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Segelboot tatsächlich den Seeräubern gehörte. Schiffs- und Landkommandant beschlossen nun,
das Raubgesindel beim Morgengrauen in ihrem Neste auf Labuan-blanda zu überrumpeln.
Der Dampfer hielt sich in der Nähe hinter einem Kap versteckt. Die Nacht an Bord verging
mit Doppelkopfspiel, und man gedachte der bevorstehenden Ereignisse. Fast lautlos wurden
die Anker gelichtet, das Schiff fuhr mit Volldampf und erreichte kurz nach Sonnenaufgang
die Insel — leider zu spät. Das Nest war leer, aber ein glimmendes Feuer bewies, daß
die Piraten hier die Nacht verbracht hatten; zum Trocknen aufgehängte Fische verrieten,
daß sie hierher auch wieder zurückzukehren gedachten. In der Ferne sah man zwei Segler,
einen großen, europäisch aussehenden Schoner mit dem Kurs nach Kendari, und ein
kleineres, uns näheres, das nach Labuan-beli ging, wo wir es, ein harmloses Fischerboot,
erreichten. Der Schoner aber, wahrscheinlich das gesuchte Seeräuberschiff, war uns entkommen.
L a b u a n - b e l i , ein kleiner Handelshafen, liegt auf der Kolono-Halbinsel, der Süd-
Spitze der Landschaft Kendari auf Celebes und ist ein Stapelplatz für den Stuhlrohrmarkt.
Große Schuppen sind mit Rottanbündeln von oben bis unten angefüllt, die ihr Besitzer,
ein Hadji, aus der Umgegend aufkauft. Nebenbei beschäftigen sich die Leute mit Flechten
von Seilen und sitzen zu diesem Zwecke
in kleinen ß1/» bis 4 m hohen, taubenschlagähnlichen
Hüttchen (bola-bola), die
an ihre Häuser angebaut sind, und aus
denen die langen Rohrstengel herabhängen
und bequem verarbeitet werden können.
Unmittelbar hinter der Niederlassung
erheben sich die K ü s te n in steilen Wänden
terrassenförmig zum Tawa-Tawöro-Berge
(280 m) und zum etwa 560 m hohen
Kolöno. Wie auf Buton und Muna lassen
sich an ihm etwa 9 gut ausgeprägte Stufen
unterscheiden, von denen die obersten besonders
auf der Süd-Seite scharf einge-
F ig . 92. A n B o r d d e s h o llä n d i s c h e n K r ie g s s c h if fe s „K u te i“ a u f . . , ,
d e r J a g d n a c h s e e r i u b e r n ¡m n ö r d l ic h e n T e i l d e r B u t o n - s t r a ß e . schnitten sind und dem Berge eine kegelförmige
Zuspitzung geben. Zwar war unser
Aufenthalt an diesem Orte nur kurz, doch konnte ich nördlich von Sijabuan-beli einen
geologisch wichtigen Fund machen: Gesteine der kristallinen Schieferformation. Das Flußbett
war erfüllt von Grauwacken, Kieselschiefern, schwarzen und weißen Quarziten, sowie phyllit-
ähnlichen Glimmerschiefern, die weiter oberhalb anstehen. Da ähnliche Gesteine auch vereinzelt
an der Küste des nördlichen Buton auftreten, ist zu vermuten, daß diese Formation
unter dem rezenten Korallenkalk, vielleicht in dem 1150 m höhen Kapala Ogena, ebenfalls
ansteht. Dieser, der höchste Berg von Buton, ist mit dichtem Wald bewachsen und fällt in
Terrassen (Fig. 92), die im allgemeinen um die Hälfte höher zu sein scheinen als auf der
celebischen Seite, zum Meere ab.
In Labuan-beli wurde unsere Vermutung, daß der Fürst von Koroni das Haupt der
hauptsächlich aus seinen Verwandten bestehenden Seeräuber sei, bestätigt. Vorläufig sah
man aber von der Fortsetzung der Verfolgung ab, doch gelang es später, wie ein offizieller
Bericht des „Java-Bode“ meldete, einem Leutnant, die Piraten aufzuspüren und festzunehmen.
Auf der Fahrt durch die Nord-Passage der Straße ließen sich von Labuan-blanda
aus etwa 7 Terrainstufen auf Buton überschauen. Sie dürften vorwiegend Abrasionsformen
sein mit nur unbedeutender Korallenkalkkruste. Durch Erosion wurden sie bereits stark
zerschnitten und in kleine Stücke zerlegt bis auf die unteren Terrassen, welche auf weite
Strecken hin als zusammenhängende Linien sichtbar sind. Beim Umfahren des Nord-Endes
der Insel erblickte ich bis zur Kaling-tjussu-Halbinsel überall nur Korallenkalke in der
Ausbildung als Riffzüge wie auf Muna. Auch im Süden der großen Kaling-tjussu-Bucht,
die übrigens durch ihre starken Strömungen berüchtigt ist, finden sich ausgedehnte Strecken
von Korallenkalk. Nur an wenigen Punkten, z. B. bei Lagora, einem Wasserdorfe der
Badjos, sind Streifen von Mangrovenwald vorgelagert.
Am Abend lief die „Kutei“. in die Laganda-Bucht ein, konnte aber im südlichen
Teile derselben keinen Ankergrund finden, da dicht unter der Küste das Land bereits
überall schroff zur Tiefe abfiel. Da aber die See hinter der Landzunge spiegelglatt lag, wurde
das Schiff unweit Takimpo mit zwei großen Trossen an den Korallenfelsen festgemacht.
Am anderen Tage war Markt in Dauäna-Wadjo, auch Päsar-Badjo genannt, wo die Bewohner
der umliegenden Berge ihre Landesprodukte, besonders Farbhölzer und Rohr, an die mit
ihren Schiffen erscheinenden Badjos verkaufen. Hier hatte ich gute Gelegenheit, verschiedene
Menschentypen zu studieren, von denen später noch die Rede sein wird.
Noch einigen anderen Punkten der Laganda-Bai stattete ich einen Besuch ab und
fuhr ii| a. den in seinem Mündungsgebiete breiten, von riesigen Rhizophoren und Feigenbäumen
beschatteten Tondo-Fluß aufwärts. Auf Lehmterrassen liegen an seinen Ufern die
Felder der Eingeborenen und im Bambusgebüsch versteckt ihre Gartenhäuschen. Schon
am Strand bei Päsar-Badjo, wie unweit des Süd-Kaps der Bucht waren mir im Geröll
Glimmerschiefer und Quarzite aufgefallen, und im nördlichen Teile schließlich entdeckte
ich zwischen W a t ab ä s i u n d d em T o n d o - F l u ß d i e k r i s t a l l i n e U r f o rm a t io n anstehend,
die ich nach dem Fund auf der Kolöno-Halbinsel auch hier vermutete. Diese
erfreuliche Entdeckung stellt also d i e F o r t s e t z u n g d e r G l im m e r s c h i e f e r v o n S ü d o
s t - C e l e b e s dar.
Am Morgen des 21. August gelangten wir nach Wasuemba an der Südost-Küste,
von wo aus die Durchquerung der Insel beginnen sollte. — Das Ufer hat hier einen breiten
flachen Strand, und der Zugang von der See wird durch ein langes Riff, der Rest des
erodierten, ehemaligen Steilufers, versperrt. Dieses besitzt ergiebige Gründe mit Seegurken,
die von den Bewohnern gesammelt und getrocknet werden, einen wichtigen Handelsartikel
(tripang). — Eine mächtige Brandung stand zur Zeit auf dem Riff, das für die
Schiffahrt ein bedeutendes Hindernis bildet. ¡§J Unsere kleinen Boote, welche die Matrosen
des Kriegschiffes mit sicherer Hand führten, wurden wie eine Nußschale hoch emporgehoben
und jenseits des Wellenberges pfeilschnell in die weite Lagune hineingetragen. So erreichten
wir glücklich das Ufer, nicht aber die mit Gepäck beladenen und von Soldaten dicht
besetzten, daher tief einsinkenden großen Boote. Immer wieder wurden diese beim Versuch, die
Brandung zu durchschneiden, zurückgeworfen und schienen manchmal wie vom Meere
verschlungen. Erst als kleine Fischerkähne sich mit großer Mühe zu ihnen durchgearbeitet
und ein Tei{; der Ladung übernommen hatten, gelang nach mehrstündigem, schwerem
Kampf die Landung. Während dieser ganzen Zeit hatte das Kriegsschiff den Booten
Deckung geboten und die anstürmenden großen Wellen aufgefangen. Am Strande bezogen
wir ein Biwak unter stattlich hohen Casuarinenbäumen.
Hinter unserem Lager strebt das Land in steiler Felswand empor, und auf dieser
steht W a s u em b a , e in e S e e r ä u b e r f e s t u n g , etwa 150 m lang und 60 m breit, umgeben
von 2ljz bis 3 m hohen, ca. U/s m dicken Mauern. Diese sind fest und gut aus Korallen