wir anfangs das steil abfallende Ufer hinauf, das sich als Teil eines OSO-WNW laufenden,
etwa bis 150 m hohen Rückens, des Tankäno Duälo, erwies. In der Ferne tauchten noch
zwei weitere parallele Hügelzüge auf.. :
Als wir ins Tal des Lüra-Flusses hinabkamen, trafen wir das erste M a ro n e n e -
D o r f : Duälo, nach welchem die buginesische Küstenansiedlüng ihren Namen trägt. Inmitten
von Gärten mit Ubi, Mais (puhu), dem Melonenbaum (papaja), Bananen (punti),
Zuckerrohr (towu) und spanischem Pfeffer (saha) liegen zerstreut einige Häuser (läika)
(Taf. XXV, Fig. 1) mit einer eigenartigen, halbmondförmigen Verzierung auf dem Dachfirst —
die Fortsetzung der zum Schutz gegen eindringenden Regen angebrachten Kappe — welche
als Biiffelhörner bezeichnet wird und wie das Dach (äto) aus Alang-alang-Gras besteht, das
auf ein Rohrgestell gebunden ist. Einen solchen Schmuck tragen nur die Dächer reicher
Leute oder der Dorfältesten, j
Das M a r o n e n e -H a u s ist auf dieselbe primitive Art gebaut (mowewöo läika) wie
auf Muna: Die Pfeiler (tisa) sind in den Boden eingegraben und haben teilweise oben
Gabelungen, in denen die Balken des unteren (polondo) wie des oberen Rahmens (lambäa)
ruhen. Die Dachlatten (panäta) werden am Dachbalken (käho) und dieser selbst am
First-Längsbalken (sampeäno kaho) durch Taue festgebunden. Das Wohngebäude erscheint
ziemlich groß, da es breite Vorgalerien (landa) besitzt, welche als- Arbeits- und
Schlafplätze dienen. Die Wände bestehen meist aus brettartig platt geklopftem Bambus
(tori-kino) und werden durch senkrechte Querlatten (tisa kanto-riki) gehalten. Die Giebelwand
(wunäno) stellt man meist aus Nipablättern (panko), hin und wieder auch aus Rottan-
(üwe), seltener Gebangblättern (länu) her.
Das eigentliche I n n e n h a u s ist im Verhältnis zu den Ausbauen klein und enthält
nur einen einzigen Raum. In diesem befindet sich die Schlafstelle (ponturia), meist der
Tür (petambo) gegenüber, vor welcher eine Matte (ämpe üwe) aus Rohr den direkten Einblick
verhindert. Wie überall auf Celebes besteht das Bett aus Schlafmatte (ämpe ntöle)
von Pandanblättern und Kopfkissen (paruma) mit Kapok-Füllung. Den Fußboden bilden
Bambuslatten (höro), die auf mehreren Querbalken (buntüli) lagern, während Bretter zum
Hausbau nicht verwandt werden. Die Küche (dapüra), zu welcher irgend eine Ecke des
Hauses benutzt wird, setzt sich, wie üblich, aus drei Herdsteinen (pölu) zusammen und
birgt meist nur wenige Gefäße, wie Kochtöpfe (küro), Wasserbehälter (gumba), dann Körbe
zum Tragen (kompe), andere zur Aufbewahrung von Reis (böuh), Gemüse (töwö) oder von
Eß-und Trinkgeräten, z. B. Trinkschalen (karantfa) und Bechern (pondoüa) aus Kokosnuß mit
geflochtenem Fuß, von der Gestalt eines Römerglases,*) Löffeln (kassiru kfna), geflochtenen
Tellern (bokowu anamptf-dämpo) (Taf. XXIX) usw. Ein nie fehlendes Küchengerät ist eine
Hobelmaschine (dompa) zum Zerschneiden der holzigen Ubi-Knollen (ondo, mal. ubi utan),
ein Brett mit einem schrägstehenden Messer, ähnlich wie ein Kohlhobel. In Gebieten nahe
der Küste findet man auch eiserne Bratpfannen und chinesisches, sowie Singapore-Porzellan,
vor allem Trinkschalen (mangköna, malayisch: mangkok), die von Bugis und Mandaresen
erhandelt werden. .
Nach dem Überschreiten des Tales mit seinen kleinen Feldern von Reis und Hirse
(Panicum Sorghum) kletterten wir den zweiten Rücken, den Tankäno Tamba, hinauf, der
oben abgeflacht ist und eine Terrasse darstellt; er läuft dem Duälo-Berge parallel. Von
*) Die Sarasins bilden ein ähnliches von den Tololaki Im Kendarlschen S. 375 ln ihren: „Reisen
in Gelebes“, Wiesbaden 1905, ab.
hier aus überblickt man die Ebene von Liäno mit ihren beiden Flüssen, dem Liäno im
Norden und dem Biubiu im Süden, beides Nebenflüsse des bereits genannten Mala Liira;
im Hintergründe erscheint der Hügelzug des Tankäno Todoha mit seinem Vorhügel, dem
Pamentöro, wie alle Berge von Südost-Celebes durch gerundete, weiche Formen sich
kennzeichnend. Am Süd-Abhange des letzteren wird das von Palmen umgebene, kleine
Dorf Liäno, unser erstes Reiseziel, sichtbar.
Die beiden bis jetzt passierten Hügelzüge bauen sich aus grauschwarzen B i o t i t s
c h i e f e r n auf, aus denen die in Klüften und Spalten abgelagerten weißen Quarze heraus-
F ig . 120. E in L a n z e n w e r f e r h o l t z um W u rf a u s .
gewittert sind und den ganzen Weg bedecken. Sie zeigen eine starke Zersetzung, zerfallen
in Muskowitglimmer-reiche und kaolinartige Massen und gehen an der Oberfläche in
einen gelben Ton über, der gelegentlich als Roterde, niemals aber als Laterit erscheint.
Überall auf den Hügeln hat die Bodenkrume nur eine ganz geringe Stärke mit einer
spärlichen Vegetation (Gras, ewo), dornigem Bambus (täri), einzelnen Euphorbiaceen-Sträuchern
und kümmerlichen Djatti-Bäumen). Diese macht an den unteren Teilen der Abhänge
dichten Bambuswildnissen und schließlich in den Tälern, wo eine Anhäufung von Humus
stattgefunden hat, einem fast undurchdringlichen, üppigen Monsun-Buschwald Platz mit
Epiphyten, meist Philodendron, einigen Farnen und Orchideen. Andere Gebiete, vor allem
die Liäno-, Lankäpa- und Rumbia-Ebene sind von hohem Alang-alang-Gras bewachsen, in
dem sich Herden von wilden, bezw. verwilderten Wasserbüffeln umhertreiben.