gelocktes, jedoch nie wolliges Haupthaar, musterhaft schö-,
ner Körperbau, durchgehends nur von mittlerer Gröfse,
eine bronzene Hautfarbe, — dieses ist das Bild eines
wahren Dongolawi. Die nämlichen Gesichtszüge findet
man im Allgemeinen bei den Ababdi, den Bisherie, einem
Theil der Bewohner der Provinz Schendi, und theilweise
auch bei den Abyssiniern. Welche Sprachverwandtschaft
diese verschiedenen Völker unter einander haben, dieses
zu untersuchen mangelte mir die Gelegenheit; dafs jedoch
die berberische Sprache, deren man sich von Gebel Deka
bis Wadi Ibrim und im ganzen Wadi Kenus. bedient,
wegen ihrer, weriigsylbigen, beinahe alle in Vocale endenden
Worte und harmonischen, sanften Modulation, als
eine Noba oder Negersprache anzusehen ist, dieses scheint
mir um so wahrscheinlicher, da einige Worte in der ber-
berischen Sprache und in dem Kordofaner Idfom von Ha-
räza, Gebel Atgian und Koldägi identisch sind. Vielleicht
ist diese Sprachverwandtschaft zum Theil die Ur-
, gache, warum die eingewanderten Araber die eigentlichen
Bewohner der Provinz Dongola, und überhaupt jeden
Eingebornen südlich von Assuan, dessen Muttersprache
die berberische ist, mit dem generischen Namen Nuba
bezeichnen. Dieses Wort gebraucht heut zu Tage der
Berber *) nie von sich selbsten, aber es ist der National-
*) Ich weifs nicht, aus welcher Veranlassung Burckhardt in I
seinen Reisen durch Nubien (p. 41 und 703 ) mittheilt, der Name I
Barabra (Plural von Berberi) sey eine von den Bewohnern zwi- I
sehen Assuan und dem Schakie - Gebiet ganz ungebräuchliche Na- I
tionalbenennung; ich hatte Gelegenheit, mich vom Gegentheil zu I
überzeugen; ja dieser Name ist es immer, welchen sie gebrau- I
chen, wenn sie vOn sich selbsten als Nation sprechen.
Name, mit welchem sich die freien Neger des Kordofan
charakterisiren; ich weifs dieses aus vielfältiger Erfahrung.
Die wegen dieser von mir gemuthmasten Sprachverwandtschaft
zwischen den Negern Nuba und den Barabra
bei mir geweckte Idee wefde ich weiter unten aus
einander setzen.
Viele Barabra sprechen das Arabische, aber nur sehr
wenig freie Araber halten es ihrer würdig, das Berberische
zu erlernen; beide Volks'stämme halten sich von
einander abgesondert, und eheliche Verbindungen zwischen
ihnen sind heut zu Tage sehr selten. Die eingewanderten
Araber haben theilweise ihre urväterliche Gesichtsform
fortgeerbt: etwas hervorstehende Stirn, durch
eine Auskerbung von der schön gekrümmten Nase getrennt,
proportionirter Mund mit kleinen, nie aufgewor-
fenfen Lippen, lebhafte, tief liegende Augen, zugerundetes
Kinn, mit ziemlich starkem Bart bewachsen, wenig
oder gar nicht gelocktes Haupthaar, mehr grofse als mittlere
Körperstatur, und mitunter hellere Hautfarbe schien
mir die vorwaltende Physiognomie dieses Volksstammes
zu seyn. Wie bei ihren Voreltern ist ihre nahmbarste Beschäftigung
Viehzucht und ihre Herberge in nomadischen
Zelten. Ausnahme von diesem unstäten Leben machen
i seit unbestimmter Zeit die arabischen Bewohner der Pro-
|vinz Schakie, und in neuerer Zeit haben auch einige
i Araberstämme in der Provinz Dongola feste Wohnungen
| bezogen und betreiben Ackerbau durch Wasserräder.
Die Barabra und Araber unterscheiden sich nicht
durch verschiedenartige Kleidung; ein grofses, von Fett
und Schmutz durchdrungenes baumwollenes Tuch, über
die Schultern und Lenden geworfen, bildet den ganzen
3