Früher, als noch kein fahrplanmäßiger Verkehr bestand, erschienen gleich nach dem
Einlaufen die Dolmetscher des Sultans mit ihren auffallenden wurstartigen Kopfbedeckungen,
an Bord, um die Post für seine Hoheit in Empfang zu nehmen. Bei der Aushändigung
der Briefe des Gouverneurs von Celebes wurden damals sogar 13 Schüsse vom Regierungsdampfer
abgefeuert, und sobald der Sultan ein Schreiben zur Beförderung hatte übergeben
lassen, fünf. Seit kurzem ist nun ein Hilfspostamt in Bau-bau, und alle offziellen Briefsachen
gehen erst an den Kommandanten.
Die Bucht von Bau-bau ist von Natur zu einem H a f e n wie geschaffen. Während
fast überall die Insel steil zum Meer abfällt, ist hier ein guter Ankergrund. Die Reede wird
geschützt durch das tiefe beckenartige Eingreifen der Bai und durch die vorgelagerte Insel
Muna, sodaß nur ein Westsüdwest-Zugang zu der offenen See besteht. Selbst bei West-
Monsun liegen die Schiffe an dieser Stelle ruhig und sicher. Infolgedessen konnte sich
hier auch ein Seereich mit einem wichtigen Handelshafen entwickeln. In ihm erscheinen
nicht nur die Schiffe der Butonesen, sondern auch der Bugis, Makassaren, Mandaresen und
selbst Maduresen.
Die Butonesen, als ein altes, kühnes Seefahrervolk, verstehen sich auf den Bau von
guten Fahrzeugen. Das Holz liefern ihnen die Bäume des Landes, vor allem eine Gutti-
fere: Callophyllum lnophyllum L., das „Bitangur“ der Malayen, , Bugis und Butonesen, von
den letzten auch „Pu-naga“ der „Nagaschlangenbaum“ genannt Dieser erreicht häufig
einen solchen Umfang, daß man aus einem einzigen Stück ein großes Einbaumboot durch
Ausbrennen und Meißeln hersteilen kann. Er hat ein schönes, gelbrotes und geflammtes,
feinfaseriges Holz, das zwar sehr dauerhaft ist, bei schlechter Behandlung aber auch leicht
rissig wird. Geschätzt ist ferner die Myrtacee Barringtonia speciosa, Forst., welche von den
Butonesen und Bugis „Butung“, von den Malayen und Javanen „Buton“ genannt wird und
der Insel ihren Namen Buton, früher Butung, verliehen hat. Sie bildet einen Charakterbaum
des Küstengebietes von Buton und wird für Boots- und Hausbau gern verwandt. Ein
anderer kleinerer Strandbaum, Heritiera littoralis, Ait., eine Sterculiacee, liefert vor allem
Masten und Balken, eine Rhizophore, Bruguiera caryophylloides Bl., gutes hartes Material für
Anker und eine Verbenaceen-Art, Premna, wie auch Bruguiera gymnorrhiza Lam., deren
Holz sehr wasserfest ist, sehr elastische Ruder. Da diese Bäume im Mangrovensumpfe
wachsen, sind sie leicht zu erreichen und beliebter als Binnenland-Hölzer. Sie haben auch
im wesentlichen den S c h i f f s b a u auf den kleinen Inseln u. a. auf den Tukang-besi-
Eilanden begründet.
Auf Buton verfertigt man verschiedene Typen von Booten (bangka): Das größte,
mehrmastige Segelschiff, Padewaka, das auch die Mandaresen bauen, ist meist etwa 8—10
Faden lang, hat einen Bug (röpe) mit nach unten umgebogener Spitze und unterscheidet
sich dadurch von dem echt butonesischen Typ: Palumpu, das einen gewöhnlichen Vorderbau
besitzt. Von den mittelgroßen, einmastigen Fahrzeugen erfreut sich das buginesische
Pandjala, von 5—8 Faden Länge, besonderer Beliebtheit, neben den von den Badjos übernommenen
Söpe. Für den Verkehr in den Binnengewässern dient ganz allgemein das
buginesische Palari-Boot. Mannigfaltiger Art sind die Einbäume, Kulli-kulli; der größte
von ihnen, etwa 5—7 Faden (kulli-kulli ogena), kann noch Segel setzen, eine kleinere Art
hingegen, Londi, ist ein Ausleger-Boot von 4—5 Faden, das im Notfälle bei mäßigem Winde
noch ein kleines Segel in Bereitschaft hält. Sie sind meist aus einem einzigen Stück
hergestellt, nur bei den großen wird, um besseren Tiefgang zu erzielen, ein Rand von
Planken aufgesetzt. Ihre kleineren Formen, Gonda von 2—3 Faden, haben keine Segel und
dienen zum Fischfang, vor allem mit der Lanze, da sie durch die Ausleger (einen oder
zwei) ziemlich ruhig auf der Wasseroberfläche liegen. Die kleinsten Einbäume sind lediglich
Nachen (kulli-kulli) ohne Ausleger, berechnet für 1—2 Personen und dienen dem Verkehr
zwischen den großen Fahrzeugen und dem Lande, sowie zur Kontrolle der Fischreusen
am Ufer. Trotz der ausgedehnten Schiffahrt verwenden die Butonesen für ihre Fahrzeuge
heute noch vielfach ein aus Palmblattfasern selbst gewebtes Segeltuch (panghäwa, bug. Karoro),
das auf einem besonderen Webstuhl (tanüa-panghäwa) hergestellt wird.
Die größeren Schiffe dienen hauptsächlich dem Handelsverkehr und bringen die
für die A u s f u h r bestimmten Rohprodukte des Landes nach Bau-bau. Diese bestehen vor
allem in Büffelhäuten und Hörnern, zum kleinen Teil auch in getrocknetem Fleisch (töpa)
und stammen aus Rumbia, Polöang und der Nordwest-Küste Kabaenas, sowie aus anderen
viehreichen Gebieten, aber nicht aus Buton und Muna selbst, welche nur wenig Büffelherden
besitzen. Die beiden letzteren Inseln liefern vornehmlich Farbhölzer: Kudara, die
Bingkuru-Wurzel, wie sie in buginesisch-makassarischer Bezeichnung als Handelsware heißt,
(vom indischen Krapp-Baum Morinda tinctoria, Roxb., die eine Orange-Farbe gibt), außerdem
Soga, die Rinde des Leguminosen-Baumes Peltophorum ferrugineum, Benth. mit einem
rotbraunen, resp. schwarzen Farbstoff. Sehr wichtige Ausfuhrartikel sind ferner die Produkte
der Gebangpalme (Kuwalla), über welche bei den Flechtwerken bereits berichtet ist, sowie
die Wolle von Erlodendron anfractuosum D. C., des Kapok, der in den letzten Jahren,
selbst in Europa, als Füllmaterial für Matratzen und Kissen sich wachsender Beliebtheit
erfreut. Auch der Export von Rottan hat für Buton seit kurzem bedeutend zugenommen.
Von Bau-bau gingen im letzten Jahre 2000 Pikol (ä 122 Pfund) hinaus, und bei unserer
Abfahrt wurden von einem schlauen Hadji zum ersten Male auch von Kaling-tjussu 25000 Pikol
verladen. Diese bedeutende Menge ist für den aufblühenden zweiten Handelsplatz der
Insel so vielversprechend, daß der Kommandant zur Förderung dieses Handelszweiges den
Bau von Sammelschuppen im Gebiet der Laganda-Bai unterstützt hat. Andere Erzeugnisse
des Buton-Reiches sind das bereits von Wasuemba genannte Tripang, dann Schildpatt,
Perlen, die in der Buton- und Tiworo-Straße gefischt werden, Haifischflossen, Agar-agar
und Wachs.
Außer mit Handel und Seefahrt beschäftigen sich die Butonesen des Küstengebietes
mit F i s c h f a n g für den eigenen Gebrauch. Meist benutzen sie die bekannten großen,
trichterförmig in der Mitte zusammenlaufenden Netze (djala), an deren einem Rand man
eine Beschwerung (kapatönduq) aus Stein und am anderen Schwimmer (kapelätuq) anbringt.
Je nach der Größe und Art der zu fangenden Fische wird ein mehr oder weniger kräftiges
Material, Hanf-, Palmenblatt- oder Baumbastfasern verwandt. Mit Hilfe einer der europäischen
ganz ähnlichen Vorrichtung — Holz-Nadeln (solli) und Wickel-Brett (djanka) — wird das
Netz filiert. An fischreichen morastigen Uferstrecken legt man Fischreusen (söro) nach Art
der Bugis an, und zwar benutzt man dazu gern das wasserfeste, rote Holz einer Mangrove
(Rhizophora conjugata L.) Bako (auch bugines., makassar.: Bangko) genannt. Ein 3—5 m
langes und bis 8/* m hohes Netz (däri) dient ebenso wie ein kleines (katapüna bunka) oder
ein Schöpfnetz (bunreno) zum Fang von Garneelen, und verschieden lange Korbbungen
werden, gelegentlich auch mit Köder versehen, an fischreichen Stellen oder im Fluß versenkt.
Auch die Angel (buloli) wird verwandt, und schon die Knaben verstehen es, mit
der angeborenen tropischen Ruhe geduldig.auf Beute zu warten. Als letzte Fangmethode
sei noch die Betäubung der Fische mit der bekannten Toba-Wurzel, die hier Tuwela (auf
Munu Tuwa) genannt wird, von einer zu den Leguminosen gehörenden Liane (Derris elliptica