den Abstecher nach Denem zu machen, daher fand ich
diese Entfernung nur'zwölf Stunden, meist in süd- südöstlicher
Richtung und in abwechselnder Entfernung von
dem sich schlängelnden Meerufer.
Nach meiner Rückkehr in Mohila erbot sich ein
Häuptling der Howadat-Araber, mich unter seinem Schutze
an eineniOrt zu führen, der zwei starke Tagreisen nach
Osten zu liege, wo viele Ruinen mit Figuren und Im
Schriften sich befinden sollen. Den Ort benannte er mir
Gebe l Ma k tu b , das heifst, der beschriebene Berg,
ein Name, den bei den Arabern gewöhnlich jeder Sani-
melplatz altertümlicher Ruinen führt. Aber diese Ex-
cursion war damals für mich nicht wohl ausführbar; Wenn
sieh einmal ein anderer Reisender hierher verirret, so
verlohnt es sich wenigstens der Mühe, durch Nachfra-
gung die Existenz eines solchen Ortes zu bestätigen.
Sitten, Gebräuche und Lebensart sind den hiesigen
Arabern mit denen der Halbinsel des Sinai ganz
gleich. Nur im Kopfputz unterscheiden sie sich, und
ähneln mehr den südlicheren Bewohnern von Hedjas, indem
sie statt des Turbans ein viereckiges roth und braun
gestreiftes Tuch mit langen Franzen auf dem Kopfe tragen,
das dreieckig zusammengelegt ist, so dafs die gedoppelte
Spitze auf dem Nacken und die beiden Zipfel
über die Schultern herabhängen; sie befestigen dieses
mit einem ringförmigen schwarzen Seil um den Scheitel,
bei dessen Anblick mir immer der Lichtring in das Ge-
dächtnifs kam, der auf den Bildern unserer Heiligen um
die Köpfe schwebt; vielleicht stammt von dieser alten
Mode die Legende des Lichtringes (Heiligenscheines) ab.
Glaube ich den Erzählungen der Tehmi, mit denen ich
die Küste zwei Monate lang befuhr, oder derjenigen der
türkischen Soldaten von Mohila, so läfst der moralische
Charakter der hiesigen Araberstämme sehr viel zu wünschen
übrig, und sie stehen in dieser Hinsicht allen ihren
Grenznachbarn nach, einige Beduinenstämme des südlichen
Syriens vielleicht ausgenommen. Die Gesetzlosigkeit
, in der sie leben,~ ist übrigens eine ziemlich natürliche'Folge
des gänzlichen Mangels eines festen Regierungsbandes
und irgend einer Idee von religiöser Moral.
Kurz vor unserer Ankunft in Mohila raubte ein Stamm
Howadat-Araber alles Vieh, welches den Soldaten von
Mohila gehörte; als'man ihnen hart nachsetzte, und sie
ihren Raub nicht länger behaupten konnten, schnitten, sie
allen -Schafen und Ziegen die Kehlen durch und entflohen.
— Wie viele vereinzelte Pilger, die zufällig von
der grofsen Mekka-Karavane abgesondert wurden, werden
nicht jährlich auf eine elende Weise gemordet und
ausgeraubt, obgleich man bei der Karavane selbst seines
Lebens und theilweise auch des Eigenthums ziemlich
sicher zu seyn scheint. Damit die Kameele der Pilger
nicht von den Beduinen gestohlen werden, bezahlt, laut
alten Verträgen, der Paseha von Egypten jährlich eine
beträchtliche Summe in Lebensmitteln und Geld an jeden
Araberhäüptüng, dessen Bezirk durchzogen wird oder
der Strafse nahe liegt, Avogegen jeder für den Diebstahl,
der in seinem Reviere an der Pilgerkaravane verübt wird,
gut stehet. Aber diese Versicherung beschränkt sich,
wie gesagt, nur auf die Kameele.