iicher Richtung; hier fanden wir eine Bucht, vor deren
Eingang eine. Insel liegt, die mir die Araber Ge la t
Emr a g benannten; sie ist beiläufig zwei tausend Fufs
vom Ufer entfernt, und höchstens eine Viertelstunde lang;
das Ganze ist ein Granitfelshügel, auf dessen Kuppe die
Ruinen einer mit' Ringmauern umgebenen Stadt liegen;
der Kranz der Mauer ist mit Zahnlücken, und die ganze
Bauart ist in arabischem Geschmack, nach meiner Ver-
muthung aus dem zwölften Jahrhundert. *) Ich bemerkte
zwei gewölbte Thorwege; die Mauern selbst sind von
rohen Steinen ohne Mörtel aufgeführt; Quader oder Backstein
konnte ich nicht erkennen. Ich wünschte mittelst
eines Palmbaumstammes auf diese Insel zu schwimmen,
aber der kurze Wellenbruch, durch frischen Nordwind
veranlafst, hätte die Rückkehr sehr unsicher gemacht. **)
Die Bucht bei der Insel Emrag bietet zwar bei stürmischem
Wetter den grofsen Schiffen Schutz dar, aber der
felsige Boden dürfte ungünstig als Ankergrund seyn.
Ein und dreiviertel Stunden südlich von Gelat Emrag
kamen wir an eine andere kleine Bucht, sehr romantisch
gebildet; ein hakenförmig gekrümmter Meerarm ist hier
von senkrechten Felsmassen umgeben; der Eingang des
Busens ist sehr schmal, aber das Meer ist tief, und der
Grund bestehet aus feinem Kies. Kleine Fahrzeuge müs-
*) Auf Tab. 7 gebe ich eine Skizze dieser Ruinen, nach der
Natur gezeichnet.
**) Sechs Jahre später schwamm Graf Laborde bei windstillem
Wetter auf einem Palmbaumstamme nach der Insel und fand
alles bestätiget, was ich a priori über die Epochen dieser Ansiedelung
mitgetheilt hatte.
sen sich in dieser Bucht so sicher befinden, als im besten
Hafen. «
Wir folgten einem Theil des Ufers dieser Bucht;
dann verliefsen wrir das Meer , und der Weg ging über
eine Höhe hinter einer Bergkuppe hér, die Ras Emr ag
benannt wird. Nach anderthalb Stunden stiegen wir wieder
zur Küste herab, die hier als grofser Halbzirkel sich
einbiegt, mit einem Halbmesser von etwa fünfzehn hundert
Fufs. Das sandige Ufer am Fufse der Felsmassen
scheint auf guten Ankergrund zu deuten. Diese grofse
Bucht heifst Wad i Emr a g . Bei Fortsetzung unseres
Wegs längs der Meeresküste kamen wir an einer Felsmasse
vorbei, die unverkennbare Spuren eines gewaltsamen Bergsturzes
an sich trug; man erkennt deutlich losgerissene
grofse Felsen mit scharfen Kanten, die theilweise bis an
das Meer geschleudert scheinen. Alles ist hier Granit.
Burckhardt spricht von vulkanischem Gebilde, das er in
der Nähe des Hafens Scherum auffand *), wo ich nichts
als Sandstein und Porphyrfelslager wahrnahm. Ueber ge-
muthmafste vulkanische Convulsionen in der Umgegend
forschte ich bei den Arabern nach, konnte aber deshalb
nichts Befriedigendes erfahren. Nur der Topschi (Artillerist)
des Schlosses Akaba erzählte mir, dafs er sich
erinnere, wie vor mehreren Jahren ein Berg der Küste
mit furchtbarem Getöse in das Meer gestürzt sey, wrobei
man Rauch aufsteigen gesehen. Die Beschreibung jenes
Topschi versetzt diesen eingestürzten Berg in die Umgegend,
wo ich aber, eben so wenig wie an irgend einer
ändern von mir beireisten Stelle im peträischen Arabien,
*) Burckhardt’i Reisen. Weimar 1820, pag. LXXXV11I.