länge ich in Djetta von diesem Wasser trank, von der
Krankheit heimgesucht: als mir späterhin durch den Stad-
commandanten reines Regenwasser verschafft wurde, ge-
nafs ich bald, jedoch zuzüglich der Mitwirkung des Ca-
lomels und der bittern Extracte. — Die Berge östlich
von Djetta nach Taifa zu gelegen haben ihren regel-
mäfsigen Winterregen; es sind Gewitter, die sich im
October und später einzustellen pflegen, und im Februar
zuweilen in anhaltenden Platzregen ausarten. In der
Nähe der Küste ist jedoch der Regen sehr selten, und
in den sechs Jahren vor meinem Aufenthalt in Djetta
hatte derselbe so zu sagen gänzlich gemangelt. Im Winter
ist übrigens die Temperatur der Luft zuweilen recht
frisch, und die Wohnungen der Reichen sind meistens
mit Fensterscheiben versehen, theils wegen der Kälte,
theils um gegen den schrecklichen Staub zu schützen,
womit die im Mai von Südost her wehenden Orkane die
Luft erfüllen. Die Hitze im Sommer ist über alle Mafsen
drückend, und mehrere Seewassersümpfe, die sich theil-
weise noch innerhalb der Mauern der Stadt befinden,
tragen in der heifsen Jahreszeit durch ihre Abdunstung
viel zu deren Vermehrung hei.
Alle arabischen Schiffe des rothen Meeres sind unbedeckt,
und führen ein oder zwei lateinische Segel.
Die gröfseren Fahrzeuge, wovon manche hundert fünfzig
Tonnen laden, nennt man Ba k e l e , die kleinen Dau.
Die meisten sind in Indien erbauet, und Werden nicht mit
Theer verkalfatert, sondern der im Wasser befindliche
Theil erhält einen Anstrich von einer Kalkcomposition,
welche gegen die Seewürmer schützt. Man ist so thö-
rigt, öfters diese Schiffe so zu beladen, dafs der Rand
nur einen Fufs hoch über der Meeresfläche emporstehet,
wobei man durch angebundene Strohmatten das Einschlagen
der Wellen zu verhindern sucht. Diese erbärmliche
Einrichtung erklärt, warum so viele Fahrzeuge auf dem
rothen Meere zu Grunde gehen» Einige wenige Barken
sah ich ganz ohne Eisennägel verfertiget, indem die Planken
mit ledernen Riemen zusammen genähet waren. Man
verfertiget sie an der Küste von Barbara, aufserhalb der
Meerenge von Bub el Mandel. Die in Massaua und der
Umgegend erbaueten Fahrzeuge haben eine ganz eigen-
thiimliche Form, nämlich das Hinter- und Vordertheil
ist ganz gleich erbauet, und endet in halbkonischem langem
Schnabel, der nach oben zu gekrümmt ist; das
Steuerruder bedarf daher eines eigenen Mechanismus mit
Tauen, die unter Wasser gehen, um regiert zu werden;
diese Fahrzeuge sollen ungemein schnell segeln, haben
aber innen sehr wenig Raum für Waaren. Viele derselben
bedienen sich eines grofsen viereckigen Segels von
Rohrmatten, und mit Erstaunen sah ich solche Barken
schwer beladen über das offene Meer von Suakin nach
Djetta fahren. Auf einem gewöhnlichen Fahrzeuge von
sechzig Tonnen befinden sich meist fünfzehn Matrosen;
immer sind unter denselben einige Negersklaven, welche
em Eigenthum des Schiffers sind, eine unumgänglich
nöthige Sache, weil kein arabischer Matrose durch
Contrakt an einen Herrn sich binden läfst.
Im Umgänge fand ich die Bewohner von Djetta äus-
serst höflich und von einer Art zuvorkommenden Gefälligkeit,
obgleich ein merkantilischer Egoismus nie zu
verkennen war. Auf die Befolgung ihrer Religionsgebräuche
sehen sie sehr genau, und keiner wird sich aus