Terrassen findet sich in den Sandboden eingewühlt eine
* fünfzehn Fufs tiefe Brunnenhöhle, Das Wasser stehet
in derselben zwar nur einige Zoll hoch, aber es ist von
trefflichem Geschmack, und man versicherte mir, dafs
sich hier das ganze Jahr über dieses schätzbare Bebens-'
bedürfnifs vorfinde.
Vier Wegstunden in östlicher Richtung brachten uns
wieder auf die grofse Karavanenstrafse. Die ermüdende
Einförmigkeit der Wüste ward bald bei Da b t el Ba g ge
l e durch schroffe Kalksteinhügel unterbrochen, welche
den Weg für beladene Kameele beschwerlich und selbst
gefährlich machen. Fromme Muselmänner haben über
diesen Felspafs einen etwa zweihundert Fufs langen Weg
aus dem Fels gehauen; drei arabische Inschriften, eih-
gemeiselt an der Südseite des Wegs, verewigen die Namen
der Stifter dieses frommen und gemeinnützigen
Werks. Man nannte mir diesen Felspafs Dubbe ; in der
Umgebung treibt sich eine kleine Araberhorde herum,
He iwa t genannt, als Strafsenräuber anerkannt.
Jenseits dieses Passes kamen wir in ein durch Tarfa-
Büsche und Naback-Bäume grünendes Thal, und dann
in die Ebene Da r fu r e c k , In der Ferne nach Norden
zu erblickt man von hier aus die Kuppen einer Hügelreihe,
die ganz den Charakter von vulkanischem Gebilde
an sich trug, vermuthlich eine Verzweigung der Phlegrei-
schen Flächen in der Nähe des todten Meeres. Die Umgebung
des Wegs war ganz vegetationslos; hier und da
lagen Bruchstücke verwitterten Granits.
Am 29. April in dör Frühe erreichten wir dieses Gestein
als anstehende Felsen; sie erscheinen als isolirte
Massen, einzeln über die Ebene sich erhebend; die Lage
derselben zeigt deutlich an, dafs die Kämme dieser Felsarten
von Nord-Nordost nach Süd-Südwest ziehen. Mit
Erstaunen fanden wir mitten unter diesen Granitmassen
eine Art Landsee, von zusammengeströmtem Regenwasser
gebildet. Diese Wassermasse bedeckte eine Oberfläche,
deren Länge ich auf eine halbe Stunde schätzte,
bei fünfhundert Schritt Breite und mehrere Fufs Tiefe.
Man nannte diesen Ort R a s es Sat. Die Mittheilung
meiner Führer , dafs hier sich das ganze Jahr über stehendes
Wässer fände, wenn anders die Winterregengüsse
in diesen Gebirgen nicht ganz mangelten, ward mir in
der Folge mit Bestimmtheit widerlegt.
Gegen Osten wird das Hochthal von Ras es Sat durch
röthliche Sandsteinfelsmassen *) begrenzt. Ich benenne
diese Gegend ein Hochthal, weil, als wir von derselben
nach dem Meeresstrahde auf jähem Felspfad herabstiögen,
wir bemerkten, dafs wir wenigstens fünfzehn hundert Fufs
übet die Uferfläche erhaben waren. Die Aussicht von
der Terrasse dieses Plateaus schien mir sehr malerisch
zu seyn, Wirkte aber wahrscheinlich deshalb so günstig
auf mich ein, weil ich die abschreckendste Wüste im
Rücken hatte. Man erblickt hier in der Ferne die schroffen
bläulichen Grariitgebirge jenseits Akaba, zur Rechten
einen Abschnitt des dunkelgrünen Meeres. Im Vordergrund
die wildausgezackten Felsmassen der dunkelfarbigen
Urgebirge, an die sich stellenweise Ablagerungen
von gelblichem Muschelkalk anlehnen. Links das Thal
Wadi Araba, durch welches sich ein trockenes Strom-
S In der Correspondänce Astren. Vol. 7. p. 461 stehet durch
Uebersetzungsfehler „ Kalkfelsen."