häufig.*) Für die Miano Limbona ist daher eine Aufnahme von Toradja-Blut anzunehmen,
doch dürfte diese Vermischung schon alt sein, da die Komponenten nicht mehr gesondert
in die Erscheinung treten. Ich möchte diesen Typus, abgesehen von der großen Verbreitung
auf Buton und der Ost-Hälfte von Süd-Celebes, als besondere B u to n -S c h ic h t auffassen,
zu der ich auch die Tokea Sarasins rechne, und ihr eine verbindende Stellung zwischen Toala-
und Toradja-Schicht einräumen.
Als Modifikationen dieses Buton-Typus sind die Miano Binongko und Miano Kaling-
tjussu anzusehen. Die B in o n g k o -L e u t e des Küstengebietes, vor allem die in der Nähe
des Sultanshofes wohnenden, unterscheiden sich etwa in Folgendem:
Sie sind im Mittel etwa 160— 161 cm hoch und erreichen ein Maximum von 177 cm.
Ihre G e s t a l t ist leicht vornüber gebeugt, ihre Haltung schlaff, der Gang langsam und
nachlässig im Gegensatz zu den kleinen, kräftigen Menschen im Innern. Das G e s i c h t
ist länglich-eiförmig, doch nicht so schmal wie bei den Bugis. Es hat nach unten eine
Zuspitzung, und seine größte Breite liegt im oberen Drittel, seltener tiefer, etwa in der
Mitte, umgekehrt also wie bei den Miano Limbona. Bei Frauen zeigt es häufig ein schönes
Oval und feinere Formen (Taf. XXIII, Fig. 3). Die Wangenbeine erscheinen kräftig, treten
aber nicht so stark hervor wie bei Makassaren, sodaß ihr Gesicht weniger eckig aussieht.
Die S t i r n ist gerade, mäßig hoch und geht in gleichmäßiger Rundung zum Schädeldach
über, ohne fliehend zu werden. Bei einigen Leuten wölbt sie sich etwas stärker vor,
nimmt aber nicht die kugelige Ausbildung an, welche den Toaloiden eigen ist. Alle diese
Merkmale kennzeichnen einen höheren Typus, und zwar besteht sowohl eine Ähnlichkeit
mit Toradjas, vor allem des Küstengebietes von Paloppo, wie auch mit Makassaren, bezw.
Bugis. Der von den Sarasins Tal. XI, Fig. 19/20 abgebildete Toradja, sowie der Makassare
Taf. XVII, Fig. 37 könnten ebensogut Butonesen von Boljo sein.
Vor allen Dingen entspricht die N a s e der Miano Binongko einem höher stehenden
Typus. Sie ist groß und klobig, ihr Rücken breit, mit unbedeutender Verjüngung zur
Wurzel (Taf. XX, Fig. 1), sowie meist gerade, niemals tief eingesattelt und selten mit Höckerbildung.
Nur einmal habe ich eine auffallend stark eingedrückte und umgekehrt zweimal
Habichtsnasen gesehen, doch niemals in so ausgesprochenem Grade wie gelegentlich bei
Bugis und Makassaren. Die Wurzel hebt sich immer als Kiel hervor, bleibt breit und wird
selten schmal. Die Spitze geht dick und kugelig aus, die Flügel setzen scharf und löffelartig
ab, greifen selbst über und sind gelegentlich aufgebläht. Manche Leute, z. B. der
Exminister Djaröna (Taf. XX, Fig. 2) mit Habichtsnase und scharfgeschnittenem Gesicht
verraten direkt die von der Mutter herrührende bugiriesische Beimischung. Die länglichen
Nasenlöcher der Butonesen treten stark auseinander, und man kann in der Vorderansicht in
sie hineinsehen. Bei einigen Personen, unter anderem beim Lakina Wombo-na-Wulu, verbreitert
sich die Nase in der Mitte, sodaß sie wie geschwollen aussieht.
Die A u g ä p f e l werden durch die weite Lidspalte zum größten Teil sichtbar, sodaß
das Weiße rundum zum Vorschein kommt, und der Blick etwas Starres und infolge des
vielen Opiumrauchens zugleich Wässeriges, Verschleiertes erhält, einen, wenn ich so sagen
darf, weinseligen Zug, den im ausgiebigsten Maße mein Dolmetscher Mäsila besitzt.
Manche Leute haben einen listigen, verschlagenen Gesichtsausdruck, dessen Ursache
aber nicht in einer Charakter-Anlage, sondern in dem rein physischen Umstand liegt, daß
*) Siehe auch: Sarasin, Reisen in Celebes I, S. 358: „Es schien uns aber, daß zwei Elemente
durcheinander gemischt seien, ein kleines dunkelhäutiges, der Urbevölkerungsschicht angehöriges, und
ein größeres von heller Hautfarbe und feineren Zügen.“
infolge des starken Lichtreflexes in der Nähe des Meeres die Leute gezwungen werden,
ihre Augen stets halb zuzukneifen.
Auffallend bei den Miano Binongko ist das Auftreten eines bei niedrig stehenden
Völkern, z. B. bei Australiern, nicht seltenen Merkmals, nämlich besonders kräftiger
S u p r a o r b i t a l -W ü l s t e , welche mitunter über der Nase zusammenfließen (Taf. XX, Fig. 3),
eine Erscheinung, die vielleicht auf einen Rückschlag zurückzuführen ist. Die übrigen Teile
des Gesichtes erinnern teils an Bugis, teils an Toradjas, so die Verschmälerung nach unten,
das hohe Kinn, der gut mittelgroße, breite und häufig leicht offenstehende Mund, die dicken
Lippen, die bei Frauen oft voll und zu schwellend sind, um schön zu sein. (Taf. XXIII, Fig. 3).
Die B e in e sind verhältnismäßig lang, die Füße normal, haben aber starke Gelenke und
bisweilen stummelartig kurze Zehen. Eine leichte Biegung derselben nach Innen wird
auch hier manchmal, besonders bei Frauen gefunden, scheint aber nur eine Folge zu starken
Einwärtssetzens des Fußes beim Gehen in den Furchen des Korallenriffbodens zu sein.
Die A rm e und H ä n d e besitzen merkwürdigerweise auch bei diesem Typus noch ziemliche,
bei einzelnen Individuen direkt affenartige Länge.
Für diesen höherstehenden Buton-Typus ist das Vorhandensein von K in n - und
dünnen B a c k e n b ä r t e n , gelegentlich bis 18 cm lang, charakteristisch; jjedoch zeichnet
sich der Schnurrbart immer durch große Spärlichkeit aus.
Faßt man die geschilderten anthropologischen Merkmale zusammen, so ergibt sich,
daß die M ia n o B in o n g k o eine g r o ß e Ä h n l i c h k e i t m it T o r a d j a s , vor allem mit
denen d e s K ü s t e n g e b i e t e s , besitzen, aber auch eine Reihe von M e rk m a l e n d e r
B u g is , welche die Sarasins,*) j . Deniker**) und B. Hagen***) beschreiben. Dieser Bugis-
Typus fällt vor allem durch sein längeres Gesicht und spitzere, mehr hervortretende Backenknochen
auf. Jene charakteristischen Schmalgesichter, von denen im Sarasinschen Celebes-
Werke, Taf. XIX, Fig. 41, eines abgebildet ist und welche ziemlich allgemein bei diesem
Stamme Vorkommen,, sieht man unter den Butonesen allerdings nicht.
Ober die M ia n o K a l i n g - t ju s s u Nord-Butons kann ich nur wenig mitteilen, da
ich diese nur in einzelnen Individuen auf dem Markt von Päsar Wadjo und einzelne in
Laganda gesehen habe. Sie gehören zu den Kurzgesichtern, doch von mehr ovaler Form
und mit weichem und gutmütigem Ausdruck. Ihre Gestalt ist ähnlich wie bei den Miano
Limbona, kurz und stämmig; der Mund mittelgroß, bei einigen sogar klein, die Lippen
wenig vorstehend und schmäler als' bei den zwei anderen Typen und gelegentlich angenehm
geschwungen. Die Stirn ist hoch ohne eckig zu sein. Der Augenrand hat nicht
jene auffallenden Wülste, aber schön entwickelte Brauen. Die Nase ist größer als bei den
Miano Limbona und viel schlanker als bei den Miano Binongko, die Hautfarbe schließlich
erscheint heller als die der anderen Typen, überhaupt besitzt der ganze Volksschlag verfeinerte
Körperformen und erinnert an die von den ^Sarasins beschriebenen Tobada vom
Toradja-Stamme, die sie wegen ihrer verfeinerten Gesichtsbildung, vor allem der schmalen
Nase, für ein entwickelteres Glied der Toradja-Schicht halten,)-) Die Miano Kaling-tjussu
dürften eine Verwandtschaft mit den Maronene von Rumbia und Poldang, welche später
beschrieben werden, erkennen lassen.
*) Anthropologie, S. 83—93.
**) Les Races et les Peuples de la terre, Paris 1900, p. 660.
***) „Anthropologische Studien aus Insulinde“ (Verhandg. v. d. Kon. Akademie van Wetenschappen)
Amsterdam Bd. 28. 1890 S. 37/43; sowie „Anthropologischer Atlas“, Wiesbaden 1898, S. 76, 94 u. a.
t ) Anthropologie, S. 73/76, Tai. XIII, XIV.