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stock dieser, von den Malayen „tawar-tawar“, auch „tabar-tabar“ genannten
Pflanze ist eine in hohem Ansehen stehende Medizin und ein häufig angewandtes
Zaubermittel. Die Anbringung dieser Pflanze auf den Liebeszeichen
soll die bösen Geister beschwören, damit die Liebenden vor
Unheil bewahrt bleiben.
7. Wichtig ist das M otiv „K em b a n g b ä n g g le “ (ZingiberZerumbet
Rose.), das von den Malayen „bunglai“, den Javanen „bengle“, den Baliern
„wungli“ und den Alfuren der Minahassa „bangelei“ genannt wird. Die
Ingwerpflanze gilt als Zaubermittel, das den bösen Geist, der die Krankheit
brachte, aus dem Hause vertreiben soll. Um die Beschwörung auszuführen,
kaut man den Wurzelstock und spuckt ihn dann gegen die
Wände. Das Banggle-Motiv (Fig. 18) hat stark zerschlitzte Blätter. Das
hohe Ingwerkraut mit seinen purpurroten vollen Blütentrauben gehört zu
den schönsten tropischen Zierpflanzen des Freilandes.
8. Das Motiv „G e d e n g k e t ä p a n g “, von der Combretacee Termi-
nalia Catappa L., einem Mandelbaum stammend, gelangt ebenfalls häufig
(auf den Liebeszeichen) zur Wiedergabe. Das Ketapang-Motiv kann
sowohl den Baum wie die Blätter (gedeng) darstellen (Fig. 19).
9. Auch die Farne sind beliebte O rn am e n t-M o tiv e . „L o lo n -
p a k u “ (Asplenium malabarium Mett.), das die Malayen „sajor paku“,
die Balier „paku djukut“ nennen, und dessen Blätter von den Gebirgs-
Sasakern gern gegessen werden, ist in Fig. 20 abgebildet.
10. Ein anderes P a k u -M o tiv ist „p ak u s e n g a “, der Reh- oder
Hirschfarn, malayisch „paku kidjang“ und javanisch „pakis kidang“ genannt
(Asplenium sorzogonense Presl.), das sich nur gelegentlich als
Ornament findet (Fig. 21).
11. Von der beliebten Sirih-Pflanze {Piper Betle L.) fand ich merkwürdigerweise
nur Bilder von Keimlingen „rebüq l£ko“. Das Betle-Motiv
zeigt Fig. 22.
12. öfter entdeckt man unter dem Gewirr von Pflanzenornamenten
das M o tiv r e b ü q t j a t j ü b a k , die Keimlinge von Pterospermum
javanicum Jungh., einer Sterculiacee, die sundanesisch „tjajur“, javanisch
„wajur“ und balinesisch „mretju-gunda“ heißt. Die jungen Schößlinge
dienen hier, wie auf Java, als Purgiermittel. Unter den Ornamenten
beobachtete ich treffliche Darstellungen dieser Keimlinge, versehen mit
einem zarten Würzelchen (Fig. 23).
13. Hin und wieder sieht man einzelne Blätter als Vorwurf benützt,
unter welchen die des Melonenbaumes (Carica papaya L.), „gedeng
g edang“, vor allen Dingen die Jugendblätter, häufig sind (Fig. 24). Das
G e d a n g -M o t iv hat auch gelegentlich reihenweise angeordnete Blätter.
14. Außerdem findetsich häufig noch eine Reihe von einzelnen Blumen
zwischen den Rankenmustern eingestreut oder auch zu mehreren zwischen
zwei einfachen Bändern. „ S a k s a k d j a w a “ ist eine mit langen, gelben
Zungenblüten versehene Composite (Wedelia moluccana Burl.), die auch
bei den Baliern „saksak“ heißt und deren Blätter gegessen werden (Fig. 25).
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15. Eine große Rolle spielen, wie bei den Baliern, die Lotus-
blumen, die heiligen Wasserlilien der Indier. Diese prächtige Nymphaeacee
(Nelumbium speciosum Willd.) wird von den Sasakern „träte“, von Malayen,
Javanen und Baliern „tarate“ genannt. Das T r a t e -M o t iv (Fig. 26)
besteht immer nur aus einer einzelnen Blume.
16. Auch die eigentliche, die ägyptische Lotusblume (Nymphaea
lotus L.), die von den Sasakern, Baliern und Malayen mit „tundjung“ bezeichnet
wird, kommt vor und wird mit guten Blumenkronblättern und
Staubgefäßen abgebildet (Fig. 27).
17. „ N a g a s a r i “, wie Sasaker, Balier, Javanen, Malayen und
Buginesen den zur Familie der Guttiferaceen gehörenden kleinen Gummiharzbaum
nennen, ist Mesua ferrea L. Die wohlriechenden Blumen dieses
schönen Bäumchens werden häufig als Ornament-Motiv verwandt (Fig. 28).
18. Auch die wohlriechende Magnolie „ T u n d ju n g j am a “ (Talauma
Candollei Bl.), aus welcher die Javanen das bekannte Tjempaka-Parfum
bereiten, liefert in ihren zierlichen Blumen ein beliebtes Ornament
(Fig. 29).
19. Das T a p ^ n -M o t iv stellt die Blüte der Warulinde (Hibiscus
tiliaceus L.) dar (Fig. 30). Dieser von den Javanen und Malayen, Baliern
und Buginesen „waru“ genannte Malvaceenbaum ist in allen Teilen
Lomboks, auch auf der Sembälun-Ebene häufig und gilt bei den Sasakern
als Liebeszeichen.
20. Eine eigenartige weiße Blüte mit vier ausgezackten Blütenblättern
ist „K em b a n g k em 6 to n g “, eine beliebte Haarverzierung (Fig. 31).
Das Kemotong-Motiv setzt sich meist aus nebeneinander stehenden Blüten
zusammen. Wegen der Ähnlichkeit des Namens könnte man vielleicht an
die von Javanen und Baliern als „Kapundung“, den Maduresen als „Ka-
modung“ bezeichnete Euphorbiacee (Baccaurea racemosa Müll. Arg.)
denken. Die Pflanze jedoch, mit welcher die Sasaker dieses Motiv identifizieren,
ist eine Rosacee (Rubus rosaefolius Sm.) mit weißer Blüte und
fünf rosenähnlichen Fiederblättern.
21. Das verbreiteste unter allen Motiven, das meist als Randverzierung
benutzt wird, ist der P u tju k t r e b o n g , die Wiedergabe des
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jungen Bambusschößlings, der wie ein mächtiger Spargel aussieht und
gern gegessen wird. Dieses S p a r g e lm u s te r geht durch den ganzen
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westmalayischen Archipel bis nach Vorder-Indien und bildet bei den Javanen
als zweireihiges Zackenmuster eine beliebte Vorderbahn des Hüfttuches (Sarong). Zwar
gibt man ihm denselben Namen „putjuk trebong“, doch wird diese Bezeichnung von den
Ethnographen als eine spätere Erfindung infolge Assimilation angesehen. D ie A u f f in d u n g
d i e s e sM o t iv s in den abgeschlossenen Dörfern der Sembälun-Hochebene, verbunden mit
der gleichzeitigen Vorstellung der Leute als Darstellung der Bambus-Schößlinge, m a c h t
s e in e t a ts ä c h lic h e E n ts te h u n g a u s d em B am b u s s p a rg e l w a h r s c h e in lic h .
Diesem Putjuk-Motiv dürfte vielleicht eine noch tiefere, religiöse Bedeutung zu
Grunde liegen, da die Sasaker in diesem Muster zugleich einen Berg, im Sasakschen „putjuk“,
sehen, den sie sich als Verkörperung ihres Gottes Batara vorstellen. Man findet hier also
die alte hinduistische Darstellung des Berges für Brahma und an Stelle desselben die