den Bewohnern gewaltsam Stenern zu erpressen. Diese
nubischen Häuptlinge waren Abkömmlinge von der bosnischen
Soldatenbesatzung des Schlosses Ibrim, und führten
den Titel Kaschbf; ihre Autorität war erblich, jedoch
standen sie unter der Oberhoheit der egyptischen
Paschen, von denen sie die Investitur empfingen, und an
die sie verpflichtet waren, jährlich einen gewissen Tribut
zu entrichten. Die Bewohner der Insel Sai sollten
gleichfalls an Egypten zinsbar seyn, aber sie glichen immer
den Betrag der Abgaben mit der Soldforderung der
vorgeblichen Soldatenbesatzung aus. So bildeten sie sich
nach und nach zu einem eigenen Freistaat. Südlich von
Sai in der Provinz Mahas iyrannisirte eine unbestimmte
Anzahl ephemerer Häuptlinge, wovon jeder den Titel
Me l i c k führte. Der kriegerische Geist ihrer Untertha-
nen und die Entfernung von mächtigen Staaten sicherte
diesen kleinen Meckschaften ihre Unabhängigkeit zu,
denn eigentlich sojlten sie gleichfalls den nubischen Häuptlingen
von Dirre zinsbar seyn. Jeder Melick hatte ein
kleines befestigtes Schlofs, war häufig in Fehde mit seinen
Nachbarn, und übte über die durchziehenden Kaufleute
eine willkührliche Zollschätzung aus.
In den letzten Jahrhunderten bildete D a r Dongola
ein Lehn, welches dem Namen nach dem in Sennaar
regierenden Fürstenhaus der Funghi untergeordnet seyn
sollte; eigene Könige, die über das ganze Land regierten
, wären längst- verschwunden, und in neuerer Zeit
herrschten von einander unabhängige Melicks auf Argo,
in Handack, Dongola Agusa und Korti; sie erhielten in
alten Zeiten dem Namen nach von Sennaar aus die Belehnung
der ihnen untergebenen Distrikte, und sollten
einen jährlichen Tribut an jenes Oberhaupt entrichten.
Allein der mächtig gewordene militärische Freistaat der
S c h a k i e -Araber hatte durch seine Kriegszüge das Ansehen
und den Einflufs der Funghi ganz vernichtet. Diese
Schakie waren es, welche in der Provinz Dongola Me-
liks nach Gutdünken ein- und absetzten, und von ihnen
wurde ein willkührlich bestimmter Tribut erhoben. Von
legitimer Succession konnte unter solchen Verhältnissen
keine Rede seyn; doch erhielten sic hmit gewaffneter Hand '
die Melicks von Argo aus der Familie Sib e r a , die von
den früheren Königen von Dongola abstammen Soll. Die
eänzlich willkührlichen Forderungen der Schakie - Aräber
hatte sie allgemein verhafst gemacht.
Als die aus Egypten vertriebenen Mamelucken sich
in die Provinz Dongola zurückzogen, wurden sie mit
offenen Armen von den Bewohnern empfangen, denn man
hoffte in ihnen Beschützer gegen die räuberischen Schakie
Araber zu erblicken. Sie verbanden sich mit Melick
[Tumbal auf Argo, der auch aus der Familie Sibera ab-
| stammt; meuchelmörderisch ward ein mächtiger Häupt-
i ling der Schakie, Mehemed-el-Adlan, durch die Mame-
I lucken getödtet, und man vertrieb gemeinschaftlich diese
■ ungebetenen Gäste; aber zum Lohn bemächtigten sich
¡ die Mamelucken selbst der Oberherrschaft des Landes
»zwischen Argo und Dongola Agusa. Die verjagten Schä-
ik ie machten in der Folge häufige Einfälle, welches in
I dieser Gegend eine langwierige Fehde verursachte. Die
F Mamelucken liefsen die alten Melicks im Besitz ihrer
| Lehne und begnügten sich mit mäfsigen Abgaben. Ich
1 weifs nicht, woher der Name Coloman kömmt, unter
I welchem man in diesem Theil von Nubien diese Marne