auf hundert fünfzig erwachsene Männer belaufen sollen.
Was die kleine Horde der räuberischen Haiwar anbetrifft,
die zwischen Akaba und Neghele sich herumzutreiben
pflegt, so konnte ich über deren Stärke keine
genaue Auskunft erhalten, doch zweifle ich, dafs solche
in allem über hundert Kopfe Seyn wird*
Die Geb e l l i e , welche in der Rangordnung den
freien Arabern am nächsten stehen, sollen, zufolge der
Angabe der Klosterpfaffen von St. Katharina, Nachkommen
der tausend (i) Sklaven vom Pontus Euxinus und
aus Oberegypten seyn, die Kaiser Justinian diesem Kloster
als Eigenthum schenkte 5 sie siedelten sich in den
Gebirgen der Umgebungen des Sinai an, daher soll der
Ursprung ihres Namens seyn; als Leibeigene des Klosters
mufsten sie dessen Gärten bauen und alle sonstigen vorkommenden
Frohndienste thun» Als-der Islamismus sich bis
in die hiesige Gegend verbreitete, emancipirten sich diese
Sklaven durch die Anahme der neuen Religion; sie fahren
jedoch fort, den grofsten Theil der ihnen früher obliegenden
Klosterarbeiten zu thun, wogegen jeder männliche Spröfs-
ling einen Gehalt an Geld und Lebensmitteln vom Kloster
bezieht. Die verschmitzten Pfaffen wissen durch Legenden
und vorgebliche Wunder einen gewissen Einflufs über
diese Leute zu behaupten. Dermalen sind zwei und achtzig
Individuen zum Empfang des Gehalts im Kloster eingeschrieben.
Ich weifs mir nicht die Namensverwandtschaft
zwischen den Gebellie und Gebalane zu erklären, womit
Josephus und Euseb die Bewohner der hiesigen Gegend
bezeichnet. *)
*) Wegen den Amalekitis und Gebalane hat man in Josephus
Antiquit., Lib. III., Cap. 2, nachzusehen.
Die Ha t e r i e sind die Nachkommen der Mograbi-
ner-Besatzung des befestigten Schlösses bei Tor, welches
Sultan Selim im Anfänge des sechzehnten Jahrhunderts
erbauen liefs. Dieses Schlofs scheint angelegt zu
seyn, um das Wassereinnehmen der mit Pilgern nach
Djetta segelnden Schiffe gegen die Räubereien der Araber
zu schützen; daher ihr heutiger Name Von dem arabischen
„Ha t er " , d.h. bereit, zum Dienste fertig. Das
Schlofs ist längst in Trümmer gefallen, Und die Haterie
| bewohnen nun gröfstentheils das Dorf Hedgibel, eine
Stunde südlich von Tor, wö sie Dattel- und Feigenpflan-
zungert haben. Einige beschäftigen sich mit Fischfang,
besonders zur Zeit, wenn Schiffe mit Pilgern in Tor vor
Anker liegen. Diese Haterie, als ein der Halbinsel fremdartiger
Volksstamm, stehen bei den freien Arabern in
keiner grofserert Achtung, als die Gebellie. Auf fünfzig
erwachsene Mannspersonen gab man mir die Stärke dieses
Stammes an.
Den eigentlichen Ursprung der Te hmi und die Etymologie
des Namens konnte, ich nicht erforschen, obgleich,
ich drei Monate lang mit Leuten dieses Stammes
herumschiffte. Nach den Gesichtszügen zu urtheilen (sie
haben stark gebogene zügeschärfte Nasen, durch eine
schwache Auskerbung von der Stirn getrennt, sehr schmale,
schön gewölbte Augenbraünen, lebhafte, tief liegende
Augen, kleinen, wohlpröpörtionirten Mund, etwas rück*
stehendes Kinn., beinahe bartlos, länglich ovales Gesicht,
glattes, schwarzes Haupthaar und gelbe Hautfarbe),
würde ich sie für Abkömmlinge aus Jemen halten, und
der Name Tehmi liefse sich auch von der Provinz Teha-
mah ableiten; doch besitze ich hierüber gar keine bestä-
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