Einsenkung vorhanden gewesen sein, als sich auf dem Grundgebirge durch Korallenbauten
Land bildete. Jene zahlreichen, von Korallenkalk entblößten Steilwände sind übrigens junge
Abbrüche von alten Stufen. Fernerhin stellen die Inseln und Halbinseln, die in der Richtung
NNO-SSW sich anordnen, Teile von Buton und seiner untersten wie zweituntersten Terrasse dar.
Um die Entstehungsgeschichte dieser interessanten Meeresstraße vervollständigen
zu können, muß ich schon hier die Ergebnisse der späteren geologischen Untersuchung
Butons heranziehen. Das Grundgebirge des Landes besteht aus WSW-ONO verlaufenden,
stark zusämmengeschobenen Falten und ist in der jüngeren Tertiärzeit durch eine N-S, resp.
NNO-SSW-liche 'Gebirgsbildung gestört worden. Diese veranlaßte einen grabenartigen
Einbruch der Buton-Straße. Oft sind die NNO-Spalten an der älteren O-W-Gebirgsbildung
abgebrochen. Die Halbinseln Butons in der Straße verlaufen teilweise NNO-SSW, und die
Tertiärschollen am Bruchrande fallen an manchen Punkten nach NO und 0 ein, den Verlagerungen
beim Einsinken eines Grabens entsprechend. Der später bei der Durchquerung
Butons studierte Aufbau aus einer großen Zahl von O-W, WSW-ONO, NNO-SSO und
N-S, selbst NNW-SSO-Schollen, die an O-W, N-S und NO-SW-Spalten gegeneinander
verworfen, überschoben und zusammengestaucht sind, bestätigt, daß die Buton-Straße Einbruchvorgängen
ihre Entstehung verdankt, welche auch die Sarasins*) glauben annehmen
zu müssen.
*) Entwurf einer geographisch - geologischen Beschreibung der Insel Celebes. Wiesbaden
1901. S. 236.
F ig . 89. D ie R e e d e v o n B a u - b a u .
III. Die Insel Buton.
(Die Staatsverfassung des Reiches Buton. Rund um und quer durch Buton. Ahnenverehrung, Geisterglaube,
Ehegebräuche. Die butonesische Gelbgießerei und Flechtkunst. Die Bevölkerung Butons in
ethnischer und anthropologischer Hinsicht. Im Mittelpunkt des Sultanates.)
Die Staatsverfassung des Reiches Buton.
Am Tage nach der Ankunft auf Buton schickte uns früh morgens der Sultan seinen
Gruß durch Übersendung einer Ziege und 20 junger Kokosnüsse. Nach Verständigung
mit der niederländisch-indischen Behörde übermittelte Ich durch den Dolmetscher mit
meinem Dank zugleich die Bitte, ihm einen offiziellen Besuch machen zu dürfen. Das
Kakizeug wurde mit dem weißen Anzug vertauscht, und meine Frau holte sogar ein weißes
Schleppkleid aus der Tiefe ihres Koffers hervor. Morgens x/2 10 Uhr am 17. August tauchte
der Zug würdevoll einherschreitender Abgesandten des Sultans vor unserm Pasanggrahan
auf. Voran die Dolmetscher unter Führung des Mäsila in ihren mit Silberlitzen besetzten
schwarzen Jacken, der wurstartigen Kopfbedeckung (wie sie auf S. 144 beschrieben wurde)
und sogar frisch gewaschenen Westen; hinterdrein einige Reichsräte, ehrwürdige Herren
in weißen Vollbärten und grellfarbigen Seidengewändern, zusammen 12 Mann. Wie immer
hielt Mäsila erst eine lange salbungsvolle Ansprache, des Inhaltes, daß seine königliche
Hoheit, Paduka Sirie, Mohamedi Asiki, Oputa Buton, der Herr Sultan, nicht nur geneigt
wäre, uns zu empfangen, sondern sich sogar freute, den Herrn Doktor kennen zu lernen,
von dessen sonderbaren Absichten er gehört hätte.
Langsam setzten wir uns inmitten unseres Gefolges in Bewegung, passierten den
Bau-bau-Fluß in kleinen Booten, überschritten eine grasbewachsene, glühendheiße Ebene
und machten nach 3 /4 Stunden vor einer großen, langen Scheune auf Pfählen mit Grasdach
und Bambuswänden Halt. Wir hatten von einer Burg mit hohen Mauern, errichtet auf
einer steil aufragenden Korallenfelswand gehört, dem Kraton, mit mächtigen Holzbauten
und einer geräumigen Moschee — und nun dieser Strohpalast. Zwistigkeiten zwischen
der alten und der regierenden Herrscherfamilie hatten den Sultan vom Stammsitze (Fig. 90)
vertrieben, dessen Mauern und hohe Fahnenstange wir vor uns auf dem Hügel erblickten,