gut zu bekommen, bedient man sich des abgesprungenen Randes eines alten Topfes als
Meßring. Zum Glattstreichen werden Schaber aus Kokosnuß (tenkaròh) oder eckige Bambusstäbchen
(ängo täreng) verwendet, während man mit runden (ängo plònjor) die Höhlung
im Ausguß und Hals der Kannen und Trinkflaschen herstellt. Die letzte Politur aber gibt
man dem fertig geformten Topfe durch die Bearbeitung mit glatten, runden oder eckigen
Flußsteinen. In dieser Weise hergestellte Tongefäße sind auf Tafel XIII abgebildet. Die
Erzeugnisse Kopangs bestehen vorwiegend in Wasserflaschen (tjérétdn, mömöt), Kaffeekannen
(kótjor), Räuchergefäßen (pendüpan) und allerhand Trinkgeschirren für Areng-
Zuckerwasser und Palmwein (tuwäk), meist in Gestalt eines Hahnes (tjéret mänuk).
Auch die Telu-Sasaker im Berglande südlich von Praja, z. B. in Plambi, beschäftigen
sich mit Töpferei. In 10 Minuten hatten einige Leute mir die schönsten Töpfe fertig
geknetet. Zum Herstellen der großen kugeligen, früher bereits erwähnten Wassergefäße
(bong, släo, bekè), stampft man zuerst mit einem Holzklöppel (änak änggu) ein Loch in
die Tonmasse, weitet die Öffnung durch Klopfen und Kneten und schlägt dann den Boden,
gegen den von innen ein runder Stein gepreßt wird, mit einer kleinen runden Schaufel
(penènpeng) dünn aus. Den umgebogenen Rand arbeitet man mit den Händen heraus
und benutzt höchstens ein Bambusstäbchen zum letzten Glattstreichen.
Hauptsächlich werden hier weite konische Gefäße (karàk) zum Salzsieden angefertigt,
dann große und kleine, kugelige Kochtöpfe (kemèk), Wasserkessel (ketè) und flache Schalen
(tepäk) zur Aufnahme von gekochtem Reis. Wasserflaschen mit schmalem langem Hals wie
in Kopang findet man hier nicht, wohl aber dickbauchige, wie man sie auf Java hat (Tafel XIII).
Bei unserem Aufenthalt in P r a j a machte mein Dolmetscher mich auf einen Mann
aufmerksam, der behauptete, durch persönlichen Einfluß Giftschlangen seinem Willen
gefügig machen zu können. Als er vor unseren Augen einige große grüne Tiere aus einem
Tuche herausschlüpfen ließ, stob der Haufen Eingeborener scheu auseinander. Die Schlangen
verbargen sich schnell in den Sträuchern, aber nach leichter Berührung mit einem Stäbchen
krochen sie immer wieder gehorsam zurück. Die Dorfbewohner schrieben diesem Menschen
eine übernatürliche Kraft zu und behaupteten, daß sein Speichel allein den Biß heile,
sogar schon die Auflegung seiner Hände das Gift unschädlich mache. Er selbst versicherte
mir, zur Zähmung keine Betäubungsmittel zu gebrauchen, und nur bei Anzeichen großer
Wildheit etwas Weihrauch zu verbrennen. Die Schlangen wären treue Wächter seines
Hauses und Gartens und von jedem Dieb gefürchtet.
Wie die Eingeborenen anderer Inseln des Archipels, so pflegen auch die Bewohner
Lomboks häufig ihre Früchte in grünem Zustande abzupflücken, um sie im Hause nach-
reifen zu lassen. Die Bananen z. B. werden mit trockenen Blättern zusammen lose in
einen weiten Tontopf (släo parembùs punti) gelegt. Auf diesen wird ein kleineres Gefäß
gestellt, die Ritzen mit Ton verschmiert und dann im oberen ein Feuerchen aus Reisstroh
(köt) oder Holzkohle unterhalten. Durch die gleichmäßige Wärme reifen die Bananen
in vier Tagen.
Von Praja aus, wo wir im Regierungs -Pasanggrahan wohnten, besuchte ich das
südliche Bergland, um die hier wohnenden T e l u - S a s a k e r in D j o n g g a t zu studieren.
Diese sind ein ärmliches Völkchen, das nur durch schwere Arbeit dem harten, trockenen
und steinigen Boden den notwendigen Lebensunterhalt abringen kann. Mißernten sind
nach der Mitteilung des Kontrolleurs Herrn Frd. Rivière, der mich auf dieser Tour begleitete,
hier sehr häufig. Mit Sehnsucht erwarten die Leute den Eintritt der Regenzeit. Die an
der ganzen Süd-Küste herrschenden südöstlichen und südlichen trockenen Winde haben
nämlich meist einen langen Kampf mit dem Südwest zu bestehen, ehe der Regen-Monsun
zur Herrschaft gelangt. Wenn es im westlichen, mittleren und nördlichen Lombok schon
lange regnet, fallen hier nur dann und wann einige Tropfen; denn die südlichen und
südöstlichen Winde treiben, wie bereits erwähnt, die Regenwolken zurück bis ins Gebiet
des Rindjani, an dessen Süd-Abhang beständig reichliche Wassermengen niedergehen.
Die niedrigeren Teile dieses Berglandes werden bedeckt von Reisfeldern, sehr
mageren Wiesen und wenigem Buschwerk. In den Bergen selbst ist es besonders trocken,
man erblickt nur Grastriften und Buschwildnisse aus einem stacheligen, dünnen Bambus
(gering) und seltener zusammenhängende niedrige Wälder. Da somit der Boden die Bevölkerung
nur ungenügend ernährt, vor allem in schlechten Jahren, so betreiben die Sasaker
während des West-Monsuns an der Süd-Küste Fischfang und während des Ost-Monsuns
neben der Töpferei noch die S a l z s i e d e r e i .
Infolgedessen zieht nach der Reisernte viel Volk zum Meeresstrande, gewöhn-,
lieh in Gruppen zu 30—40 aus Nachbar-Dörfern, um gemeinsam Salz zu gewinnen. Zu
diesem Behufe wird das Seewasser in großen, konischen Tongefäßen
(karäk) eingedampft. Europäische Siedepfannen wie in
Tandjung-luar wagt man nicht zu gebrauchen, da das darin gewonnene
Salz Krankheiten unter die Menschen bringen soll. Auch
bei Anwendung von Verdunstungsteichen glaubt man, daß Viehseuchen
und Mißernte entständen. Nur die Bewohner im südlichen
Djonggat, im Gebiet des Märon-Flusses, graben unweit des
Meeres Brunnen und benutzen das darin sich ansammelnde Wasser
zur Kochsalzgewinnung. In dieser nur wenige Meter über dem
Meere liegenden Ebene bestehen ähnliche Verhältnisse wie an der
Nord-Küste von Java, z. B. bei Samarang. Infolge negativer Strandverschiebung
ig . 67. E in S i r i h -B e h ä lte r a u s
d em n ö r d l i c h e n B e r g la n d e .
sind frühere Meereslagunen abgeschnitten und ausgetrocknet, sodaß eine
Art Salzlager erzeugt ist.
Bezüglich der Weberei sei bemerkt, daß die noch auf etwas niedriger K u l t u r s t u f e
stehenden Telu-Sasaker die Baumwolle bauen und das Garn für ihre Webarbeiten selbst
spinnen. Sie bevorzugen, ebenso wie in Mittel- und West-Lombok, durchweg dunkelblaue
und schwarze Farben, nicht wie in Ost-Lombok dunkelrote, grüne und gelbe. Wie bei den
Gebirgsbewohnern des nördlichen Lomboks, so ist auch hier der Kunstsinn mehr entwickelt als
bei den Lima-Sasakern des Flachlandes. Ihre Sirih-Kästen (Fig. 67) sind oft aus einem Stück
Holz gearbeitet und reich mit Blumen- und Rankenmustern verziert. Auch andere Holzgegenstände,
wie Garnwickler und Teile des Webstuhles sind mit Ornamenten versehen.
Nicht nur in dieser Hinsicht, sondern auch in der Bauart ihrer Häuser, besonders der
Fundamente, besteht eine Ähnlichkeit mit dem Norden der Insel.
Im ganzen südlichen Berglande hat sich die alte, animistische S a s a k -R e l i g io n
in bald mehr, bald weniger veränderter Form erhalten. Es ist dies auch ziemlich natürlich,-
wenn man bedenkt, daß die Menschen dieses Gebietes ganz von den schlechten klimatischen
Verhältnissen abhängig sind. In dem Wechsel von West- und Ost-Monsun sehen sie den
Kampf der Wind- und Regengeister, denen sie opfern, um sie für sich günstig zu stimmen.
Verzögert sich die Regenzeit, so veranstalten sie gemeinsame Opferfeste. Noch manche
abergläubischen Gebräuche, um den Boden fruchtbar zu machen oder das Reisfeld vor
Krankheit zu schützen, haben sich hier erhalten. Zwar gehört der größte Teil dieser BeF