Reistisch kennt eine Reihe würziger Zuspeisen, wenn sie auch nicht so zahlreich sind als
bei den Javanen. Vor allen Dingen sind sie Freunde von Leckereien; ihre Mahlzeiten,
besonders des Abends, bestehen zum großen Teile aus süßen Speisen und Kuchen. Jedenfalls
geht aus allem hervor, daß sie bereits eine höhere Kulturstufe erreicht haben und in
manchem an die Javanen erinnern.
Ganz anders sind die Gebirgs-Sasaker. Phlegma ist eine ihrer Haupteigenschaften
und darin leisten sie Großes. Eine wahre Engelsgeduld gehörte dazu, mit ihnen fertig
zu werden. Um einen Auftrag ausgeführt zu bekommen, mußte man sie häufig 4—6 mal
daran erinnern, da ihnen mehr an ihrer Ruhe als an dem Geld lag, welches sie verdienen
konnten. Nur Lälu-Adam verstand, etwas Bewegung unter die Leute zu bringen, und da
er als Sohn eines alten Adelsgeschlechtes Einfluß hatte, haben wir großen Nutzen durch
ihn gehabt.
Die Gebirgs-Sasaker zeigen allem Neuen gegenüber eine große Schwerfälligkeit. Die
Ursache hierfür dürfte wohl in ihrer Abgeschlossenheit von dem verkehrsreichen mittleren
Lombok und in dem geringen Tauschhandel liegen. Daß die meisten Leute gar nicht in ein
entfernt liegendes Dorf kommen, sieht man daraus, daß die Sembäluner in ihrem Dialekt
keinen Ausdruck für Schiff besitzen und auch die meisten Leute von Sadjang noch nie ein
solches erblickt hatten. Es war daher am Segare-Anak außerordentlich schwierig, ihnen
klar zu machen, daß wir ein Floß bauen wollten. So gibt es naturgemäß unter den Sasakern
keine Fischer, selbst nicht unter denen, die an der Küste wohnen. Wohl sammelt der am Meere
Wohnende allerlei Tiere, Muscheln, Krabben, Seegurken, Garnelen u. a. vom Ebbestrand,
aber seine Fische kauft er von den Buginesen.
Die geistige Unregsamkeit der Gebirgs-Sasaker drückt sich auch in ihrem langsamen
schlechten Sprechen aus, über das unsere Dolmetscher so häufig klagten, was zum Teil
wohl auf die merkwürdige Betonung der letzten Silbe im Sasakschen zurückzuführen sein
dürfte. Dazu kommt, daß ihre Sprache fast in jedem Dorfe einen anderen Dialekt aufweist
und auch eine gewisse Armut an Worten hat. Es waren meist nur die Dorfhäupter, z. B.
von Sembälun und Sadjang, die sich notdürftig miteinander verständigen konnten. Unser
Dolmetscher von Bajan sprach wohl den Dialekt von Sadjang, doch schon nicht mehr
den von Sembälun.
Den Bewohnern Sadjangs kann man ein gutes Maß von Stupidität zuschreiben,
während die von Sembälun sich durch ihre Intelligenz vor allen anderen Sasakern auszeichnen,
was schon aus ihren sinnreichen. Gedichten und aus ihrem Kunstsinn hervorgeht.
Die Gebirgs-Sasaker sind in allem anspruchslos. Sie begnügen sich mit ihrem Reis,
Mais oder Hirse, ohne daß Blättergemüse dabei sein müßte. Auf unseren Gebirgswanderungen
wußten sie im Walde überall eßbare Pflanzenteile zu finden; besonders bevorzugen sie die
frischen Sprossen einiger Kräuter, so der Scitamineen. Selbst aus den harten Stengeln der
Rohrpalme, wenn nicht zu alt, wissen sie ein schmackhaftes Gemüse zu kochen, denn das
Innere derselben enthält ein wurmförmiges, eßbares Streifchen. Dieses gewinnen sie dadurch,
daß der Rohrstengel im Feuer locker und abschälbar gemacht wird.
Trotzdem sie Hühner, Ziegen und Büffel haben, gehört Fleisch zu den seltenen
Gerichten. Der Genuß von Hühnereiern ist unbekannt, daher war es für uns schwierig,
unangebrütete Eier zu bekommen.
Der wirkliche Preis eines Huhnes scheint bei ihnen 6 Cents zu sein, die wir am
ersten Tage in Sadjang bezahlten. Aber bald merkten die Händler, daß sie auch mehr
dafür bekommen konnten und so wurden wir bereits nach drei Tagen auf 15, nach weiteren
T T