieb aus. Kopfschüttelnd und bekümmert
nahmen sie die Mitteilung auf, daß ich die Sachen lieber in dem Zustande haben möchte,
in welchem sie sich vorher befanden, alt und schmutzig, voller Grünspan und Löcher. Wie
aus einem Munde riefen alle: „Herrin, dann kannst Du sie ja nicht benutzen.“ Mit Mühe
gelang es mir, sie zu überzeugen, daß ich genug Geräte zum eigenen Gebrauch hatte. Ich
mußte ihnen mein blankes Aluminium-Geschirr aus dem Expeditions-Haushalte vorführen
und umständlich erklären, wie bei uns in Europa die Küchengeräte ganz anders aussähen
und meine Landsmänninnen sich freuen würden, wenn ich aus Buton etwas für sie
so Interessantes und Merkwürdiges mitbrächte. Mit trauriger Miene zogen die Menschen
endlich ab. Am folgenden Morgen in aller Frühe aber waren sie wieder da und zeigten
mir außer ein paar recht alten durchlöcherten, ganz grünen Töpfen einen Leuchter, der
nicht mehr stehen konnte, und meinten lächelnd, solches Gerümpel wolle ich doch sicherlich
nicht haben! — Ich fürchte, daß ich in ihren Augen viel an Hochachtung verlor, als ich
alles kaufte. — Später fand ich häufig ausgebesserte Messinggeräte in Gebrauch, von denen
ich mehrere wegen ihrer eigenartigen Flickarbeit, nämlich mit Schlaglot, erwarb.
Einer meiner Streifzüge führte mich nach L am a n g a , dem Hauptorte der heutigen
Messinggießerei. Mäsila war an diesem Tage nicht erschienen, weshalb ich mich in Begleitung
des Pflanzensammler^, unseres treuen Siun, auf den Weg gemacht hatte. Einen
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F ig . 1 0 1 ._ M e s s in g e n e H a n d s p iÜ s c h a le n (No. 1, 3, 4) u n d U n te r s ä tz e f ü r T a s s e n u n d K a n n e n v o n B u to n (2, 5—7).
kleinen, malayisch sprechenden Buben, den ich auf dem Markte fand, nahm ich als Dolmetscher
und Führer mit. Wir näherten uns dem Dorfe, als plötzlich zu meinem Schrecken
eine Horde Butonesen mit gezückten Messern auf mich zukam. Unwillkürlich gedachte ich
der Offiziersdamen, die sich nicht ohne männliche, europäische Begleitung aus dem Hauptorte
Bau-bau zu entfernen wagten. Doch im nächsten Moment waren die Menschen an
mir vorbeigestürzt, und der kleine Dolmetscher erklärte lachend, daß sie die am Buschrande
weidenden wilden Pferde erstechen wollten. Der Butonese soll nämlich dem Genuß des
edlen Roßfleisches gar nicht abhold sein und das Fell verkaufen. Nur der Bugis der Küste
macht sich hin und wieder die Arbeitskraft der Tiere zu nutze; auf dem spitzen Korallenkalkboden
würde es auch gar nicht möglich sein, die Pferde genügend zu verwenden.
Aber einem Sport dienen sie auf Buton, nämlich Pferdegefechten, bei denen man, ähnlich
wie bei Hahnenkämpfen, hohe Wetten eingeht. Die kleinen Hengste sind feurig genug,
sich gegenseitig tüchtig zu attackieren.
Im Dorfe Lamanga angekommen, suchte ich die Wohnung des Mäsila auf. Die
Häuser sind hier verhältnismäßig groß, ruhen auf Pfählen und besitzen zwei Eingangstüren
(bämba) an der Giebelseite, in deren Mitte sich die Treppe (öda) befindet, die in den Vorratsraum
(sasambiri) und links auf die Vorgalerie hinaufführt. Die Dorfkinder hatten meine
Ankunft schon gemeldet, und ich sah beim Betreten der Galerie gerade noch, wie mein
Mäsila, den ich im süßen Opiumschlafe gestört hatte, seine Morgenwaschung vornahm.