
 
		sich  ein  Gegensatz  bemerkbar  zwischen  der  niederschlagsreichen  West-Hälfte  und  der  
 trockenen  östlichen.  Die  Inseln  Buton  und  Muna  bilden  also  klimatologisch  sozusagen  
 die  Fortsetzung  der  Landschaft  Kendari,  jenes  dürren,  wasserarmen  östlichen  Teiles  von  
 Celebes. 
 Auf  Muna  herrschen  infolgedessen  die  Trockenheit  liebenden  Pflanzen  vor,  wie  
 Cycadeen,  dornige  Sträucher,  z.  B.  Caesalpinien  und  Akazien.  Wie  häufig  auf  Koralleninseln, 
  überwiegen  auch  hier  neben  Feigenbäumen  an Arten  und  Individuen  die Wolfsmilchgewächse  
 (Mallotus, Sauropus, Macaranga, Pkyllanthas, Acalypha, Glochidium).  Sterculiaceen,  
 Sapindaceen  und  Acanthaceen  treten  mehr  zurück,  und  an  einigen  Punkten  im  nordöstlichen  
 Teile  der  Insel  begegnet  man  öfter  der  durch  ihre  stopfend  wirkenden  Früchte 
 und  ihr  hartes  Holz geschätzten Myrtacee (Psidium  
 Guajava).  Nur  hier  und  da  kommt  in  einigen  
 Tälern  unweit  der  Küste  ein  sehr  lichter Monsunwald  
 mit  einzelnen  hohen  Bäumen  vor.  Es würde  
 vielleicht  ein  größerer  Waldbestand  vorhanden  
 sein,  wenn  die  Bewohner  nicht  ständig  das junge  
 Buschwerk  abbrennten,  um  dadurch  ihre  Felder  
 zu  düngen.  Bambuswildnisse  (Taf.  XVII,  Fig.  2)  
 und Gebang-Palmensümpfe  scheinen  nur  in Tiworo  
 und  dem  flachen  Westen  der  Insel  aufzutreten.  ; 
 In  den  niedrigen Teilen Munas  an  der Nordost-  
 Küste,  vor  allen  Dingen  aber  im  Norden  linden  
 sich  Wälder  von  Djatti,  der  großblätterigen,  ein  
 schönes  Holz  liefernden  indischen  Eiche  (Tectonia  
 grandis),  die  man  so  weit  östlich  von  Java  gar  
 nicht  vermuten  sollte.  Zwar  sind  diese Wälder  im  
 allgemeinen  noch  nicht  sehr kräftig, mit Ausnahme  
 der  des  nördlichen  Flachlandes,  wo Waldbestände  
 mit  großen  Hochgraswildnissen  abwechseln.  Die  
 holländische  Regierung  will  aber  doch  demnächst  
 einen Forstmann dorthin  schicken,  um festzustellen,  
 ob  sich  eine  Ausbeute  lohnt.*) 
 Be v ö l k e r u n g .   Diese  trockene,  große,  unfruchtbare  
 F ig .  81  a   K la u e n a r t i g e r   F u l l  e in e s   M u n a n e s e n ,  b   A ri  
 B r a n d m a le n ,  e in e   T ä t o w i e r u n g   a u f  M u n a . 
 Koralleninsel  wird  von  einer  erbärmlichen  Bevölkerung  bewohnt,  die  sich  aber  
 mit  den  dürftigen  Verhältnissen  gut  abzufinden  weiß.  So  pflegen  die  Munanesen  ihren  
 Bedarf  an  Wasser  mit  Regen  oder  dem  ip  den  zahlreichen  Höhlen  abtropfenden  Sickerwasser  
 zu  decken.  Jeder  Tropfen  wird  aul  Bananenblättern  aufgefangen  und  von  verschiedenen  
 Punkten  in  einen  untergesetzten  Topf  zusammengeleitet.  Das  Wasser  gehört  
 demnach  zu  den  Kostbarkeiten  und  reicht  gerade  zum  Kochen.  Es  ist  daher  zu  natürlich,  
 daß  die  schöne  Sitte,  sich  zu  waschen,  hier  zu  Lande  gänzlich  unbekannt  ist.  Selbst  die  
 Küstenbewohner  waschen  sich  niemals,  und  ihr  Körper  ist  mit  einer  Kruste  von  Schmutz  
 bedeckt,  unter  welcher  Ausschlag  und  Geschwüre  üppig  gedeihen. 
 *)  Die Berichte  über  die  mittlerweile  ausgeführte Untersuchung geben  an,  daß  hier  40000 Hektar  
 Djatti-Holzbestände  Vorkommen.  (Tijdschr.  v.  h.  Aardrijkskundig.  Oenootsch.  Dl.  27.  Amsterdam  1910.  
 S.  179,  229.) 
 Ich  habe  nirgendwo  so  viel  vernachlässigte Wunden  angetroffen  wie  auf Muna.  Das  
 einzige  Antisepticum  scheint  Holzasche  zu  sein,  und  man  begnügt  sich  damrt  den  abfließenden  
 Eiter  dann  und  wann  mit  einem  von  der  Erde  aufgehobenen  Stückchen  Ho  
 zu  entfernen  Zu  alledem  tätowieren  sich  häufig  die  jungen Männer  und  Frauen  und  zwa  
 auf  die  seltene  Art  durch  Erzeugung  von  Brandwunden.  In  reihenartiger  Anordnung  
 suchen  sie  Muster  darzustellen  (Fig.  81,  H   Sie  legen  ein  Stück Q B g  — |   
 die  zu  schmückende  Körperstelle  und  lassen  dasselbe  verghmmem  Damit  H S   
 recht  dick  vernarbt,  streicht  man  noch  Asche  von  alten  Zeugstoffen  hinein.  Diese  Ar  
 der  Tätowierung  ist  auch  von  einigen  Papua-Stämmen  Neu-Guineas  bekannt,  kommt  a  
 fm  matylschen Archipel  nur  selten vor,  z.  B.  auf  der  Insel Wetan,*)  einem  der  „Zu.dooster-  
 Eilanden“  von  Timor  Der  durch Wundnarben,  Schmutz  und  flechtenartigen  Ausschlag  verunstaltete  
 Körper  der Munanesen macht  einen  geradezu widerlichen  Eindruck.  Dazu  kommen  
 die  häuiigen^  Triefaugen  und  die  bei  diesem  Volk  ganz  allgemein  welke  Hau t  Nirgendwo  
 ist  mir  möchte  ich  sagen,  ein  Volk  so.  ekelerregend  vorgekommen  wie  auf  Muna  und  es  
 hat  mich  nicht  wenig  Überwindung  gekostet,  in  den  schmutzigen  Hausern  nach  ethno-  
 sranldschen  Gegenständen  zu  suchen.  Mit  wie  großer  Vorsicht  ich  auch  be,  den  photographischen  
 Aufnahmen  die  Personen  zurecht  zu  stellen  suchte,  immer  faßte  ich  wieder  in  
 L e   kranke,  nasse  Hautstelle,  und  nirgendwo  haben  wir  so  viel  Subhmatseife  verbraucht 
 wie  auf  dieser  Insel.  . . . 
 Acke r bau.   Die  Armut  an  Wasser  und  Humus  erschwert  den  Munanesen  den  
 Ackerbau  außerordentlich.  Nur  durch  sehr  angestrengte  Arbeit  ringen  sie  dem  Boden  die  
 kärgliche  Nahrung  ab;  denn  ihre  Acker  gleichen  oft  einem  Felsenmeere.  Dazu  kommt  
 daß  die  zahlreichen  Wildschweine  den  Feldlrüchten  großen  Schaden  tun,  sodaß  man  die  
 Lände  eien  m 'Zäunen  umgeben  muß,  die  aus Korallenkalkblöcken  oder knorrigen  Stammen  
 des  Diatti-Baumes  auigebfut  werden.  Solche  Pallisaden  bilden  natürlich  ein  Verkehrs-  
 —   trotzdem"  der  Stationschef  von  Raha  die  Anlage  von  Leitern — |   
 I g s e n   sich  dib Leute  lieber  die  Zäune  bei  jedem  Durchmarsch  des  Militärs  einreißen, 
 riafi  sie 'von  ihrer  alten  Gewohnheit  abweichen.  H U   H j ■  .  , 
 Nur  wenige  Punkte  des  Flachlandes,  besonders  des  nordwestlichen  Gebietes,  sin  
 für  den  Anbau  einer  schlechten  Sorte  von  Trockenreis,  geeignet.  Überall  aber  wo  in  
 Löchern  des  Korallenkalkes  sich  ein  wenig  Erde  angesammelt  hat,  pflanzt  man  Mais  und  
 Knollenfrüchte.  Die  verschiedenen  Bohnenarten,  sowie  Erbsen,  Gurken, Zwiebeln,  spanischer  
 Pfeffer (Capsicum), Bananen-  und  Bohnenbäume  (Sesbania) gedeihen  auch  hier  in  gewohnter  
 Üppigkeit*  während  Gemüsepflanzen  dürftig  vertreten  sind.  Sowohl  die  Wassermelonen  
 wfe  der  selbst  noch  in  dürren  Gebieten  vorkommende  Melonenbaum  Papaya  [ f f i f f T I lM   
 Menschen' einen  Teil  des  mangelnden  Wassers.  Fast  überall  in  den  zackigen  Steinfeldern  
 wächst  eine  holzige  Sorte Zuckerrohr,  das  sozusagen  die  Feldflasche  der  Munanpsen  bildet  
 und  auf  allen Wanderungen  in  diesem  glühenden  Lande' mitgeführt wird  Die Kokospalmen  
 ohne  die  man  sich  die  Tropen  eigentlich  gar  nicht  denken  kann,  gedeihen  schlecht  und  
 linden  sich  häufiger  und  kräftiger  nur  in  den  Küstenstrichen,  z.  B.  in  Raha  und  Lohia,  wo  
 sie  aber  auch  nicht  besonders  gut  fortkommen.  öfter,, z.  B.  in  Lombai,  klagte  man  mir,  
 daß  die  Bäume  schon  nach  zwei  bis  drei  Jahren  abstürben.  So  sah  ich Palime"PS^ n^ n«e  
 mit  spärlichen,  ganz  vergilbten  Blättern,  die  oft  noch  durch  Insekten  fast  vollständig  zerfressen  
 waren.  Die  Setzlinge  scheinen  wegen  der  Trockenheit  der  oberen  Bodenschicht 
 *)  Jakobsen:  Reise  in  die  Inselwelt  des  Banda-Meeres,  bearb. von P. Roland.  Berlin  1896.  S.  160.