Kodi, in einer Länge von 10—14 m und einer Breite von 85 cm verkauft, und zwar die
bessere Sorte für fl. 8.— bis 12.—, die schlechtere bei 6—10 m Länge für fl. 3.— bis 4.—.
Die letzte Sorte stammt besonders aus dem südlichen Muna (Lakudo, Tolangdone); von
Bau-bau auf Buton sollen im Jahre 2—3000 Kodi ausgeführt sein. Die besten, sehr
sauber bearbeiteten Bastfasern kommen aber nach van Affelen aus Rumbia und Kabaena,
wo sie von Bugis aufgekauft und nach Makassar gebracht werden.
Für manche Flechtarbeiten färbt man die Palmenblattrippen, und zwar früher nur
mit Naturhölzern, orange mit Kudararinde {Morinda tinctoria, Boxb.) (s. auch S. 152), gelb
mit Kunirwurzel (Curcuma), blau mit Indigo (lalo), rot mit Sappanholz (Caesalpinia Sappan L.),
braun mit Sogarinde (Peltophorum ferrugineum, Benth.) oder schwarz durch Vergraben im
Morast. Heute sieht man fast nur noch Anilinfarben (kasumba). Die mit Naturholz gefärbten
Stücke haben warme und zarte Farben, wie ich sie sonst nur bei Geweben von der Insel
Sumba gesehen habe.
Eine auf diese Weise hergestellte prächtige Matte erwarb ich zufällig in Boljo, aber
nicht zufrieden mit dem Besitz von nur einem Stück, kehrte ich ins Dorf zurück und
beauftragte eine Flechterin mit der Herstellung eines
langen Läufers, der genau dieselben Töne besitzen
sollte. Diese versprach meinen Wunsch genau auszuführen;
doch nach 14 Tagen brachte sie mir ein
grellfarbiges Scheusal und behauptete, eine naturgetreue
Kopie hergestellt zu haben. Als ich um
Rückgabe meines Originals bat, bekam ich wirklich
ein ähnliches, entsetzlich buntes Stück, aber nicht
das meinige, und alle Familienmitglieder beteuerten,
nur diese Matte als Muster erhalten zu haben. Diesen
einstimmigen Aussagen gegenüber war ich natürlich
machtlos, mußte den Läufer bezahlen und mich über
den Verlust meiner schönen Matte trösten. Es ist
schwer, einem Butonesen begreiflich zu machen, daß
wir Europäer ihre grellen Farben nicht lieben und
die alten Stücke vorziehen.
Die meist 2 m langen und */2—l 1 / 2 m breiten
Matten (böla) (Fig. 107, 108) sind für Buton besonders
charakteristisch. Sie werden niemals als Unterlage
zum Schlafen (Schlafmatte butones.: suämi, munanes.: kantöfi) benutzt, da sich die bunten Flechtstreifen
lösen würden, sondern dienen nur als Vorhänge und spanische Wände zur Trennung
des Schlafgelasses vom Hauptraum. Die Herstellung erfolgt in 2 Teilen und ist sehr mühevoll.
Zuerst flicht man eine einfarbige Unterlage aus gewöhnlichen Gebangblättern und „stickt“
dann sozusagen, indem man die Streifen durch die untere Matte hindurchzieht und die
Enden ins Geflecht einsteckt, gefällige Muster hinein. So entsteht eine bunte Oberschicht,
deren Zwischenräume mit einer besseren Sorte von Streifen, die durch Kochen gebleicht sind,
ausgefüllt werden. Die Ornamente bilden zum Teil einfache aneinander gereihte und ineinander
geschachtelte Quadrate, schachbrettartige Figuren, teils achtstrahlige Sterne, Blumen oder komplizierte
Ranken. Die buntesten Farben sind zu einem schreienden Gesamtbild vereinigt. Besser
entsprechen unserem Schönheitsgefühl die in ähnlichen Mustern hergestellten Stoffvorhänge
(Fig. 108) mit meist dunkelrotem Untergrund, benäht mit kunstvoll ausgeschnittenen Figuren.
Da man im indo-australischen Archipel in der Flechterei immer wieder dieselben
Formen und Herstellungsarten antrifft, so ist es schwer, die für eine Insel ursprüngliche
Methode herauszufinden. Auf Buton scheint aber eine eigentümliche F l e c h t k u n s t heimisch
zu sein, nämlich die des Z u s a m m e n b i n d e n s v o n S t ä b e n u n d R e if e n m it i r g e n d
e in em M a te r ia l.
Bei der ersten Art werden dünne B am b u s l a t t e n zwischen Ringen aus Rottan
oder Bambus mit Gebangfasern oder Rohrfäden festgebunden, ähnlich etwa wie ein Faß
oben und unten von einem Metall- oder Holzband gehalten wird. Boden und Deckel
zeigen ein weitmaschiges Geflecht aus dünnen Rottan oder einer Schilfrohr-Art, bezw. aus
Lianenstengeln, die in 4 Strängen je 2 zu 2 mit den benachbarten verflochten sind. In
solchen Körben (kapopöre) (Fig. 109) bewahrt man meist das Eßgeschirr auf, andere
(ranki) aus dichtem ähnlichem
und vollständig zopfartigem Geflecht
ohne Bambusreifen werden
als Tellerkörbe, Essenträger und
Garnbehälter benutzt.
Eine Abart der Stabgellechte
bilden die sargförmigen Kleiderkästen
aus gespaltenem, horizontal
liegendem Rohr, Arbeiten
der Bugis von Mittel-Celebes (in
Kolaka bonge-bonge genannt),
die nur ganz vereinzelt auf Buton
und Muna Vorkommen.
Bei einer zweiten Flechtart
verbindet man R e if e n aus Bambus und Rottan miteinander. Meist werden diese 2—3 mal
mit schmalen, verschiedenfarbigen Gebangstreifen umwickelt, der Faden zwischen zweien
durchgezogen und mit einer einfachen Schlinge verknotet. Auf diese Weise entsteht nicht
nur ein dauerhaftes, sondern bei Abwechslung der Farben sogar schönes Flechtwerk mit
einfachen, geometrischen Figuren, wie die großen Körbe*) (ranta) zeigen (Fig. 111), die zur
Aufbewahrung von Tischgeräten und Garn dienen, sowie die kleinen (toba-töba) für Schmuck,
Toilettengegenstände und Sirihpinang, dann petzeiartige Speisendeckel (katübi) und teller-
ähnliche Fächer (täpi) zum Verjagen der Fliegen von Eßwaren. Eigenartig sind große,
Tortenplatten-ähnliche Zuspcisenteller (paidüdu) mit Fuß, die aus verschieden weiten Rottan-
ringen zusammengebunden sind „und den von Lombok beschriebenen (S. 44) hölzernen
gleichen. Diese charakteristische Flechtart aus Ringen trifft man in ganz Süd-Buton, wo an
verschiedenen Punkten von der Expedition ähnliche Formen gesammelt wurden. Ein
Essenträger (küde) von Wasuemba in Ost-Buton besteht aus sehr breiten Bambusreifen, die
in einfacher Weise durch Rohrfäden miteinander verbunden sind. Ein ähnlicher Korb (dändo)
aus Wabula zeigt statt der Umschlingung eine direkte Verflechtung durch zwei unter spitzen
Winkeln sich kreuzenden Bastbändern.
Eine weitere Sorte Flechtwerk gleicht der in anderen Teilen von Celebes wie
auch von den Dajakern Borneos hergestellten, durch Z u s a m m e n n ä h e n v o n b r e i t e n
P a lm b l a t t s t r e i f e n . Auf Buton werden diese bunt gefärbt, mit Rohr oder Bastfäden zu
den flachkugeligen Formen der Speisedeckel (panamba) (Fig. 110) zusammengeheitet und
*) S. Meyer u. Richter: Celebes-Sammlung I. (Publikat. Kgl. Ethnograph. Museum zu Dresden 1903.
Taf. XXVII, Fig. 17.)
F ig . 110.
S p e i s e n d e c k e l a u s z u s am m e n -
g e n ä h te n B lä tte r n .
F ig . 111.
R e iie n g e f le c h t e in e s K o rb e s m it
ü b e r g r e i f e n d em D e c k e l.