Bemerkungen über Klima und Krankheiten.
Die Wetterphänomene wiederholen sich in der Provinz
Dongola im jährlichen Zeitlauf mit einiger Regel-
mäfsigkeit. Die Wintermonate, December und Januar,
zeichnen sich durch mehrere kalte Nächte aus; selbst
während der Tagszeit ist es zuweilen unangenehm frisch,
wenn heftiger Südwestwind von den. mit Schnee bedeckten
africanischen Centralgebirgen bläst; man hat Beispiele,
dafs in regnerischen Jahren die stehenden Wasserstellen
in der Wüstesteppe sich mit zolldicker Eiskruste
bedeckten. Diese ganz ungewöhnliche Kälte ist
namentlich den Kindern durch Krankheit verderblich, da
ihr gänzlicher Kleidermangel sie schutzlos läfst. Uebri-
gens pflegt die Atmosphäre meistens ganz rein zu seyn.
Februar und März sind schon warm zu nennen; eine
Folge des erhöheten Sonnenstandes bei wolkenlosem Him7
mel und öfters herrschender Windstille. Nachtnebel beobachtete
ich nie, auch beinahe keinen Thau von Octo-
ber bis Juni (Juli, August und September war ich immer
auf Reisen in 'hördlichen Gegenden). Selbst noch gegen
Ende Februars fiel das Thermometer einmal Morgens bei
frischem Nordwind auf 9° Reaumur, aber gewöhnlich
war es bei Sonnenaufgang 17 — 18°, gegen Mittag circa
24®, und herrschte Windstille, so stieg die Wärme gegen
zwei Uhr Nachmittags auf 28°. Diese Wärme trägt
zur Entwickelung einer kleinen Fliege hei, die sich in
dieser Jahrszeit in unzähligen Schwärmen über die Fläche
des Nilschlammthals verbreitet. Myriaden dieser
Thiere stürzen gleichzeitig auf Menschen und Vieh, dringen
in die Augen, Nase und Ohren, und verursachen
mit ihrem rüsselartig geformten Mund empfindliche Schmerzen.
Nichts schützt vor diesem harpienartigen Insekt,
als Rauch und Finsternifs; daher pflegen selbst manche
Barabra, um sich zu schützen, ein Stück, glimmenden
Kuhfladen in der Hand zu tragen, dessen Rauch ihnen
das Gesicht bedunstet. Bei Nordwind ziehen sich diese
Thiere alle auf die Südseite der dicken Büsche, und die
wogenden, dicht gedrängten Massen gewähren dann einen
sonderbaren Anblick.— Im Laufe des Aprils pflegen
sich Stürme von Nordwest aus einzustellen, die von ungewöhnlicher
Heftigkeit sind; einen solchen Orkan hatten
wir am 7. April 1823 in Dongola; Tags zuvor war
es vollkommen windstill; die Atmosphäre war durch Dünste
verdickt und verhüllte fortwährend die Sonne; dennoch
stieg der Merkur um zwei Uhr Nachmittags auf
31° Reaumur. Gegen Abend erhob sich ein schwacher
Westwind, er hatte sich bis zum folgenden Morgen nach
Nord-Nordwest gewendet und an Stärke immer zugenommen
, bis er gegen Sonnenaufgang sich in einen heftigen
Sturm verwandelte, der acht Stunden lang wüthete;
die Luft war dergestalt mit Sand und Staubmassen geschwängert,
dafs man keine 40 Schritte weit sehen konnte.
Während dem Sturme wechselte mehrmals die Polarität