den Stadt. Mahoined erschien, machte das nahe gelegene
Mekka zu seinem und seiner Glaubensgenossen Heiligensitz,
verpflichtete deren Nachkommen zu einmaligem Besuch
dahin, und nun ist für immer das unbekannte Djetta
auf eine Ruhmstufe erhoben, von der es schwerlich je
ganz herabkommen kann.
Djetta ist unstreitig die schönste und vermuthlich
die reichste Stadt am ganzen rothen Meer. Alle Häuser
sind von «Stein erbauet, mehrere Stockwerke hoch, mit
gefälligem Aeufseren und innerer bequemen Einrichtung.
Die Strafsen laufen häufig gerad und sind mitunter ziemlich
geräumig und auch reinlich. Eine hohe Mauer, mit
Thürmen und Schiefslöchern versehen, umgibt die ganze
Stadt, jedoch unter Einschlufs eines weit gröfseren Raumes
als derjenige, dun die Steinhäuser besetzen. Von
dem Punkt, wo die Häuser aufhören, bis zur Stadtmauer,
befinden sich Strohzelte, die ausschliefslich von
Freudenmädchen bewohnt werden, deren Anzahl hier gahz
ungewöhnlich grofs ist. Die Zahl der eigentlichen Bewohner
schätze ich auf vierzig Tausend; aber die durchkommenden
Wallfahrer, die sich meist auf den Stfäfsen
und in den Kaffeehäusern herumtreiben, so wie die gegen
das Ende der Hadgizeit vorhandene beträchtliche Anzahl
Schiffe, vermehren die Volkszahl periodisch beinahe
auf das Doppelte. Viele Quartiere sind durchgehends
mit Kaufläden besetzt, in denen man alle für den Landesgebrauch
passende Artikel vorfindet, die ein Fremder
aus den Fabriken von Indien,' China und Europa hier zu
Lande nur erwarten kann. Die Märkte für Lebensmittel
fand ich im Monat October und Mai mit einer grofsen
Auswahl von grünem Gemüse reichlich versehen, welches
man in den nach Mekka zu liegenden Gärten ziehet. Das
entferntere T a if a schickt zum Verkauf treffliche Trauben,
Orangen und Mandeln, und die Fruchtbarkeit jener Gegend
suchen die Araber durch die Benennung „das
i rd i sche P a r a d i e s " zu versinnlichen. Uebrigens sind
die Lebensmittel in Djetta immer ziemlich theuer, und
daher auch verhältnifsmäfsig aller Arbeitslohn. Alles
wird ja hierher zugeführt, und der Verbraucher erhält
alle Lebensbedürfnisse nur aus dritter Hand, mit Ausnahme
der Seefische, die es auch in grofsem Ueberflufs
und zu verhältnifsmäfsig billigen Preisen gibt,
i Unter der früheren Regierung der Sherife von Mekka
lebten die Bewohner von Djetta in einer wahrhaft aristokratischen
Freiheit, die für die Fremden äufserst empfindlich
war. Streng und vorurteilsfrei ist die jetzige Verwaltung
unter dem Stellvertreter des Ibrahim Pascha, dem
Stiefsohn von Meheinet Ali Pascha. Er ist seit seinen
Siegen über die Wehabiten zum Pascha Von Hedjas und
Beschützer der heiligen Städte Mekka und Medina ernannt.
Ganz gegen das Prinzip der türkischen Provinzial
Regierungen, werden hier in Hedjas nie Stockprügel
gebraucht, Und die Mehrzahl der Angestellten ist aus
der Klasse der Eingebornen gewählt; selbst die türkischen
Soldaten sind gänzlich der Strenge der Gesetze
unterworfen; aber trotz diesem Fügen in die Nothwen-
digkeit, sich durch gerechte Verwaltung die Zuneigung
der Unterthanen zu erhalten und zu erwerben, ist es
doch nur die alte Eifersucht zwischen den verschiedenen
einheimischen Partheien, welche das Aufrechtstehen der
türkischen Macht in Hedjas möglich macht. Ohne den
tief eingewurzelten Privathafs unter sich würden die Ara