gewöhnlichen Mantris fehlt jedes Muster. Erst im letzten Jahre ist das Zeuggeld durch
das Silbergeld ganz verdrängt worden.
Außer diesem galten früher allgemein, wie jetzt noch auf Muna Salz und Gambir-
würfel als Zahlmittel; Kupfergeld, sowie die größeren Silbermünzen (1 und 21/2 Gulden)
haben erst in allerjüngster Zeit Eingang gefunden. Selbst alte 10 und 25 Centstücke zog
man den neuen Ausgaben vor.
Bis vor kurzem hatten auch noch Oputa Buton und Lakina Muna Gewalt über
Leben und Tod. Ihre wie der Reichsgroßen Herrschaft war sehr willkürlich, und der Adel
beutete das Volk in niederträchtiger Weise aus. Besonders auf Muna ließ er nicht selten
einem beliebigen Manne die Früchte vom Felde und den Bäumen holen, um sie zu verkaufen.
Beschwerden wurden unterdrückt, und nur bei guter Bezahlung der Bontos, der
Anwälte beim Reichsrat, konnte einem Bedrängten sein Recht
werden. Auf Muna sollen noch in den Jahren 1907/08 unerhörte
Zustände geherrscht haben, sodaß viele Bewohner nach anderen
Inseln flüchteten. So bedeutet es denn einen Segen für das
Land, daß jetzt über ihm die holländische Flagge weht.
Überall im Archipel, wohin meine Forschungsreisen mich
führten, lernte ich in den Holländern vorzügliche Kolonisatoren
kennen. Sie verstehen es, sich den Landesverhältnissen anzupassen;
ohne Schwertstreich, fast spielend, konnten sie auf der
einen Insel allmählich die Rechte der Beherrscher auf das
Gouvernement übertragen und benutzten auf der. anderen eine
günstige Gelegenheit, um mit Waffengewalt Ordnung zu schaffen
und den Landesfürsten die Alleinherrschaft aus den Händen
zu reißen. Auf Buton hatte man ebenfalls sofort erkannt, daß
der Sultan keine unumschränkte Herrschaft ausiibte, sondern
ein großer Teil der Macht in den Händen der Reichsgroßen
lag. Während in anderen Sultanaten der Absolutismus des
Sultans durch Zugeständnisse und Übertragung von wichtigen
Regierungsfunktionen an die Beamten geschwächt wurde, mußte
hier deshalb umgekehrt den Fürsten von Buton ein Teil ihres
Einflusses auf die Regierung des Landes genommen werden.
Nach dem Celebes-Kontrakt war der Sultan von Buton Bundesgenosse,
F ig . 91. S t em p e l u n d U n te r s c h r i f t d e s
a l t e n S u l ta n s K a i M u d in i v o n B u to n .
nicht aber Lehnsmann der Holländer und nach Artikel 5 desselben den Reichsgroßen
zwar die Ernennung und Absetzung eines Sultans^ zugestanden, doch behielt sich
das Gouvernement in jedem Falle die Bestätigung vor. Gerade während der letzten Tage
unseres Aufenthaltes auf Buton im November 1909 konnte die holländische Regierung einen
zweiten großen Erfolg verzeichnen. Bislang hielten sich nämlich die Regenten des Landes
stets nur am Sultanshofe auf und besuchten ihr Land nur selten, statt dessen verfolgten
sie mit Eifersucht jede Staatshandlung ihres Herrschers. Dieser Bevormundung durch den
Reichsrat stand der schwache Mohamedi Asiki stets willenlos gegenüber. Um aus diesen
Verhältnissen Vorteile zu ziehen, mußte die Macht des Sultans, wenn auch nur scheinbar,
vergrößert werden. Dem Kommandanten, Hauptmann v a n W a lr aw e n , der die Militär-
und Zivilregierung des Landes ausübt, gelang es, die Reichsgroßen von Hofe zu entfernen
und sie in ihre Provinzen zu schicken. Diese kluge Aktion machte sie zu direkten
Verwaltungsbeamten. Der Sultan wurde seiner Mitregenten zwar ledig, aber in seinen
Handlungen nicht selbständiger, sondern nur ein Werkzeug des Gouvernements. Damit
ist die Entscheidung über die Zukunft Butons gefallen; aus der Selbstregierung ist eine
Verwaltung nach europäischem Muster geworden, und schließlich wird das Sultanat noch
zu einer Residentschaft des holländischen Kolonialstaates.
Rund um und quer durch Buton.
Soll eine Expedition Erfolg haben, so muß sie vor allen Dingen vom Glück begünstigt
seinji Und dieses waren wir bei unserer Ankunft in Bau-bau (bau = neu), dem
Haupt-Hafenorte des Buton-Reiches. Es erschien nämlich ein holländisches Kriegsschiff
„H. M. S. Kutei“ lediglich mit dem Aufträge, in den Gewässern von Celebes die Flagge zu
zeigen. Seinem Kommandanten ließ ich durch den Hauptmann von Buton die Bitte aussprechen,
die Expedition zum östlichen Teil der Insel zu bringen und meinem Wunsche
wurde entsprochen. Gleichzeitig sollte der Dampfer einen Umweg durch die Straße machen,
um die Seeräuber aufzuspüren, welche in den letzten Wochen hier, vor allem aber im Norden
der Insel, ihr Unwesen trieben. Erst ganz kürzlich, gerade am Tage nach unserem Besuche
mit dem Expeditions-Kutter „Columbia“ in Lebo war dort das Segelschiff eines eingeborenen
Kaufmanns überfallen, ausgeraubt und die Besatzung niedergemacht worden. Nach Mitteilungen
von Händlern, besonders eines Mannes, der in einem kürzlich stattgefundenen
Kampfe eine Hand verloren hatte, sollten die Räuber zur Zeit auf dem kleinen Eiland
L a b u a n - b l a n d a im Norden der Insel ihre Schlupfwinkel haben,:und hier wollte man sie
überraschen. Der Dampfer, vollgeladen mit frischen Kohlen, die auf Buton für unvorhergesehene
Fälle aufgestapelt liegen, wurde gleich nach unserer Abfahrt am 19. August in
Kriegsbereitschaft gesetzt und die Schiffskanone von ihrer Schutzdecke befreit; nun konnte
die Verfolgung losgehen. Zuerst besuchten wir einige Küstenplätze. Ich selbst begab mich
mit ein paar Soldaten zum Pore-Fluß, der eine ganz aus Mangrovenwald bestehende Halbinsel
Butons, etwa im mittleren Teile der Straße durchquert. Es war Ebbe, und zahlreiche
Schweine tummelten sich im Schlamme des blühenden Wasserwaldes. Mit einem Satz
sprang ich ans Land, wo ein guter Braten winkte. Da zufällig alle Jagdgewehre nur mit
Schrot geladen warenj Tegte ich mit meiner Browningpistole zwei halbwüchsige Tiere nieder.
Später auf dem Schiff zeigte sich jedoch, daß das Fleisch, vor allem die Leber, mit vielen
Knötchen und krank aussehenden Stellen durchsetzt und somit ungenießbar war; auch auf
dem Festlande Isthoß ich derartig verseuchte Schweine.
In kleinen Booten ruderten wir stromaufwärts und entdeckten tief im Mangrovensumpf
vSrsteckt ein ziemlich großes, sehr verdächtig aussehendes Segelschiff, das hier oben
im Fluß eigentlich gar nichts zu suchen hatte. Kurz vor unserem Einlaufen war ein stark
bemanntes Ruderboot an uns vorübergefahren, anscheinend mit der Besatzung des Schiffes,
denn auf diesem fanden wir nur einen butonesischen Matrosen, welcher als Besitzer den
Fürsten Koroni von Lebo bezeichnete, einen der Regierung schon lange verdächtigen Mann.
Als der uns begleitende Unteroffizier den Schiffsraum durchsuchte, fand er als Ladung
Baumwolle und eine Anzahl schwerer, eisenbeschlagener und mit Schlössern versehener
Kisten; er wagte jedoch kein scharfes Vorgehen, da unsere militärische Bedeckung nur aus
zwei Mann bestand. Er begnügte sich also festzustellen, daß der Paß in Ordnung war.
In einem naheliegenden Hüttchen schienen jedoch noch Menschen versteckt zu sein, weshalb
wir vorzogen, zum Dampfer zurückzukehren. Später ergab sich, daß das untersuchte