turmartige N a c h b ild u n g d e r P a g o d e wieder. Besonders in Ost-Lombok und Sumbawa
wird der Putjuk trebong in der Gestalt einer Pagode, eines Turmes oder Berges (tjandi)
mit 3 Terrassen abgebildet. Man könnte natürlich auch diese Form des Putjuk trebong
aufiassen als den heraustretenden jungen Sproß mit den Hüllblättern, die Stufen markierend
(Fig. 32). Es dürfte also nicht ganz unwahrscheinlich sein, daß das Putjuk-Motiv ein
zurückgebliebener Rest aus der alten Hindu-Zeit ist. Der Sasaker unterscheidet verschiedene
Arten des Spargelmusters. Die gewöhnliche Form stellt einfache, lange Zacken dar
(Fig. 32 oben), während das vollständige Motiv „putjuk trebong jama“ aus mehreren,
ineinander greifenden Spitzen besteht, die verschiedene, wie Zwiebelschalen übereinander
liegende Jugendblätter wiedergeben, während der Kern des Schößlings durch einen Punkt
oder eine sichelförmige Figur angedeutet wird.
Auch der keulenförmige Wurzelstock des
Bambus „putjuk trebong äkar“, zusammengesetzt
aus einer Reihe von Bögen mit Wurzelfasern
(Fig. 32 unten), ist ein häufiges Ornament. Für
gewöhnlich wird daraus durch Aneinanderreihung
ein Band. Weiterhin entstehen durch Kombination
zweier gegenüberliegender Bambusspitzen und
durch Wiederholung die verschiedenartigsten Bandmotive
„putjuk trebong rumbakan“, aus denen
schließlich Muster mit rhombischen Feldern werden
(Fig. 32 in der Mitte rechts).
22. Außer den bereits genannten, aus dem
Spargelornament hervorgegangenen Bandmustern
haben die Sasaker noch eine Reihe anderer. Das
Bua s e lo tjo r -M o tiv ist eine doppelte Zickzacklinie
mit rechtwinkligen Knicken. Es ist entstanden
aus dem Fruchtzweige einer niedrigen Varietät der
Pinang-Palme (Areca Catechu L.). Die Pinang-
F ig . 48. D ie Z a u n r e b e , d a s V o r b i ld f ü r d a s R a n k e nm o tiv .
(G e z . v . S . L in d h e im e r .)
Nuß, von den Sasakern „bua“, balinesisch „buwa“ und malayisch „pinang“ genannt, ist das
bekannte notwendige Ingredienz beim Sirihkauen. Die Früchte stehen abwechselnd auf
den beiden Seiten des Stengels (Fig. 33 oben), und dieserzeigt, wenn er von den Früchten
befreit ist, die Form des Musters. Vor allem ist das Ende eines Fruchtzweiges direkt zickzackförmig
gebogen.
23. Ein ähnliches Bandornament verdankt seine Entstehung den auf Fäden aufgereihten
Blüten von Mimusops Elengi L., einer Sapotacee, die mit dem bekannten Guttapercha-Baum
verwandt ist, „K em b a n g t a n d ju n g “. Dieser Name wird auch von Malayen, Javanen und
Balinesen gebraucht und lautet im Buginesischen und Makassarischen „tandjong“. Auf der
Sembälun-Hochebene wächst diese Pflanze nicht mehr, aber sie wird, getrocknet und auf
Fäden aufgezogen, viel verkauft. Ihre wohlriechenden Blumen werden als Kränze und Armbänder
getragen. Gestoßen dienen sie als Puder zum Braunfärben* des Körpers. Die
Figuren 34 zeigen die Entwicklung des Tandjung-Ornamentes aus der Blumenkette.
24. Ein weiteres B a n dm o tiv haben den Sasakern die kleinen Früchte der Eierpflanze
„T u la n g t r o n g “ (Solanum melongena L.) geliefert, die, im Querschnitt der Frucht,
in zierlichen Reihen hintereinander angeordnet sind (Fig. 35). Im östlichen Lombok wird
diese Nachtschattenfrucht, die übrigens auch schon auf den europäischen Markt kommt,
„terong“ genannt, ein Name, den auch Malayen und Javanen gebrauchen.
25. Auch der Querschnitt durch eine Gurke (Cucumis sativusL.)
hat die Veranlassung zu Ornamenten gegeben. Das M o tiv der
Gurkenkerne, „B itji tim o n “, javanisch und malayisch „ketimun“
genannt, ist in Figur 36 abgebildet. Man sieht aus der Aufeinanderfolge
den Werdegang zweier Bandmotive.
26. Von anderen Früchten, die bildlich dargestellt werden,
ist „ to la n g k a k ä t j e “ ( = lebuwi) (Cajanus indicus Spreng.), eine
strauchartige Bohne, welche die Javanen „katjang bali“ nennen,
während die Balier sie auch als „kekätje“ bezeichnen (Fig. 37).
27. In ähnlicher Weise wie die kleinen Bohnenfrüchte durch
Aneinanderreihung das Motiv für ein Bandornament abgeben, tun dies
auch längliche Früchte „ to la n g tom a k “, wahrscheinlich einem Korbblütler
(Ageratum conyzoides) angehörend (Fig. 38).
28. Die Manggisfrucht (Garcinia Mangostana L.) wird gewöhnlich
als Ornament auf Liebesbriefen und Bettpfosten angebracht
und „ tam p o k m a n g g is “ genannt (Fig. 39). Sie spielt in den
Herzensangelegenheiten der Sasaker eine große Rolle.
29. Neben den Pflanzen kommen auch T i e r o r n a m e n t e
vor. Häufig sind Hahn „manuk mama“ und Spinne „bärärak“ als
Symbol der Ehe, dann der Fisch „blänak“ (s. Ehegebräuche), die
Krabbe „karüju“ und die Reihervögel „berüak“. Von letzteren wird
gewöhnlich nur ein Flügel „ k ö le to k b e r ü a k “, versehen mit langem I!
Hals und Kopf gezeichnet (Fig. 40).
30. Sehr beliebt ist ein Bandmuster, das wie Schuppen aussieht
und dachziegelartig übereinander greifende Vogelfedern (ke-
manükän) versinnbildlicht. Meist verbindet man mit diesen Federn
die Vorstellung der schön schwarzweiß getigerten Halskrause der
Turteltaube „tondang koköle“ (Turtur tigrinus L.). Dieses K o k ö le -
M o tiv vereinigen die Sasaker nicht selten mit dem Putjuk trebong,
dessen Felder sie damit ausfüllen (Fig. 41).
31. Einige weit verbreitete Motive sind die von dem Tausendfuß
und der Schlange abgeleiteten. Das T a u s e n d fu ß -M o tiv „awak
lipan“, das in Figur 42 abgebildet ist, stellt meist schmale Bänder dar.
Man glaubt in der Zeichnung die große Zahl der Beine wiederzu-
erkenneri.
32. Das S c h la n g e n h a u t-M o tiv „sisik ula“ bildet ein meist
breiter Streifen mit rhombischer Felderteilung (Fig. 43).
33. D a sV a ran h au t-M o tiv „ len d o n g jäw ak “ (auch„dongeng“)
ist ein dem vorigen ähnliches Bandmotiv, nur daß die Rhomben nicht
so spitzwinkelig sind und eine Mittelrippe der Länge nach durch
das Ornament läuft, eine Darstellung des Kammes, resp. des schmalen
Schwanzes des Tieres (Fig. 44).
34. Erwähnt sei auch das in Figur 45 abgebildete M o tiv
„ B a ta r “ einer dicken weißen, vorwiegend in toten Baumstämmen