entfernt, liegt Pangantap, ein kleines Boda-Dorf, mit nur acht Häusern und 26 Menschen.
Auch hier scheinen die Bodas echte Sasaker zu sein, doch besitzen manche den Typus
einer niedriger stehenden Rasse (s. Fig. 69). Ihre Dörfer unterscheiden sich von den
anderen des westlichen Lombok nur durch größere Reinlichkeit. Nach Aussage des Dorfhauptes
bildet der Fischfang die Hauptbeschäftigung dieser Leute.
Mit Sorgfalt sind diese Heiden darauf bedacht, daß ihre Töchter nur einen Boda
heiraten. Erst kürzlich soll es zweimal vorgekommen sein, daß islamitische Sasaker deshalb
zur Boda-Religion übergetreten sind. Wie man mir in den besuchten Dörfern versicherte,
kommt Beschneidung nicht vor. Schweine werden
als Haustiere nicht gehalten, wohl aber das Fleisch
der erlegten wilden gegessen.
Ich hatte die Absicht, von Pangantap über
Labuan Tring nach Ampenan zurückzukehren. Zu
diesem Zwecke ließ ich mich über die Blongas-Bai
bei Blanting setzen, wo einige Sasaker von der West
Küste Lomboks vorübergehend Garneelen fischten.
Im Blanting-Berge trat an der Küste unter den
Korallenriffen ein ähnliches schwarzes Gestein wie
an der Ekas-Bai zutage. Nachdem der 240 m
hohe Semaja-Hügel passiert war, verfolgte ich den
Kengkang-Fluß bis zur Bai von Labuan Tring,
über welche ich mich nach dem buginesischen
Dorfe Lernbar setzen ließ. Spät am Abend, nach
16 ständigem Marsche, wobei es die letzte Stunde
bis an die Hüften durch Sumpf ging, erreichte ich
Gerung, den Sitz des Distriktshauptes.
Meinem Aufträge gemäß hatte ich mich in
Narmada wieder der Expedition anzuschließen, wo
ein mehrtägiger Aufenthalt in dem berühmten
Lustgarten der lombokschen Fürsten uns Erholung
F ig . 69. B o d a -M a n n m i t K in d a u s P a n g a n t a p . u n ( j neue Kraft bringen Sollte. Als ich jedoch
Narmada erreichte, empfing ich die wenig angenehme
Nachricht, daß unser Expeditionsleiter nach 2 tägigem Aufenthalt schon in aller
Frühe weitergezogen sei. Das war für mich eine arge Enttäuschung, da wir auf der ganzen,
ungefähr 3 monatlichen Lombok-Reise keinen Ruhetag gehabt hatten. Ich versuchte meinen
Ärger mit einem guten Mittagessen im Pasanggrahan hinabzuschlucken und begab mich
schleunigst nach Ampenan, wo ich meine drei großen Körbe voll Gesteinsproben unserem
Herrn „doctor batu“, d. i. „Steindoktor“ wie die Eingeborenen sagten, zu Füßen legen
konnte.“
Bei den Budas.
Während Gründler die Kisten für unsere Celebes-Expedition packte, besuchten meine
Frau und ich die Budas im nordwestlichen Lombok, über die im Jahre 1900 C. J. van Eerde
bereits einiges berichtet hat. Eine alte schöne Straße führte über den Paß des Baün-Pusok
nach dem Norden, nur fehlten die Brücken. Schon in der Mataram-Ebene durchritten wir
zwei Flüsse, deren Wasser fast bis unter den Sattelknopf unserer Pferde reichte. Der Aufstieg
ins Gebirge war äußerst bequem und zahlreiche Leute begegneten uns mit selbstverfertigten
Töpfen und Flechtwerken für den Markt von Mataram. In dem hier sehr üppigen
Walde fällt die große Zahl der Zuckerpalmen auf. Der Baün-Pusok-Paß bildete die Wasserscheide,
und man ging nach Norden ein steilwandiges Tal hinunter, in dem sich die Wasser
von Fels zu Fels stürzten. Um Mittag setzte ein sehr heftiger Regenschauer ein. Unser
Gepäck ließen wir nach dem Hauptorte an der Nord-Küste, Tandjung, durchgehen, während
wir unter dem Dache einer Straßenküche Schutz suchten, um den Wolkenbruch abzuwarten.
In kürzester Zeit war das friedliche Flüßchen, das wir gerade passiert hatten, in einen
reißenden Bergstrom umgewandelt. Ungeheure, über die Ufer tretende Wassermassen
wälzten sich unter dem Getöse der mitgeführten Gesteinsblöcke talwärts, und Baumstämme
schossen pfeilschnell an uns vorüber. Da erschienen am anderen Ufer Leute, unter ihnen
auch mein zurückgebliebener Diener.
Stunde um Stunde verging und vergeblich erwarteten wir das Sinken des Wassers.
Als es endlich um 6 Uhr abends ein wenig fiel, wagten ein paar Leute, unter ihnen mein
Diener, einige Büffel vorantreibend, den Fluß zu durchwaten. Aber schon nach kurzem
Weitermarsch gebot uns eine Schlinge desselben Stromes wiederum Halt. Da wir weder in
der dort befindlichen Straßenküche, noch in den vorhandenen Reishäuschen mit den vielen
Menschen zusammen Unterschlupf finden konnten, mußte der Übergang erkämpft werden.
Die Büffel und Kühe wurden wieder ins Wasser gejagt, um seine Tiefe zu prüfen. Zwar
trieb der Strom die Tiere fast 75 m weit ab, doch erreichten sie glücklich das andere Ufer.
Leute vom Dorfe jenseits des Flusses wurden herangerufen und ließen an einer Flußbiegung
lange Taue herüberschwimmen. Ich wählte zum Übergang eine Gesteinsbarre, von der
noch einige Blöcke aus dem Wasser herausschauten. Unsere Pferde waren sehr unruhig
geworden, und nachdem wir sie an die Taue gebunden hatten, ließen wir sie von den
Leuten ans andere Ufer hinüberziehen, wobei ich einige Male mit meinem Tiere in tiefen
Löchern verschwand. Meine Frau, die mir mutig folgte, tauchte zwar mit ihrem kleineren
Pferde tiefer ein, konnte aber die verborgenen Tiefen meiden.
Mittlerweile war es stockfinster geworden, und wir konnten unseren Weg nur ahnen.
Voran zogen unsere Leidensgefährten, die auch nach Tandjung wollten. Unablässig strömte
der Regen, der die Straßen häufig in einen Sumpf verwandelt hatte, und oft zwang uns die
Kälte abzusteigen. Wir mußten noch vier Flüsse durchreiten, doch waren diese glücklicherweise
flach und sandig, da sie nahe dem Meere lagen. Im vorletzten Dorf besorgten wir
uns einige Fackeln, um den Weg durch die kleinen Wälder zu finden.
Endlich, gegen 10 Uhr abends erreichten wir den Pasanggrahan, nachdem wir seit
Mittag durchnäßt waren und am frühen Morgen zuletzt gegessen hatten. Selten haben wir
uns mehr gefreut auf trockene Kleider und ein kräftiges Abendessen. Doch dieses Wonnegefühl
verließ uns rasch, als wir merkten, daß unser Gepäck nicht angekommen war, trotzdem
dieses die beiden großen Flüsse vor dem Hochwasser passiert hatte. Eine Dorfküche mußte
uns etwas gekochten Reis mit einigen Salzeiern liefern, und es blieb uns nichts anderes
übrig, als in unseren nassen Kleidern zu schlafen. Kaum hatten wir am anderen Morgen
Leute in alle Richtungen ausgesandt, um unser Gepäck zu suchen, als dieses in den Toren
des Pasanggrahans auftauchte. Die Führer, die den strengen Befehl hatten, mit den
Packpferden bis Tandjung durchzugehen, erklärten mit Seelenruhe, daß ihnen der Regen
zu stark gewesen wäre.