frau den gröfsten Büschel Durra dem Grofs-Fakir darbringt.
Man glaubt an ein zweites Leben im Hause Gottes,
wo den Verstorbenen Belohnung erwartet. Die Moral
der Vernunftreligion scheint ihre Handlungen zu regeln,
wenn gerade keine Leidenschaft im Wege steht;
aber man ist weit entfernt, strenge daran zu halten. Alles
Mifsgeschick schreibt man dem Einflüsse böser Genien
zu, denen man übrigens keine göttliche Verehrung
zugestehet. Die Koldagi-Nuha begraben ihre Todten
mit vieler Sorgfalt in tiefe Gruben auf hölzernen Ruhebetten;
in die Gruft werden Vorräthe von Nahrungsmitteln
gelegt.
In einigen Gegenden wird den erwachsenen Jünglingen
die Vorhäut weggeschnitten; die Operation ist
übrigens keine Religionsceremonie, und ist nichts weniger
als allgemein. Auch versicherte man mich, dafs man
die Frauen nach erfolgter Schwangerschaft (?) einer Art
Excision unterwerfe; diese Notiz scheint mir aber unwahrscheinlich
und bedarf Bestätigung.
Die Neger haben eine Zeiteintheilung von sieben Tagen,
unfehlbai von den Mondsphasen entlehnt. Bei den
Koldagi soll der Anfang jeder Woche der Dienstag seyn,
welches ich übrigens keineswegs verbürge; sie rechnen
sonst nach Mondsnionaten, aber da sie weder lesen noch
schreiben können, so kömmt es bei ihnen auf Zeitbestimmung
nicht so genau an. Sie begreifen unter unserer
Benennung J a h r den Zeitverlauf zwischen dem Ende
zweier Regenzeiten, ohne die Zahl der Monate zu berücksichtigen.
Ihr Kalender ist am Himmel. Wenn
Or i o n , den -man An k a r e b nennt, nach Sonnenuntergang
nicht mehr sichtbar ist, so ist der Anfang der Regenzeit
nahe.. Sobald das ganze Siebengestirn des grofsen
Bären Morgens vor Sonnenaufgang über dem Horizont
erscheint, hat die Regenzeit ihr Ende erreicht; dieses
Sternbild heifst Da r e ihe . )
Alle Neger der Berge des Kordofan säen gegen dasEnde
der Regenzeit Durra, Doghen und Simsim; der Boden ist
ungemein fruchtbar, und die Durrabüschel erreichen eine
kolossale Gröfse; da die Ausdehnung der anbaubaren
Landstrecken im Verhältnifs der geringen Bevölkerung
weitläufig ist', und die Bebauung wenig Mühe erfordert,
so pflegt jede Ernte Fruchtvorräthe für mehrere Jahre
abzuwerfen; dieses ist zum Theil auch nöthig, da mitunter
die ganze jährige Ernte eines Negerstammes durch
übermäfsigen Regen, durch eine Heerde Elephanten,
durch H e u s c h r e c k e n s c h w ä r m e , o d e r d u r c h d e n B e s u c
feindlicher Araber-Nomaden vernichtet wejden kann.
Nach glücklicher Heimbringung der neuen Vorräthe gibt
man die Ueberbleibsel der vorjährigen Ernte den Schweinen
und Ziegen. Die Neger haben ansehnliche Heerde,n
von Rindvieh, Schafen und Ziegen, viele Schweine und
Esel, aber sehr wenig Kameele und Pferde. Ich hatte
keine Gelegenheit, die Race ihrer Hausschweine zu besichtigen,
aber die Schafe, obgleich von sehr niederer
Statur, ähneln durch ihi;en langen Haarschopf längs der
vordem Halsseite sehr dem gleichfalls hier wild vorkommenden
Ovis tragelaphus. Die Zielen sind eine kleine
kurzhärige bartlose Race, mit ganz kleinen, wenig ge*)
Viele Araber in Africä nennen dieses letzte Gestirn An
k a re b .