Johannis- und der Habichtskräuter, ähnlich wie sie auch auf unseren Wiesen vorkoinmen,
und andere für die Gebirgsflora wichtige Korbblütler, wie Anaphalis und ein Lippenblütler,
Calamintha. An den Abhängen finden sich Brombeersträucher und bis mannshohe Nachtschattengewächse,
sowie zahlreiche baumartige Waldbeeren. Die Abhänge und Felsen sind
mit saftig hellgrünen (Homalothecium) und grauen (Orthoirichum) Moospolstern und die
stets durchfeuchteten Talwände mit Lebermoosen und Gallertflechten bedeckt.
Die Algenvegetation des Segare-Anak ist insofern bemerkenswert, als sie Enteromorpha-
Arten enthält (u. a. Entm. intestinalis Link.), die hauptsächlich im Meere leben, was
vielleicht auf den Bittersalzgehalt des Segare-Anak-Wassers zurückzuführen ist.
Die bekannten Schlauchalgen, Vaucheriaceen und die Blaualgen, Nostoc-Arten,
die noch nicht in der alpinen Gewächsformation nachgewiesen wurden, bevölkern in großen
Scharen den See. Ihre üppigste Entfaltung haben sie in den heißen Quellen, und die
Wasserwärme (auch des Segare-Anak) muß der Grund sein, warum sie überhaupt in
dieser Höhe Vorkommen.
Noch eine Reihe Faden-, Band- und Gallert-Algen konnte gesammelt werden, zierliche
Desmidiaceen, vor allem Phormidium-Arten und die für dieses Florengebiet neue
Spirulina major Kütz. Die kleinen hübschen Kieselalgen (Diatomeae) fanden sich besonders
in den nordöstlichen Buchten, wo sie wolkenartige Trübungen im Wasser bildeten.
An verschiedenen Stellen des Sees formten Algen und Armleuchtergewächse (Chara
coronata f. Braunii) und in der Nähe des Ufers zusammen mit grasartigen Potamogetón
ausgedehnte Wiesen.
Dieser üppigen Vegetation entspricht die reichhaltige T ie rw e lt, die man in dieser
Höhe nicht mehr erwarten sollte. Vögel, die am Fuße des Rindjani Vorkommen, sind hier
oben fast ebenso häufig. Gelbgrünliche Honigsauger (Zosterops intermedia Mell, und
zitrunella Bp.), sowie eine graue Art (Stigmatops ocularis Gould) begleiten uns durch die
Casuarinenwälder des Nordabhanges bis zum Segare-Anak. Niedliche schwarze Fliegenschnäpper
mit weißen Streifen auf Kopf und Flügeln, wie einer weißen Brust (Mascicapala
melanoleuca Sharpe) und ebenfalls eine zweite Art (Pratíncola caprata Ber.) finden sich
nur im Gebirge von etwa 900 bis 1000 m bis zum See hinauf.
Zahlreiche Schwalben und Segler schießen pfeilschnell über die vielen Wassertümpel
dahin, Libellen und Mücken fangend. Scharen von großen braunen Enten (Anas
superciliosa Gml.), von denen das Männchen mit pfaugrünen Flügeln geziert ist, beleben die
Wasserflächen. Trotz der vielen Vögel hört man keine fröhlichen Laute, nur hin und wieder
ertönt heftiges Geschnatter der Enten, wenn ein Seeadler (Haliastur indicus intermedius
Gum.) aus schwindelnder Höhe herunterschießt.
Merkwürdigerweise sehen wir trotz der vielen Blumen hier kaum größere Schmetterlinge,
nur Bläulinge, Weißlinge und viele Kleinschmetterlinge. Desto größer ist die Z a h |
der Bienen, vor allem die kleinen Apiden (Halictus), unter denen mir besonders eine mit
hellblauen Leibesringen (Antophora zonata Fabr.) und eine große, dicke, hummelähnliche
Biene (Xylocopa) mit grünschillernden Flügeln auffällt. Die zahllosen großen und kleinen
Wespen machen sich häufig unangenehm bemerkbar, ebenso eine an unsere Hornisse
erinnernde gelbe Faltenwespe (Polystes). Auch große schwarze Grabwespen (Sphex-Arten)
kann man beobachten.
Die im Segare-Anak-Gebiete vorkommenden Fliegen gehören vor allem zwei Arten
an, einer blauen Fleischfliege (Calliphora spec.) und einer grauen Aasfliege (Sarcophaga spec.)
Von den die Malaria-Erreger beherbergenden berüchtigten Anopheles läßt sich trotz eifrigen
Suchens kein einziges Exemplar auffinden, sondern nur eine kleine, gern in Ohren und
Nasen kriechende Mücke (Simulium indicum Becker). Auf den Wiesen sind langbeinige
Schnaken (Limnobia) zahlreich.
Unter der Käferwelt befinden sich einige neue Arten. Auf den Blumenwiesen wurden
zwischen den vielen, zur Familie der spanischen Fliegen gehörenden ockergelben Canthariden
zwei neue gesammelt (Callochroma Heydeni Bourg. und Planeteros Elberti Bourg). Die
überall gemeinen Marienkäferchen (Epilachna) können wir hier oben ebenfalls in großer Zahl und
mehreren Arten sammeln. Eine kleine neue Melolontide, die große Ähnlichkeit mit unseren
Junikäfern hat (Anomala Elberti Ohaus"), tritt in gewaltigen Mengen auf, doch kommen auf
die mitgebrachten etwa 200 Männchen nur drei Weibchen. Dieselben sitzen in Erdlöchern
und werden von den großen Scharen der Männchen umkreist. In den vielen modernden
Baumstämmen leben zahlreiche Staphylinen; auch von diesem kurzflügeligen, unserem
Ohrwurm ähnlich sehenden Raubkäfer ward eine neue Art (Paederus nigriventris Schub.)
mitgebracht.
Von den Wasserkäfern, die ja auch als gute Flieger bekannt sind, kommen hier die bereits
von Tengengeä erwähnten Arten vor; der große pechschwarze Kolbenkäfer, (Hydrous pici-
cornis), der in allen Teilen des Archipels gemein ist, lebt zahlreich auf den Algenwiesen.
Das T ie r le b e n im S e e ist außerordentlich eintönig und zeigt wie in allen Vulkanseen
keine Besonderheiten. Dies hat zum Teil seinen Grund in dem wenn auch geringen Bittersalzgehalt
des Wassers. Die Rückenschwimmer bilden in den Buchten des Sees gewaltige
Schwärme. Die kleinen Flohkrebschen (Cyclopiden, Daphniden) und die zierlichen Ostracoden-
Krebschen sind ziemlich häufig, während die eigentliche Schwebewelt, das Plankton, kaum
vorhanden ist. Nur einige Rädertierchen und Geißeltierchen konnten nachgewiesen werden.
Die mit Algen überzogenen Ufer und die Wiesen von Potamogeton, Characeen und Fadenalgen
sind übersät mit Sumpfschnecken, meist die auf allen Sunda-Inseln häufige Limnaea
javanica. Die Gehäuse dieser Schnecke sind in den Wasserfällen des Putih-Flusses etwa
nur 2/a so lang als im See, während die in den Sümpfen der Sembälun-Hochebene lebenden
ein doppelt so langes und auch dickschaligeres Gehäuse besitzen, eine Erscheinung,
die beim Putih-Fluß auf die Anpassung an das stark strömende Wasser zurückzuführen ist.
Mit einer ganzen Reihe von Arten sind die Deckelschnecken im See vertreten (Melania
granifera Lam., M. mutica, M. tuberculata, M. nudata, letztere eine von Dr. Haas als neu
erkannte Art), dann im Putih-Fluß-Wasserfall Melania clavus Lam.
Wie oben (s. S. 23) bereits gesagt, leben mit den Schnecken fleischfressende, bandartige
Planarien zusammen.
So schön es auch landschaftlich am See war, so wurde u n s e r G e s u n d h e its z u s ta n d doch
täglich schlechter. Vor allen Dingen durch das harte, bittere, für eine Entfettungskur
allerdings vorzügliche Seewasser. Da wir dasselbe zum Kochen der Speisen gebrauchen
mußten, stellten sich sehr bald Magenbeschwerden ein. Unsere Leute klagten beständig
über Zahngeschwüre, und die Jodtinkturflasche war den ganzen Tag in Benutzung. Dazu
kamen die durch die häufigen Nebel niedergeschlagenen Vulkandämpfe, die uns Atembeklemmung,
Herzklopfen und Stiche in der Herzgegend verursachten. Durch den beständigen
Wechsel von Nebel und Sonnenschein wurde die Wärme des Kraterkessels schnell in Kälte
umgewandelt, und unsere Javanen kränkelten.
*) Dr. F . Ohaus: Beiträge zur Kenntnis der Ruteliden. Deutsche Entomolog. Zeitschr. Heft III.
1911. S. 319.